Ein ghanaischer Fußballfan feiert seine Mannschaft beim African Cup 2015 beim Spiel gegen Algerien

Afrika

Ghana

Die Geschichte Ghanas reicht rund 40.000 Jahre zurück. Drei Jahrhunderte lang lag hier der größte Sklaven-Handelsplatz Afrikas. Doch Ghana war auch einer der ersten Staaten, der nach der Kolonialherrschaft seine Unabhängigkeit zurück erkämpfte.

Von Annika Zeitler

Ghanas Geografie

Ghana liegt am Golf von Guinea: dort, wo der Atlantische Ozean im Norden und im Osten auf die Küsten der westafrikanischen Länder trifft. Das Land grenzt im Westen an die Elfenbeinküste, östlich an Togo und im Landesinneren an Burkina Faso.

Ghana ist ungefähr so groß wie Großbritannien. Das Land zählt etwa 29 Millionen Einwohner und ist in zehn Verwaltungseinheiten aufgeteilt, vergleichbar mit den Bundesländern in Deutschland.

Im Süden des Landes, an der Küste, liegt Ghanas Hauptstadt Accra. Sie wurde von einem afrikanischen Händlervolk gegründet, den Ga. Als Ackerbauern betrieben sie an der Küste Landwirtschaft.

Heute zählt Accra Schätzungen zufolge mehr als drei Millionen Einwohner. Die Stadt wächst rasant, denn viele Menschen ziehen mit der Hoffnung auf Arbeit von den Dörfern in die Hauptstadt.

Sprache und Bildung

Die Amtssprache in Ghana ist Englisch, denn das Land war lange von den Briten als Kolonialmacht besetzt. Englisch wird in Ghana von allen Menschen mit Schulbildung gesprochen, alles in allem von rund 60 Prozent der Bevölkerung. Im Land besteht Schulpflicht und das erklärt, warum die meisten qualifizierten ausländischen Arbeiter in westafrikanischen Ländern aus Ghana stammen: Ingenieure, Ärzte, Piloten, Lehrer, Krankenschwestern, Maurer, Mechaniker und viele mehr.

Ein berühmter Ghanaer war Kofi Annan, von 1997 bis 2006 Generalsekretär der Vereinten Nationen. Er starb 2018, wird aber bis heute wegen seines Einsatzes für Menschenrechte und den Weltfrieden von vielen Menschen in Ghana als Volksheld verehrt. Er wurde an einem Freitag geboren – das erkennt man an seinem Vornamen Kofi.

Denn in Ghana gibt es eine besondere Tradition: Oft werden die Kinder nach dem Tag ihrer Geburt benannt -- für jeden Wochentag gibt es einen bestimmten Vornamen für Männer und einen für Frauen. Dazu bekommen viele Kinder weitere Vornamen, die zum Beispiel anzeigen, ob sie ein Zwilling sind und wie viele Kinder schon vor ihnen in der Familie geboren wurden.

Kofi Annan

Kofi Atta Annans Name verrät, dass er freitags als Zwilling geboren wurde

Reich an Landschaften...

Ghana ist ein tropisches Land, das klimatisch vom nahen Äquator beeinflusst wird. So gibt es in Ghana keine vier Jahreszeiten, sondern nur eine trockene und eine feuchte Jahreszeit. Die Trockenzeit ist sehr heiß, die Regenzeit schwülwarm.

Die Landschaften in Ghana wechseln oft: Es gibt Dickicht, Grasland, Savanne und auch Regenwald. Vor allem in den tropischen Wäldern ist vieles noch weitgehend unerforscht. Dort gibt es uralte riesige Bäume und exotische Pflanzen.

Ursprünglich war der Regenwald in Ghana viel größer als heute, aber nach dem Zweiten Weltkrieg brauchte Ghanas damalige Kolonialmacht Großbritannien Geld. Die Edelhölzer wurden gefällt, weitflächige Kakao- und Kaffeeplantagen angelegt und große Areale für Ananasfarmen gerodet.

Auch heute exportiert Ghana noch Kaffee, Tee, Kautschuk, Zuckerrohr und Kakao in den Westen. Das Land an der Westküste Afrikas ist nach der Elfenbeinküste weltweit der zweitgrößte Produzent von Kakao. Zurück importiert werden weiterverarbeitete Produkte: Schokolade, aber auch zum Beispiel Seife und Autoreifen. Dadurch kann sich Ghana, wie viele andere afrikanische Länder auch, wirtschaftlich schlecht weiterentwickeln.

Kakaopflanze.

Ghana ist der zweitgrößte Exporteur von Kakao

… und Bodenschätzen

Ghana versucht heute, sich von den Monokulturen aus der Kolonialzeit zu trennen und konzentriert sich mehr auf seine einheimischen Produkte wie Sheabutter, Baumwolle und Kolanüsse. Auch die Viehzucht gewinnt an Größe, vor allem Schafe, Rinder und Ziegen werden im ganzen Land gezüchtet.

Mit seinen fruchtbaren Böden ist Ghana ein agrarwirtschaftliches Land, über die Hälfte der Bevölkerung ist hier beschäftigt. Im Küstengebiet ist auch die Fischerei ein großer Wirtschaftszweig.

