Ursprung in Persien?
Vielleicht war es ja ein Konditor und Eunuch im Kaiserlichen Harem Persiens – so will es zumindest die abenteuerlichste Legende. Er soll die Torte erfunden haben, um die Damen des Harems so schnell und so genussvoll wie möglich auf die damals so geschätzte Leibesfülle zu bringen.
Aber diese Geschichte ist nicht belegt und kann eher ins Reich der Fabeln verbannt werden.
Das Bad Godesberger Rezept
Wenn auch Persien nicht die Wiege der Schwarzwälder Kirschtorte war: Der Schwarzwald war es auch nicht! Eher die schwäbische Umgebung.
So ist überliefert, dass ein junger Schwabe aus Riedlingen, der seinen Militärdienst im Rheinland absolvierte, bei einem Bäcker in Bad Godesberg arbeiten konnte, um sich auf seine Meisterprüfung als Konditor vorzubereiten.
Aus Sandboden, Sauerkirschen und Rahm kreierte er 1915 eine Torte, die bei der Kundschaft sehr beliebt wurde und als erste "Schwarzwälder Kirschtorte" in die Geschichte einging. Das Rezept nahm der junge Konditor namens Josef Keller später mit in sein eigenes Café im badischen Radolfzell am Bodensee.
Der Konditormeister war Zeit seines Lebens aber ein eher bescheidener Mann: In kirschenreichen Jahren sei so eine ähnliche Kombination im Schwarzwald häufiger gebacken worden – sein Rezept sei also nicht wirklich etwas Neues gewesen.
Eine weltberühmte Spezialität
Konkurrenz aus Tübingen
Diese Geschichte, die bislang als gesichert galt, wird seit einiger Zeit von einem Tübinger Stadtarchivar angezweifelt. Die Protagonisten von damals sind allerdings längst verstorben und so existieren für die Tübinger Variante nur mündlich überlieferte Erinnerungen Dritter.
Demnach hat laut Recherchen des Archivars ein Konditor namens Erwin Hildenbrand 1930 in einem Tübinger Café die erste Schwarzwälder Kirschtorte gebacken. In Radolfzell weist man diese Geschichte jedoch weit von sich: Das dortige Stadtmuseum archiviert das Rezept von 1915 und verweist auch die Tübinger Geschichte ins Reich der Legenden.
Quelle: SWR | Stand: 07.07.2020, 10:15 Uhr