Ihren Ursprung hatten die Papiertheater im frühen 18. Jahrhundert. Die Kulissenbauern prüften damit maßstabgetreu die plastische Wirkung ihrer Aufbauten. Auch Stellproben von Großrequisiten und von Akteuren ließen sich mit Hilfe von Pappfiguren schon vor der Aufführung auf einfache Weise umsetzen. Ein neuer Gewerbezweig entstand, der Theaterszenen zu allen gängigen Werken lieferte.
Besonders gefragt waren natürlich die Bühnenszenen zu den beliebten Stücken großer Dichterfürsten. Allen voran Goethe, Lessing, Shakespeare oder Schiller. Von Friedrich Schiller stammt auch "Wallensteins Lager", das oben im Bild dargestellt ist.
Die Handlung führt zurück ins Jahr 1634, mitten hinein in den Dreißigjährigen Krieg. Vor der böhmischen Stadt Pilsen, im Hintergrund zu erkennen, hat Feldherr Wallenstein sein Heerlager aufgeschlagen. Dieser Einakter ist die historische Einführung in eine Trilogie, zu der noch die "Die Piccolomini" und "Wallensteins Tod" gehören.
Ein Historiendrama, in dem Schiller den berühmten Wallenstein, seine Widersacher und seine Zeit beschreibt und analysiert. Ein Bühnenwerk von großer literarischer und theatergeschichtlicher Bedeutung, denn es zählt zu den ersten Charaktertragödien deutscher Dichtkunst. Im Vordergrund stehen die Persönlichkeitsbeschreibung der Hauptakteure, ihre innere Spannung und Zerrissenheit, die Tiefgründigkeit und die Unausweichlichkeit ihres Handelns und ihres späteren Schicksals.
Seit 1791 hatte sich Schiller mit diesem Stoff beschäftigt, die Trilogie dann zwischen 1796 und 1799 vollendet. Als erster fertiger Teil wurde "Wallensteins Lager" am 12. Oktober 1798 in Weimar uraufgeführt. Regie führte Schillers Freund und Förderer Johann Wolfgang von Goethe.
Unsere Abbildung zeigt ein Papiertheater, das der Bühneneinrichtung des Meininger Hoftheaters von 1881 und 1909 originalgetreu nachempfunden wurde. In diesen Jahren wurde in der thüringischen Theaterstadt unter der künstlerischen Leitung Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen "Wallensteins Lager" mit großem Erfolg aufgeführt. Die Kulissen- und die Kostümentwürfe stammten vom theaterliebenden Herzog selbst.
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 20.12.2019)
Quelle: WDR