Wohnen und Gesundheit
Luftschadstoffe in der Wohnung
Dicke Luft in der Wohnung macht auf Dauer krank. Wir verbringen den größten Teil unserer Lebenszeit in geschlossenen Räumen und atmen dabei ein, was Haushaltsreiniger, Farben, Lacke, Klebstoffe, Teppichböden oder Möbel über die Jahre ausdünsten.
Von Ulrich Neumann
Gefahr durch Weichmacher und Lösungsmittel
Es sind vor allem Weichmacher und Lösungsmittel, die früher bedenkenloser als heute in Baustoffen verarbeitet wurden und noch immer in der Innenraumluft nachgewiesen werden können – bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger.
Während es für die Außenluft unzählige Vorschriften und Richtlinien hinsichtlich der Schadstoff- und Feinstaubbelastung gibt, sind wir in der Wohnung selbst verantwortlich. Raucher leben dabei in einer wahren Giftküche, denn kein zugelassener Baustoff enthält so viele gesundheitsschädliche Stoffe, wie sie beim Rauch einer Zigarette entweichen.
Bei den Substanzen, die aus Baustoffen und Teilen der Wohnungseinrichtung entweichen können, handelt es sich um sogenannte "flüchtige organische Verbindungen". Da sind zum einen die kettenförmigen Kohlenwasserstoffe zu nennen, die als Fettlöser in verschiedenen Haushaltsreinigern enthalten sind. Dazu zählen zum anderen auch die ringförmigen Kohlenwasserstoffe, die von Klebstoffen und Farben abgesondert werden, aber auch von frischen Druckerzeugnissen.
Flüchtige organische Verbindungen finden sich in vielen Haushaltsreinigern
Daneben gibt es noch die sogenannten "schwerflüchtigen organischen Verbindungen", die in geringen Mengen über einen längeren Zeitraum häufig geruchsneutral ausgasen und deshalb als gesundheitlich unbedenklich gelten.
Für die Hersteller hat das den Vorteil, dass die heute in der Regel verwendeten schwerflüchtigen Lösungsmittel aufgrund ihrer Eigenschaften nicht gekennzeichnet werden müssen und die Hersteller ihre Produkte damit als "lösemittelfrei" bewerben dürfen, selbst wenn sie tatsächlich Lösemittel enthalten.
Schwarzer Staub
Auch die schwerflüchtigen Substanzen hinterlassen in der Innenraumluft ihre Schadstoffspuren. Das zeigt sich an einem Phänomen, das erst seit den 1990er-Jahren häufiger zu beobachten ist: der sogenannte “schwarze Staub“, auch "Fogging-Effekt" (englisch "fog" = Nebel) genannt.
Dabei handelt es sich um einen schmierigen schwarzen Belag, der sich häufig oberhalb von Heizkörpern oder über Lampen niederschlägt. Noch ist die Entstehung des schwarzen Staubes nicht restlos geklärt. Viele Anzeichen sprechen jedoch dafür, dass die schwerflüchtigen organischen Verbindungen dabei eine Rolle spielen.
Sie enthalten langkettige Kohlenwasserstoffe, die seit etwa zwei Jahrzehnten als Weichmacherverbindungen bei der Herstellung von Farben, Fußbodenklebern, PVC-Böden, Holzlaminat sowie in Kunststoffen und Dekorplatten verwendet werden.
Zwar gasen diese Produkte langsamer aus, dafür aber über einen längeren Zeitraum. Und sie scheinen sich vor allem in der Heizperiode mit den in der Luft vorhandenen Schwebstaubpartikeln zu verbinden.
Umstritten ist derzeit noch das gesundheitliche Risiko. Während das Umweltbundesamt den schwarzen Staub für unbedenklich hält, warnen andere vor der Feinstaubbelastung, die ein gesundheitliches Risiko darstellen könnte.
Schwarze Ablagerungen müssen nicht immer Schimmel sein
Quelle: SWR | Stand: 06.01.2020, 15:33 Uhr