Lukrativer Mozartkult
Im Jahre 1842, 51 Jahre nach seinem Tod, wurde dem berühmtesten Sohn Salzburgs in seiner Geburtsstadt ein Denkmal gesetzt. 1756 war das Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg zur Welt gekommen, hatte zwei Drittel seines Lebens dort gelebt, seine ersten Werke komponiert und aufgeführt.
Mit dieser späten Ehrung gingen erste Bestrebungen einher, Salzburg zu einer Wallfahrtsstätte für musikbegeisterte Reisende zu machen. Die Stadtväter versprachen sich davon wirtschaftlichen Aufschwung für das damals doch noch sehr verschlafene Provinzstädtchen.
Geschäftstüchtige Salzburger Kaufleute und Handwerksmeister begannen auch schon bald damit, die Kultfigur Mozart zu vermarkten. Erste Konsum- und Andenkenartikel wurden ersonnen und verkauft.
Besonders im Bereich der Süßspeisen bewies man große Kreativität. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine Mozarttorte aus Schokoladenmasse angeboten. Hinter der "Mozartcreme", 1911 von der Firma Hladik vertrieben, verbarg sich allerdings sehr profan und wenig appetitlich "das beste Schuhputzmittel Salzburgs".
Erfindung der Mozartkugel
Im Jahre 1884 war der Konditormeister Paul Fürst nach Salzburg gekommen und machte sich in der Mozartstadt selbständig. Auch er wollte dem Komponisten eine Ehre erweisen und wohl auch an der Bekanntheit Mozarts teilhaben.
Daher tüftelte er an einem süßen Produkt herum, das er 1890 als "Mozartbonbon", später dann als "Mozartkugel" in größeren Mengen herstellte und zum Verkauf anbot.
Neu war an dieser Praline die perfekte kugelrunde Form und die hochwertige Füllung. Dementsprechend aufwändig war auch der Herstellungsprozess, der sich bis heute nicht geändert hat und in Handarbeit ausgeführt wird.
Ein Kern aus grüner Pistazienmarzipanmasse wird zunächst mit feinstem Nougat umhüllt, dann auf ein Holzstäbchen gesteckt und in ein Bad aus flüssiger dunkler Schokolade getunkt. Anschließend werden die so produzierten Kugeln zum Trocknen auf gelöcherte Holzbrettchen gespießt.
Nach einer ausreichenden Trockenzeit wird das Holzstäbchen entfernt und das verbliebene Loch mit flüssiger Schokolade verschlossen. Auch die Verpackung, Silberstanniol mit blauer Aufschrift, wird bei Fürst heute wie damals manuell umwickelt.
Die Herstellung in Handarbeit ist sehr aufwendig
Kampf um die Kugel
1905 präsentierte der Salzburger Konditormeister seine Mozartkugeln auf der Pariser Weltausstellung und wurde für sein süßes Produkt mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Diese internationale Ehrung und die hohen Verkaufszahlen, die Paul Fürst mit seinen handgefertigten Mozartkugeln verbuchen konnte, riefen natürlich auch die Konkurrenz auf den Plan.
Da der findige Konditormeister aus Salzburg es versäumt hatte, sein Produkt und die Verpackung markenrechtlich schützen zu lassen, hatten die Kugelkopierer freie Bahn. Noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges überfluteten industriell hergestellte Mozartkugeln aus Massenproduktion den Markt.
Für die vielen Touristen, die Salzburg einen Besuch abstatten, wurde die Mozartkugel zum Standard-Souvenir und zum millionenfach nachgefragten Artikel. Nicht nur in Salzburg, sondern auch in anderen Regionen Österreichs und im benachbarten Deutschland wurden und werden die beliebten Mozartkugeln hergestellt.
Der Kampf um den Mozartkugelmarkt führte schließlich zu einem Urheberstreit, der zunächst zwischen den Salzburger Konditoreibetrieben ausgefochten wurde, später auch die bayerische Konkurrenz betraf.
In dem Streit ging es nicht um das Rezept der Kugeln, sondern um Vermarktungsaspekte. Welcher Hersteller durfte sein Produkt als "Mozartkugel" und mit werbewirksamen Attributen wie "echt", "original" und "Salzburger" schmücken?
1996 gewannen die Nachfahren des Mozartkugel-Erfinders Paul Fürst den Rechtsstreit. Seither dürfen sich die Produkte aus dem Familienbetrieb Fürst "Original Salzburger Mozartkugel" nennen. Der größte Konkurrent und Marktführer, die Firma "Mirabell", ebenfalls mit Firmensitz in Salzburg, musste sich mit "Echte Salzburger Mozartkugel" zufriedengeben.
Mirabell ist der größte Hersteller von Mozartkugeln
(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 18.05.2020)
Quelle: WDR