Im Bereich der Kirchen- und Orgelmusik wurde Bach beeinflusst von dem 48 Jahre älteren Dietrich Buxtehude, Organist in St. Marien. Dietrich Buxtehude war derjenige, der aus kürzeren Kirchenmusikwerken die feste Form der Kantate entwickelte. Bach hörte Buxtehude in Lübeck und nahm bei ihm Unterricht.
Doch Bach übertraf seinen Lehrer sogar. Er perfektionierte nicht nur die Kantaten, sondern leistete auch Hervorragendes im Bereich der Fuge. Im Hochbarock wurde die Fuge zu einer eigenständigen musikalischen Form, die man in Chor- und Orchesterwerken sowie Kantaten, Messen und anderem findet.
Fugen sind eine sehr lebendige Musik: In einer klaren Ordnung wird ein bestimmtes Thema durch alle Stimmen geführt. In der Norddeutschen Orgelschule, deren wichtiger Repräsentant Buxtehude war, setzte man die Fuge zum Beispiel zum Abschluss eines Präludiums ein. Bach hat in seinen beiden Werken, im "Wohltemperierten Klavier" und in der "Kunst der Fuge", diese Kompositionstechnik zur Meisterschaft geführt.
In der "Kunst der Fuge" – einer Sammlung von 14 Fugen und vier Kanons – verwendet Bach die verschiedensten Fugenarten und variiert sie mittels Gegenfugen, Spiegelfugen, Verkleinerungen und Vergrößerungen. Den Fugen liegen auch Kompositionsideen zugrunde wie die Punktierung, Triolen, Sprungfiguren mit Intervallen, die über die herkömmlichen Verarbeitungsformen der Fuge hinausgehen.
In der "h-moll-Messe" im Credo verwendet Bach an der Stelle "et incarnatus est" ein Fugato, einen fugenähnlichen Abschnitt – sozusagen eine kleine Fuge, die nur wenige Takte lang ist, aber trotzdem wie eine Fuge klingt.
Nach der Zeit des Barocks galt die Fuge zwar als veraltet. Dennoch versuchten sich auch nachfolgende Musiker wie Mozart oder Beethoven daran, um ihre eigene Kompositionsfähigkeit unter Beweis zu stellen.
Quelle: SWR | Stand: 12.10.2020, 12:18 Uhr