Gold ist und bleibt das wichtigste Exportgut des Landes. Es macht über 30 Prozent vom gesamten Export aus. Ghana besitzt eine Vielzahl unterschiedlicher Bodenschätze, deren Reserven bisher wenig oder noch gar nicht aus dem Boden geholt werden.

Manche Experten nennen Ghana deswegen ein "geologisches Wunder": Blei, Zinn, Kupfer, Tantalit, Kolumbit, Quecksilber, Öl, Erdgas und Eisenerz liegen noch verborgen.

Sklavenhandel an der Küste Westafrikas

Die Geschichte Ghanas reicht sehr weit zurück. Vor 40.000 Jahren gab es dort die ersten Siedlungen. Im Mittelalter wird von dem großen Königreich Alt-Ghana berichtet, wo die heutigen Republiken Mauretanien, Senegal und Mali liegen. Es gehörte damals zu den einflussreichsten Mächten in Westafrika.

Die ersten Europäer kamen im 15. Jahrhundert nach Ghana. Dort trafen sie auf das Volk der Ashanti, die Handel betrieben und berühmt für ihr Gold waren, für ihre Handwerkskunst und ihre Kriegskunst.

Die Portugiesen konzentrierten sich zunächst auf den Handel mit Gold, Pfeffer und Elfenbein. Aber mit der Eroberung Amerikas im Jahr 1492 änderte sich das: Ab 1505 begannen die Sklaventransporte zu den Tabak-, Baumwoll- und Zuckerplantagen der Neuen Welt.

Ab dann war Ghana mehr als drei Jahrhunderte lang der größte Sklaven-Handelsplatz Afrikas. Portugiesische Kaufleute ließen Menschen entführen, auf Schiffe zwingen und nach Nordamerika verkaufen. Bald beteiligten sich mehr und mehr Europäer am Handel mit Sklaven und Gütern.

Auch manche Ghanaer selbst hätten sich am Sklavenhandel beteiligt und daran verdient, sagen Historiker. Ibrahima Thioub etwa, senegalesischer Historiker und Uni-Rektor in Dakar, vertritt die These: Ohne die Kooperation afrikanischer Eliten mit den Europäern sei der Sklavenhandel gar nicht möglich gewesen.

Bis heute erinnern die Sklavenburgen entlang der Westküste Afrikas an dieses dunkle Kapitel der ghanaischen Geschichte. Hier wurden die gefangen genommenen Ghanaer unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesperrt, bis sie als Sklaven nach Amerika verschifft wurden.

Viele Burgen sind bis heute gut erhalten, einige wurden zu politischen oder kulturellen Einrichtungen umfunktioniert. So ist die Christiansborg der Sitz der heutigen Regierung Ghanas in der Hauptstadt Accra.

Sklavenburg Elmina.

Die ehemalige Sklavenburg Elmina an der Küste Ghanas

Weg in die Unabhängigkeit

1820 erklärten die Briten Ghana unter dem Namen "Goldküste" zu ihrer Kolonie und hielten das Land mehr als 130 Jahre lang besetzt. In den 1950er-Jahren setzte sich der Politiker Kwame Nkrumah an die Spitze der Widerstandsbewegung, organisierte Streiks und Boykotte – und war somit maßgeblich daran beteiligt, dass sich Ghana am 6. März 1957 von der Kolonialherrschaft befreite und wieder ein unabhängiger Staat wurde.

Nkrumah wurde zum ersten Staatspräsidenten Ghanas gewählt, aber er war umstritten. Als Premier Ghanas unterstützte er viele Befreiungsbewegungen auf dem Kontinent, ging auf Konfrontationskurs mit den Westmächten und suchte die Nähe zur Sowjetunion. Er nahm immer stärker die Züge eines Diktators an und führte das Land mit seiner sozialistischen Politik in den Ruin.

Fallende Kakaopreise und schlecht finanzierte große Entwicklungsprojekte führten zu chaotischen wirtschaftlichen Bedingungen. 1966 wurde Nkrumahs Herrschaft durch einen Putsch beendet. Anschließend gab es einen Wechsel zwischen Militärherrschaften und demokratisch gewählten Regierungen.

Kwame Nkrumah.

Staatspräsident Kwame Nkrumah 1960

Das schwarze Gold bestimmt die Zukunft

Ghana gilt als eine der wenigen funktionierenden Demokratien in Afrika und ist damit Vorbild für den ganzen Kontinent. Politisch gilt das Land als stabil, auch die Wirtschaft ist relativ breit aufgestellt. Trotzdem gehört Ghana zu den ärmsten Ländern der Welt. Es hat wie jedes Entwicklungsland mit Schulden, wenig Kapital, fallenden Weltmarktpreisen und einer hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen.

2007 wurden vor der Küste Ölfelder entdeckt. Ein Gesetz soll garantieren, dass einheimische Unternehmen ausreichend beteiligt werden. Doch den Großteil der Lizenzrechte haben sich ausländische Firmen gesichert. Die Zukunft des Landes wird wohl vom Erdöl abhängen oder vielmehr von denjenigen, die davon profitieren.

Ein Fischer wirft bei Sonnenaufgang seine Netze ins Meer.

Vor der Küste Ghanas wurde 2007 Öl entdeckt

(Erstveröffentlichung 2013. Letzte Aktualisierung 29.09.2022)

Quelle: WDR

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