Christentum

Die christlichen Freikirchen

Ungefähr 300.000 Menschen in Deutschland gehören zu einer christlichen Freikirche. Diese Gemeinden finanzieren sich selbst und sind damit unabhängig von den katholischen (Erz-)bistümern und evangelischen Landeskirchen.

Von Daniel Schneider

Die meisten Freikirchen in Deutschland setzen bewusst auf eine Trennung von Staat und Kirche. Im Gegensatz zur katholischen Kirche oder zu den evangelischen Kirchen  erheben die Freikirchen auch keine Kirchensteuer. Sie müssen sich selbst finanzieren – vor allem durch Spenden ihrer Mitglieder.

Die meisten Freikirchen sind evangelisch geprägt, da sie sich im Verlauf der Zeit von den evangelischen Kirchen getrennt haben. Unter den bekanntesten Freikirchen in Deutschland sind die Baptisten, die Mennoniten und die Methodisten.

Die ersten Freikirchen bildeten sich während der Reformation im 16. Jahrhundert, als auch die evangelische Konfession entstand. Ein wesentlicher Bestandteil ihres Glaubens ist für die meisten Mitglieder der Freikirchen, dass man sich bewusst dazu entschieden hat, an Gott und an Jesus Christus zu glauben.

Das wird zum Beispiel bei der Taufe deutlich. Viele Freikirchen taufen ihre Mitglieder nicht im Babyalter, sondern erst als Erwachsene – damit ganz klar ist, dass der Gläubige selbst eine bewusste Entscheidung für die Taufe getroffen hat und nicht seine Eltern.

Bei den Baptisten ist die Erwachsenentaufe üblich | Bildquelle: dpa Picture-Alliance / Abir Sult

Bei der Taufe wird der erwachsene Täufling in vielen Freikirchen tatsächlich ganz im Wasser untergetaucht und nicht nur am Kopf mit Wasser begossen. Damit werden Tod und Auferstehung von Jesus Christus symbolisiert, die im Verständnis vieler freikirchlicher Christen die Grundlage für die Beziehung zwischen Gott und Mensch darstellen.

Die Bandbreite bei den Freikirchen ist sehr groß. Einige Freikirchen sind von ihrem Glaubensverständnis kaum von evangelischen Kirchen zu unterscheiden. Andere Freikirchen grenzen sich bewusst ab und sind extrem bibelorientiert, insofern sie die Heilige Schrift mehr oder weniger wörtlich nehmen.

Auch die ethischen und moralischen Wertevorstellungen sind sehr unterschiedlich. Manche Freikirchen lehnen Homosexualität, Scheidungen und Sex außerhalb der Ehe strikt ab, manche bezweifeln die Gültigkeit der Evolutionstheorie, andere wiederum stehen diesen Themen offener gegenüber. Oft gelten Mitglieder von Freikirchen als evangelikal.

(Erstveröffentlichung 2024. Letzte Aktualisierung 16.05.2024)

FACHBERATUNG

Prof. Konstantin Lindner
Institut für Katholische Theologie / Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts, Otto-Friedrich-Universität Bamberg