Blick von oben auf Seen und Wasserfälle im Plitvice-Nationalpark.

Kroatien

Plitwitzer Seen

Kroatiens ältester Nationalpark ist eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Landes: die atemberaubende Seen- und Wasserfalllandschaft der Plitwitzer Seen. Das türkisblaue Wasser kennt man in Deutschland auch aus zahlreichen Karl-May-Verfilmungen.

Von Kerstin Zeter

Einmalige Seenlandschaft

Über acht Kilometer erstrecken sich 16 größere und kleinere Seen, die über Kaskaden und schäumende Wasserfälle ineinander führen. Sie sind das Herzstück des Plitwitzer Nationalparks, der bereits 1979 in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen wurde.

Doch nicht nur über die Wasserfälle sind die Seen miteinander verbunden, sondern auch durch unterirdische Wasserläufe und Hohlräume, von denen man einige sogar besichtigen kann.

Besonders beeindruckend ist der Veliki Slap (großer Wasserfall), dessen Wasser 78 Meter tief in die wilde Korana-Schlucht fällt. Dieser Punkt heißt Sastavci. Hier treffen nahezu alle über- und unterirdischen Wasserläufe des gesamten Gebietes zusammen.

Auffallend ist auch die stechend blaugrüne Farbe der Seen – es sieht fast so aus, als hätte jemand ein riesiges Tintenfass ausgeleert. Tatsächlich aber stammt die Farbe von der weißen Seekreide am Boden der Seen. Sie bricht das Sonnenlicht und lässt so die fischreichen Gewässer in den schönsten und klarsten Farben funkeln.

Blick von oben in einen Talkessel, der von steilen Felswänden umringt ist

Faszinierende Seenlandschaft

Stetige Veränderung

Das wohl erstaunlichste an den Plitwitzer Seen und den Wasserfällen ist, dass sie sich in einem ständigen Wachstum befinden. Das liegt daran, dass das hier fließende Wasser besonders viel Kalk enthält, welches es auf seinem Weg zu den Fällen aus dem Untergrund mitbringt.

Dieser Kalk sorgt für Kalksinter-Ablagerungen und Kalktuff-Bildungen, die in den vergangenen 4000 Jahren hier gewachsen sind. Sie haben Dämme entstehen lassen, über die die verästelten Wasserfälle stürzen.

Die Ablagerungen wachsen ein bis drei Zentimeter pro Jahr und so ändern sich auch die Wege des Wassers. Das Wasser sucht sich eine schwache Stelle und bahnt sich einen neuen Weg. Dies kann sogar innerhalb eines Jahres geschehen.

Deutlich sieht man das an den versteinerten Moosen, die den früheren Weg genau kennzeichnen. Die Wasserfälle wachsen hier also regelrecht in die Höhe, da die Moose den im Wasser gelösten Kalk aufnehmen.

Sanfter Tourismus

Auch wenn der Nationalpark und vor allem die Seen ein beliebtes und belebtes Ausflugsziel sind, wird versucht, diesen Tourismus möglichst sanft zu gestalten. Entlang der Seen und über sie führt ein gut ausgebautes Netz an Holzstegen. Sie führen zu den schönsten Aussichtspunkten und erfüllen nebenbei noch eine wichtige ökologische Funktion. Es wird keine Walderde abgetreten und Schmutz gelangt nicht ins Wasser, das daher sauber und klar bleibt.

Um die Umwelt zu bewahren, müssen sich die Gäste an zahlreiche Regeln halten. So darf man nur auf den gekennzeichneten Wegen laufen; Boote auf den Seen dürfen nicht motorisiert sein – mit Ausnahme von Elektrobooten, die auf dem Kozjak-See fahren. Müll darf nicht hinterlassen werden und Baden ist strengstens verboten.

Touristen gehen über einen Steg, der über einen kleinen Wasserfall führt

Stege verbinden die einzelnen Seen

Das Umland

Die Seen und Wasserfälle bilden nur einen Bruchteil des Nationalparks. Drei Viertel der Fläche des Nationalparks nehmen die umliegenden Wälder und die Karstlandschaft ein. Nur so ist ein wirksamer Schutz des sensiblen Ökosystems gewährleistet, denn das Umland dient als wichtiger Wasserspeicher.

Ohne Wald wären die Kalksinter-Barrieren durch Hochwasser oder Sturzfluten schon längst abgetragen worden. Die Waldgebiete sind naturbelassen und sehr wildreich. Es gibt jede Menge Hirsche, Rehe und sogar Bären, Wölfe, Luchse und Wildkatzen. Doch die Chancen, ein solches Tier in freier Wildbahn zu beobachten, sind eher gering.

Ein Braunbär steht auf einem Felsen

Bären durchstreifen die umliegenden Wälder

(Erstveröffentlichung: 2006. Letzte Aktualisierung: 30.04.2019)

Quelle: WDR

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