Verbrechen
Deutsche Polizei
Rund 330.000 Polizisten gibt es in Deutschland. Sie haben einen vielseitigen und oft anstrengenden Beruf: Sie wehren Gefahren ab, verfolgen Straftaten und sorgen für die Sicherheit der Menschen.
Von Ingo Neumayer
Geschichte der Polizei in BRD und DDR
In der Nazizeit war die deutsche Polizei durch Adolf Hitler zentralisiert und machte als "Geheime Staatspolizei" (Gestapo) Jagd auf politische Gegner.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs organisierten die alliierten Siegermächte die Verwaltung in Deutschland neu. Wichtigstes Merkmal im Westteil der besetzten Gebiete: Die Polizei sollte nach den Erfahrungen der Nazizeit dezentral agieren und wurde deshalb zur Ländersache.
So bildeten sich in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Strukturen heraus, etwa in der Verwaltung und der Zuständigkeit.
Nachdem die sogenannte "Entnazifizierung" abgeschlossen war, rückten in der BRD viele Beamte, die schon in der Nazizeit als Polizisten tätig gewesen waren, auf ihre alten Posten zurück.
Parallel zu den Polizeien der Länder wurden später auch auf Bundesebene Polizeien mit genau beschriebenen Aufgaben eingerichtet: zum Beispiel der Bundesgrenzschutz (ab 2005 Bundespolizei), das Bundeskriminalamt sowie die Polizei des Bundestags.
In der DDR dagegen wurde die Polizei auf Betreiben der sowjetischen Besatzungsmacht zentral geführt. Im Gegensatz zur BRD gab es so gut wie keine personellen Überschneidungen mit dem NS-Regime. Wer vor dem 8. Mai 1945 Polizist war, wurde entlassen. Das hatte zur Folge, dass die meisten Polizisten der DDR Berufsanfänger waren und so war das professionelle Niveau anfangs entsprechend gering.
Zudem wurde die Polizei durch die Staatsführung instrumentalisiert. Neben der Volkspolizei wurde eine politische Geheimpolizei eingerichtet, die dem Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) unterstellt war.
Volkspolizisten im Einsatz
Die Aufgaben: Gefahrenabwehr und Strafverfolgung
Heute hat die deutsche Polizei zwei große Aufgabenkomplexe: die Gefahrenabwehr und die Strafverfolgung.
Die Gefahrenabwehr hat das Ziel, für öffentliche Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Dafür gehen Polizisten unter anderem "auf Streife" – zu Fuß, auf dem Fahrrad, im Auto, mit dem Motorrad oder auch mit dem Hubschrauber.
Durch ihre Präsenz sind sie teilweise vorbeugend tätig und können kritische Situationen früh erkennen und bereinigen. Zudem erhöhen die Polizisten durch ihre Präsenz das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.
Polizeistreife in Köln
Als Strafverfolgungsbehörde ist die Polizei für die Staatsanwaltschaft tätig, indem sie Straftaten ermittelt und aufklärt. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden einem Gericht vorgelegt, das sie in einem Verfahren beurteilt. Im Rahmen dieser Aufgabe übt die Polizei das staatliche Gewaltmonopol aus. Sie nimmt Personen fest, beschlagnahmt Gegenstände oder durchsucht Wohnungen, Personen und Autos.
Hierbei ist die Polizei an strenge rechtliche Auflagen gebunden. Die Polizeigesetze regeln genau, zu welchen Mitteln ein Polizist greifen darf, wenn er Straftäter verfolgt. Diese Mittel müssen verhältnismäßig zur jeweiligen Straftat sein. So wäre es etwa unverhältnismäßig, bei der Verfolgung eines Ladendiebes eine Waffe einzusetzen.
Gegen alle Maßnahmen, die die Polizei veranlasst, kann vor einem Verwaltungsgericht Klage erhoben werden. Allerdings hat das keine aufschiebende Wirkung – die polizeiliche Maßnahme wird auf jeden Fall durchgeführt.
Vom Streifendienst bis zum Wasserschutz
Wenn ein Notruf bei der Telefonnummer 110 eingeht, sind Schutzpolizisten meist die Ersten am Geschehen. Sie vernehmen Zeugen und Beschuldigte, schlichten bei Streitigkeiten und klären Straftaten auf.
Zur Schutzpolizei gehört auch die Verkehrspolizei. Sie überwacht den Verkehr, nimmt Unfälle auf, führt Kontrollen durch, begleitet Staatsgäste und sorgt für die Verkehrserziehung in Schulen und Kindergärten. Die Wasserschutzpolizei ist für die Sicherheit auf den Wasserwegen zuständig und überwacht Umweltgesetze.
Die Kriminalpolizei ist im Gegensatz zur Schutzpolizei nahezu ausschließlich mit der Aufklärung und Vorbeugung von Verbrechen beschäftigt. Innerhalb der Kriminalpolizei gibt es oft verschiedene, nach Deliktart spezialisierte Ressorts, etwa für Kapitalverbrechen wie Mord und Raub, Wirtschaftskriminalität, organisiertes Verbrechen oder Drogendelikte.
Die Wasserschutzpolizei bearbeitet viele Umweltdelikte
Einsatzhundertschaften: allzeit bereit
Eine Sonderstellung nimmt die Bereitschaftspolizei ein. Sie besteht in der Regel aus mehreren geschlossenen Einheiten, den Einsatzhundertschaften. Diese sind ähnlich wie militärische Einheiten streng hierarchisch organisiert. Bereitschaftspolizisten haben einen festen Standort und werden je nach Situation von verschiedenen Stellen angefordert.
Eine solche Stelle kann einerseits die Schutzpolizei sein, wenn eine Großveranstaltung wie ein Fußballspiel oder eine Demonstration bevorsteht. Aber auch die Kriminalpolizei wird von Bereitschaftspolizisten unterstützt, etwa bei der Suche nach einem Vermissten.
Die Einsatzhundertschaften können auch in anderen Bundesländern und sogar im Ausland tätig werden.
Großeinsatz: ein Fall für die Bereitschaftspolizei
Wie wird man Polizist?
Wer in Deutschland Polizist werden will, sollte Bürger der Europäischen Union sein, darf keine Vorstrafen haben und muss sich zur Verfassung bekennen. Je nach Bundesland unterscheiden sich die Vorgaben hinsichtlich Höchstalter (meist 31 Jahre) und Mindestgröße (meist 1,62 Meter).
In einem mehrtägigen Test werden dann die körperlichen, psychischen und sozialen Fähigkeiten ermittelt. Je nach Ausbildung qualifiziert man sich für den mittleren, gehobenen oder höheren Dienst. Die polizeiliche Ausbildung dauert zwischen zwei und dreieinhalb Jahren.
Bis in die 1970er-Jahre war die Polizei eine Männerdomäne. Dann wurden die ersten Frauen im Kriminaldienst eingestellt, Ende der 1970er auch im Schutzdienst. Als letztes Bundesland ließ Bayern 1990 Frauen für die Schutzpolizei zu.
Vereidigungsfeier der Polizei
(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 31.03.2020)
Quelle: WDR