Himalaja
Umweltprobleme im Himalaja
Viele Menschen verbinden den Himalaja mit unberührter Wildnis und natürlicher Vielfalt. Doch wie überall in der Welt hinterlässt auch hier die Moderne ihre Spuren: Der Mount Everest gilt als höchste Müllkippe der Welt, in Tibet verseucht die Industrie ganze Landstriche.
Von Eva Mommsen
Müllhalde Mount Everest
Allein im Gebiet am Mount Everest tummeln sich jährlich bis zu 40.000 Bergsteiger und Trekker. Finanziell bedeutet das zwar einen Segen für das arme Land Nepal. Ökologisch aber ist es ein Problem: Die vielen Menschen produzieren eine Menge Müll, der meist in der Landschaft landet.
Denn der Aufstieg zum höchsten Berg der Welt bedeutet auch, dass jedes Gramm Müll eine zusätzliche Belastung für die Wagemutigen ist. Wenn auf über 6000 Metern jeder Schritt mühsam wird, entledigt man sich gerne der Sauerstoff-Flaschen, der Konservendosen und der kaputten Ausrüstung.
Umweltschützer schätzen, dass sich in den vergangenen Jahren mehr als 600 Tonnen Müll am Mount Everest angesammelt haben. Rund acht Kilo Müll produziert jeder Bergsteiger im Schnitt beim Aufstieg.
Tonnen von Müll haben sich auf dem Mount Everest angesammelt
Die nepalesische Regierung versucht inzwischen etwas gegen die Müllberge zu tun. Seit 1996 muss jede Expedition eine Pfandgebühr bezahlen – inzwischen etwa 4400 Euro –, die erst zurückgezahlt wird, wenn der gesamte Müll wieder im Tal angekommen ist.
Auch private Initiativen aus dem Ausland helfen dabei, die Müllberge zu beseitigen. Eine Initiative von Nepali und Deutschen bietet zum Beispiel sogenannte Clean-Up-Trecks an. Dabei räumen Urlauber auf ihren Wanderungen durch den Himalaja gleich den Müll der anderen weg und müssen deswegen weniger für ihre Reise bezahlen.
Holzvorräte und Erosion
Die meisten Bewohner des Himalaja sind Bauern. Sie leben von der Landwirtschaft und mehr alss 70 Prozent der Menschen heizen hier mit Holz, da es keine allgemeine Stromversorgung außerhalb der großen Städte gibt. Das war bis vor einigen Jahrzehnten noch kein Problem, doch der massive Anstieg der Bevölkerungszahlen hat zum Kahlschlag der Wälder geführt.
Dazu kommt der Massentourismus. Um die zahlreichen Besucher angenehm bewirten zu können, werden Unterkünfte meist aus Holz gebaut und natürlich auch beheizt – mit Holz.
Bewohnerinnen eines Bergdorfes in Kaschmir haben Feuerholz gesammelt
In Nepal und Tibet ist laut Greenpeace bereits die Hälfte des Waldbestandes vernichtet. Durch die Abholzung des Waldes geht die natürliche Schutzschicht des Bodens verloren. Das Regenwasser kann nicht mehr aufgenommen werden, Bergstürze und Überschwemmungen sind die Folge. Bodenerosion und wüstenartige Landstriche bilden sich.
So leiden einerseits viele Regionen unter Überflutungen, andere wiederum haben gar keine Vegetation mehr. All das hat verheerende Folgen für die Bevölkerung.
Neue Konzepte wollen die Energieversorgung der Himalaja-Regionen durch Wasserkraftwerke und Solarenergie sichern, aber das könnte noch Jahrzehnte dauern.
Der Klimawandel und die Folgen
Weltweit schmelzen die Gletscher. Der Treibhauseffekt macht auch nicht vor den höchsten Bergen der Welt halt. Im Gegenteil, hier schmilzt das Eis schneller als anderswo. Laut einer Studie des World Wide Fund For Nature (WWF) von 2005 gehen die Gletscher jährlich um zehn bis 15 Zentimeter zurück.
Die Folge: Überschwemmungen, die bis ins Flachland reichen. Hier können die Wassermassen ganze Gebiete zerstören. Doch das sind nicht die einzigen Folgen.
Die Gletscher im Himalaja schmelzen
Wenn die Prognosen stimmen, kann es sein, dass bis zum Jahr 2100 alle wasserspeichernden Gletscher weitgehend geschmolzen sein werden. Dann trocknen schon in den nächsten Jahrzehnten die Flüsse nach und nach aus.
Denn die größten Flüsse der Region, der Ganges, der Brahmaputra oder der Jangtse, werden aus den Gletschern des Himalaja gespeist. Das gesamte Ökosystem des Flachlandes rund um den Himalaja hängt davon ab, was mit der Natur in den Bergen passiert. Millionen von Menschen wären von einer Gletscherschmelze betroffen.
Der Anstieg der globalen Temperaturen hat auch dazu geführt, dass die Niederschläge drastisch zurückgegangen sind. In der Region Ladakh sind dadurch schon erste Salzseen entstanden, viele andere Seen sind ganz ausgetrocknet. Gerade in dieser sehr wasserarmen Region haben solche Entwicklungen fatale Folgen für Mensch und Natur.
Natur und Gleichgewicht
Die außergewöhnliche Vielfalt der Natur und Kultur im Himalaja lässt keine einheitliche Aussage über den Zustand der Umwelt in der gesamten Region zu. Viele Orte leiden unter katastrophaler Boden-Wasserverschmutzung, abnehmender landwirtschaftlicher Produktion und zunehmender Verarmung.
Anderenorts wird dagegen vorsichtig mit natürlichen Ressourcen umgegangen, die lokale Wirtschaft wächst und die genutzte Landschaft bleibt weitgehend intakt.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 17.04.2020)
Quelle: WDR