Globaler Handel
Kontinentalsperre unter Napoleon
Im Jahr 1806 löste der französische Kaiser Napoleon I. eine der größten Wirtschafts- und Handelsblockaden der europäischen Geschichte aus: die so genannte Kontinentalsperre.
Von Carsten Günther
Im Jahr 1806 löste der französische Kaiser Napoleon I. eine der größten Wirtschafts- und Handelsblockaden der europäischen Geschichte aus: die so genannte Kontinentalsperre.
Hintergrund war ein Handelsstreit zwischen Frankreich und Großbritannien, der schon seit Jahrzehnten andauerte. 1793 hatte Großbritannien, das sich mit Frankreich im Krieg befand, eine Seeblockade über französische Hafenstädte verhängt: Die Briten kaperten alle Schiffe, die ihre Waren zu den französischen Häfen bringen wollten.
So sollte Frankreich von seinem Überseehandel abgeschnitten werden. Als Reaktion darauf verhängten die Franzosen ein Importverbot für britische Waren.
Als Napoleon 1799 die Macht in Frankreich übernahm, erkannte er schnell, dass er Großbritannien militärisch nicht besiegen konnte. Daher begann er einen Handelskrieg, denn er hoffte, die Briten wenigstens wirtschaftlich bezwingen zu können.
Die Französische Revolution und Napoleon
01:39 Min.. UT. Verfügbar bis 29.03.2027. Von Felicitas Graßl, Saba Bussmann.
1806 hatte Napoleon einen großen Teil des europäischen Kontinents unter seine Kontrolle gebracht. Am 21. November 1806 verkündete er in Berlin die sogenannte "Kontinentalsperre".
Er verbot den von Frankreich beherrschten europäischen Staaten – darunter Preußen, Holland, Spanien und Teilen Italiens – so wörtlich "allen Handel und alle Korrespondenz nach den Britischen Inseln". Kein Schiff aus England oder aus den englischen Kolonien durfte mehr in einem Hafen dieser Länder anlegen.
In den folgenden Jahren schlossen sich weitere Länder der Wirtschaftsblockade gegen Großbritannien an. Schließlich war fast der gesamte europäische Kontinent an der Handelssperre beteiligt. Die Regierung in London reagierte mit Gegenblockaden und verhängte hohe Zölle von 25 Prozent für die Ladung von Schiffen, die aus Frankreich oder seinen verbündeten Staaten kamen. Zudem blühte der Schmuggel auf.
Nachdem die europäischen Mächte die Truppen Napoleons nach und nach wieder aus dem Kontinent zurückgedrängt hatten, wurde die Kontinentalsperre Anfang 1813 offiziell aufgehoben. Den Machtkampf gewannen letztlich die Briten, die ihren Handel größtenteils nach Amerika verlagert hatten. Nach Napoleons endgültiger Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 stieg Großbritannien unangefochten zur Weltmacht und zum Herrscher über den Seehandel auf.
Mit der Kontinentalsperre verbot Napoleon I. den Handel mit Großbritannien
(Erstveröffentlichung 2021. Letzte Aktualisierung 25.11.2021)
UNSERE QUELLEN
- WELT: "So stieg England zum weltgrößten Drogendealer auf"
- Deutschlandfunk: "Boykott zum eigenen Schaden. 1806 verhängte Napoleon die Kontinentalsperre gegen England"
- Süddeutsche Zeitung: "Ein Schritt in die Katastrophe"
- Frankfurter Rundschau: "Donald Trump, der Handelskrieger. Er kämpt mit Strafzöllen und Drohungen – bringt ihm das etwas?"
- Nils Ole Oermann, Hans-Jürgen Wolff: "Wirtschaftskriege. Geschichte und Gegenwart". Verlag Herder, Freiburg 2019
- Ulrich Blum: "Wirtschaftskrieg – Rivalität ökonomisch zu Ende denken". Verlag Springer Gabler, Wiesbaden 2020 (E-Book)
- Diedrich Saalfeld: "Die Kontinentalsperre". In: Hans Pohl (Hrsg.): "Die Auswirkungen von Zöllen und anderen Handelshemmnissen auf Wirtschaft und Gesellschaft vom Mittelalter bis zur Gegenwart". Stuttgart 1987, S. 121–139, S. 121.
Quelle: WDR