Die Botanik wird dominiert von der Farbe Grün. Im Frühling und Sommer kommen auch bunte Blüten hinzu, meist in weiß, gelb oder rot. Blaue Blüten sind in der Natur dagegen seltener vertreten. Eine große und kräftige blaue Blüte, zum Beispiel bei einer Rose oder Tulpe, wäre also etwas Besonderes.
Als etwas ganz Seltenes und Wunderbares betrachtete auch der Dichter Novalis in der Romantik eine solche blaue Blume. Deshalb machte er sie in seinem Roman "Heinrich von Ofterdingen" zu einem Hauptgegenstand.
Die Literatur der Romantik
01:59 Min.. UT. Verfügbar bis 20.12.2027. Von Anja von Kampen/VisionX.
Die Geschichte spielt im Mittelalter und erzählt von einem jungen Minnesänger, der zu einem hervorragenden Dichter heranreift. Im Traum erscheint ihm eine sagenhafte blaue Blume als Symbol für romantische Sehnsucht nach neuen Bewusstseins- und Erlebnishorizonten. Der Held begibt sich auf die Suche nach dieser traumhaften blauen Blume und macht dabei Erfahrungen mit dem Leben und der Liebe.
Dieser Roman erschien 1802 – ein Jahr nach dem frühen Tod von Novalis – und wurde prägend für die weiteren Werke der Romantik, weil er wichtige Ziele der romantischen Bewegung benennt. Er zeigt die Sehnsucht auf, die Verbundenheit zu Heimat und Vergangenheit, er beschreibt das Vorhandensein einer inneren und äußeren Realität, von der die Seele des Menschen geprägt ist.
Van Goghs Vorstellung von blauen Blumen
Außerdem spielt Novalis mit wichtigen Stilmitteln der Romantik, baut Träume, Gedichte, Lieder und Märchen in die Geschichte ein.
Sowohl Novalis selbst als auch das Bild der blauen Blume wurden zu einem Mythos und zu einem Sinnbild der romantischen Literatur in Deutschland – unter anderem durch den frühen Tod des Dichters und wegen der Unvollendetheit dieses Romans, die alle Deutungen über den Ausgang der Geschichte zulässt. "Auf der Suche nach der blauen Blume" zu sein, wurde zu einem geflügelten Wort der romantischen Bewegung.
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 04.12.2019)
Quelle: WDR