Warnschilder mit der Aufschrift Tempo 60, Ozon, Smog

Sommerstress

Sommersmog

Wenn sich die Stadtluft im Sommer so richtig aufheizt, kann es zu hohen Konzentrationen von Ozon kommen. Bodennahes Ozon greift die Atmungsorgane an und schädigt auch Pflanzen und Tiere.

Von Pia Bausch

Stickoxide, Kohlenwasserstoffe und Co

Das bodennahe Ozon ist nicht zu verwechseln mit dem Ozon der weit entfernten Stratosphäre, dessen nützliche Funktion es ist, ultraviolette (UV) Strahlen von der Erde abzuhalten.

Bodennahes Ozon entsteht, wenn Stickoxide, Kohlenwasserstoffe und die UV-Strahlung der Luft aufeinandertreffen. Autos, Industrie und Privathaushalte liefern durch ihre Emissionen die nötigen Ausgangsstoffe für die Entstehung des gesundheitsschädlichen Ozons.

Kommt im Sommer die vermehrte UV-Strahlung hinzu, klettert die Ozonkonzentration rasant in die Höhe. Wird ein bestimmter Grenzwert überschritten, spricht man von Sommersmog oder Los-Angeles-Smog. Erreicht die Ozonkonzentration den Grenzwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3), muss die Bevölkerung informiert werden.

Werden 240 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten, wird Ozonalarm ausgerufen. Empfindliche Menschen sollten sich dann in geschlossenen Räumen aufhalten oder die Gefahrenzone ganz verlassen.

Auf keinen Fall sollte man größere körperliche Anstrengungen auf sich nehmen. Das Umweltbundesamt stellt die aktuellen Ozonmesswerte an vielen Standorten Deutschlands für jeden zugänglich ins Internet.

Grenzwertmesstattion von Ozon, Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid

Sind die Grenzwerte zu hoch, muss die Bevölkerung informiert werden

Zu große Hitze kann lebensgefährlich werden

Große Hitze macht vor allem alten Menschen und Kindern zu schaffen. Im Rekordsommer 2003 starben allein in Deutschland mehr als 7000 Menschen an den Folgen der extremen Hitze. Entsprechend wichtig ist es, die Menschen rechtzeitig vorzuwarnen, damit sie ihr Verhalten an die Extremsituation anpassen können.

Zu diesem Zweck haben Wissenschaftler den sogenannten Klima-Michel entwickelt: ein Vorhersage-Modell, das berechnet, wie der Körper eines durchschnittlichen Mitteleuropäers auf feucht-warme Wetterlagen reagiert. Das Programm simuliert den Wärmehaushalt unseres Organismus'. Wie der Körper mit Hitze klarkommt, hängt von Alter, Fitness, Größe und Gewicht sowie von äußeren Faktoren wie der Luftfeuchtigkeit ab.

Der Klima-Michel errechnet aus allen physiologisch relevanten Daten einen Wert, die sogenannte gefühlte Temperatur. Überschreitet diese den Grenzwert von 32 Grad Celsius, gibt der Deutsche Wetterdienst in Freiburg eine Hitzewarnung heraus. Schulen oder Altenheime können dann entsprechend reagieren und das Tagesprogramm anpassen.

Hitzefreundliche Stadtarchitektur

Die Bauweise mitteleuropäischer Häuser ist bisher nicht auf große Hitze ausgelegt. Im Zuge des Klimawandels, steigender Durchschnittstemperaturen und zunehmender Hitzewellen werden stadtklimatische Lösungen für das Hitzeproblem aber immer notwendiger.

Ungedämmte Fassaden, die riesige Wärmemengen speichern und eine Blockbauweise, die keine Frischluftzufuhr zulässt, sind in den Städten bisher oft noch der Regelfall. Grünflächen und Bäume sorgen zwar für Sauerstoffzufuhr und kühle Luft, das allein löst jedoch nicht das Problem.

Die entstehende Frischluft muss bewegt werden, um spürbar für Abkühlung zu sorgen. Stehende Kaltluft hilft wenig. Im Gegenteil: Sie verschärft das Problem, da sich in ihr vermehrt Luftschadstoffe akkumulieren.

Aber die Städteplaner denken um. Die Bauweise der Zukunft sieht Gebäude unterschiedlicher Höhe und Form vor, damit sich Windschneisen bilden können. So können die verschiedenen Luftschichten kräftig durchmischt und den Großstädtern kann die ersehnte Abkühlung verschafft werden.

Menschen im Park

Grünflächen alleine sorgen nicht für ausreichend Sauerstoffzufuhr

Bauen nach uraltem Vorbild

Die wohltuende Kühle alter Kirchen, südländische Patios oder wohltemperierte Wüstenbauten machen es vor: Die Raumtemperatur ist einzig und allein eine Frage der Bausubstanz und der Bauweise. Nach uraltem Vorbild konstruierte Häuser sind allein durch ihre Bauweise und die verwendeten Materialien klimaneutral.

In der iranischen Wüstenstadt Yazd dient ein Gemisch aus Lehm und Strohhäcksel als Bausubstanz. Das Material ist luftdurchlässig und dadurch temperaturneutral, denn Luft leitet Wärme sehr schlecht. Für Frischluft sorgt in den traditionellen Bauten ein Belüftungssystem, das kalte Luft aus dem Untergrund einschleust und so Kühle und Luftzirkulation ermöglicht.

Die Funktionsweise moderner Passivhäuser beruht auf dem gleichen Prinzip. Neuartiger, extrem leichter Beton funktioniert wie der Baustoff in Yazd. In den Beton integrierter luftgefüllter Ton oder Kügelchen aus Glas reduzieren die Wärmeleitung und schaffen eine konstante Raumtemperatur. Moderne Belüftungssysteme können Heizung und Klimaanlage nahezu überflüssig machen.

Häuser der iranischen Stadt Yazd

Vorbild für Passivhäuser – die Bauweise der iranischen Stadt Yazd

Quelle: SWR | Stand: 31.01.2020, 14:00 Uhr

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