Osterbräuche in aller Welt

Planet Wissen 06:11 Min. Verfügbar bis 11.04.2030 WDR

Ostern

Osterbräuche in aller Welt

Ostern ist das wichtigste christliche Fest, das an den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus erinnert und weltweit mit vielen Bräuchen gefeiert wird.

Ostern ist für die Christen das wichtigste religiöse Fest. In der Bibel wird davon erzählt, dass Jesus nach einem langen Leidensweg gekreuzigt und am dritten Tag – unserem heutigen Ostersonntag – durch Gott in einer Grabeshöhle von den Toten auferweckt wurde.

Für die Christen liegt hier der Ursprung für ihren Glauben: dass es für alle Menschen Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod gibt.

Das wird bis heute auf viele unterschiedliche Weisen gefeiert, und so gibt es auch zahlreiche Osterbräuche. In Deutschland werden unter anderem bunte Eier versteckt, wir erfreuen uns am Osterfeuer oder futtern jede Menge Schokohasen.

Solche Bräuche gibt es natürlich nicht nur bei uns in Deutschland, sondern in aller Welt. In einigen Städten Spaniens wird es rund um Ostern mal so richtig laut – und zwar bei ohrenbetäubenden Trommelprozessionen, mit denen an die Leidensgeschichte Jesu erinnert wird. Im kleinen Bergdörfchen Calanda zum Beispiel kommen etwa 4.000, in der größeren Gemeinde Hellín sogar bis zu 20.000 Menschen zusammen und bringen alles zum Vibrieren – und das stundenlang, teilweise sogar tagelang. Der bis heute gelebte Brauch reicht mutmaßlich bis ins Jahr 1127 zurück. Damals soll ein Hirte Christen, die sich zur Oster-Messe versammelt hatten, durch lautes Trommeln vor einem feindlichen Angriff gewarnt haben.

In der US-amerikanischen Metropole New York wird es an Ostern nicht nur besonders fröhlich, sondern auch durchaus schrill. Und zwar bei der großen Osterparade, die auf der weltbekannten Fifth Avenue stattfindet. Ab den 1870er-Jahren schlenderten viele Kirchgänger nach dem Gottesdienst in ihrer schicken Festtagskleidung durch die Straßen und so entstand nach und nach ein neuer Osterbrauch. Heutzutage spielt der religiöse Hintergrund der "Easter Parade" kaum noch eine Rolle. Für die jährlich inzwischen mehr als 30.000 Teilnehmer ist das bunte Event eher ein Ausdruck von Kreativität und Freude.

Auch im zentralamerikanischen Guatemala ziehen viele Menschen durch die Straßen. Vor allem in der Stadt Antigua hat die Karwoche eine große Bedeutung. Sie wird hier auch "Semana Santa" ("Heilige Woche") genannt. Mit festlichen Straßenumzügen wird der Leidensweg Jesu nachgestellt. Dabei ein besonderer Hingucker – die zahlreichen und äußerst farbenfrohen Blumenteppiche. Wochenlang gestalten die Bewohner ihre Kunstwerke aus Blüten, Blättern und gefärbten Sägespänen. Laut alter indigener Schriften wandelten auch schon vor der Eroberung und der damit verbundenen Missionierung durch die spanischen Christen im 16. Jahrhundert Adelige und Krieger über Teppiche aus Blüten, zu Ehren der Natur. Der Osterbrauch ist eng mit der kulturellen Identität Guatemalas und seiner Bewohner verwoben. Im Jahr 2022 wurde die Semana Santa in Guatemala von der UNESCO sogar als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt.

Auch in Griechenland, genauer gesagt auf der Mittelmeer-Insel Korfu, gedenkt man der Auferstehung Jesu – nur drücken die Bewohner das ein wenig anders aus. Denn hier fliegen Karsamstag, bei gleichzeitigem Läuten der Kirchenglocken, um Punkt 11 Uhr riesige mit Wasser gefüllte Tontöpfe ("Botides") von den Balkonen in Korfu-Stadt. Erklärungen, wie dieser Brauch entstand, gibt es verschiedene. Was sie verbindet: Es geht darum, Altes zu verabschieden und Neues zu begrüßen. Die Scherben werden von den zahlreichen Zuschauern lautstark bejubelt und als Glücksbringer aufgesammelt.

In Frankreich gibt es im südfranzösischen Bessières an Ostermontag immer ein Riesen-Omelett. Mehr als 15.000 Eier werden dafür gebraucht. Ein Omelett so groß, dass sich wohl auch Napoleon, der berühmte Kaiser von Frankreich, gefreut hätte: Gerüchten zu Folge war es an einem Osterfest zu Beginn des 19. Jahrhunderts seine Idee, für die ganze Armee ein riesiges Omelett zubereiten zu lassen.

Heute ist das gemeinsame Festessen ein Zeichen für Freundschaft und Zusammenhalt. Das Ei spielt bei vielen Osterbräuchen eine wichtige Rolle: Von außen wirkt es kalt und tot, doch aus seinem Inneren erwächst neues Leben. Somit steht es bei manchen Bräuchen auch für die Grabhöhle vor den Toren Jerusalems, in der Jesus laut Bibel auferweckt wurde. So bunt wie die Eier auch hierzulande gefärbt sind, so vielfältig sind die unterschiedlichen Osterbräuche weltweit. Ob laute Trommeln, bunte Kunstwerke oder jede Menge Omelett.

(Erstveröffentlichung 2025. Letzte Aktualisierung 04.04.2025)

FACHBERATUNG

Prof. Dr. Stephan Winter
Lehrstuhlinhaber an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen

Quelle: WDR

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