Blut
Kreislauf, Puls und Blutdruckmessung
Über den Blutkreislauf pumpt unser Herz Blut in jeden Winkel unseres Körpers – in Organe, Haut, Muskeln und andere Gewebe. Hin und auch wieder zurück fließt das Blut. Dazu braucht es einen bestimmten Druck. Durch Puls- und Blutdruckkontrolle können wir diese Vorgänge messen.
Von Phoebe Rosenkranz
Blut fließt im Kreis
Die Babylonier wussten schon vor etwa 4000 Jahren, dass das Blut in Adern oder Gefäßen durch den Körper fließt. Sie unterschieden beim Zerlegen von Nahrungs- oder Opfertieren auch schon helles und dunkles Blut, das sie als "Blut des Tages" und "Blut der Nacht" bezeichneten.
In Europa hingegen beharrte man noch im 16. Jahrhundert auf der Vorstellung, das Blut würde auf seinem Weg durch den Körper vollständig verbraucht. Die Leber würde aus Nahrungsbestandteilen ständig neues Blut produzieren.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts berechnete dann der englische Arzt William Harvey, dass kein Mensch so viel Nahrung zu sich nehmen und schnell genug verdauen könne, wie nötig wäre, um die Gesamtmenge des Blutes ständig zu erneuern. Er fand heraus, dass das Blut nicht im Körper verbraucht wird, sondern immer wieder zum Herzen zurückkehrt. Das Blut strömt in einem Kreislauf durch den Körper.
Ein Teil des Blutkreislaufs
Ein Zeitgenosse Harveys, der englische Mediziner Lower, stellte zudem fest, dass sich die Farbe des Blutes in der Lunge von dunkel nach hell änderte. Heute weiß man: Das Blut verändert seinen Farbton durch den Sauerstoff. Je mehr Sauerstoff im Blut, desto heller ist es.
Sauerstoff ist für jede einzelne Zelle im Körper lebenswichtig. Damit das Blut alle Körperzellen erreichen kann, muss es mit einem bestimmten Druck durch die Adern gepumpt werden.
Diese Aufgabe übernimmt das Herz. Im Ruhezustand schlägt es bei einem gesunden Erwachsenen etwa 60 bis 100 Mal in der Minute. Mit jedem Herzschlag werden rund 70 bis 100 Milliliter in den Körper gepumpt.
Das sind rund fünf Liter Blut pro Minute. Wenn das Herz stärker gefordert ist, zum Beispiel bei körperlicher Anstrengung, können es bis zu 20 Liter pro Minute sein – bei Hochleistungssportlern sogar bis zu 35 Liter pro Minute.
Bei großer körperlicher Anstrengung pumpt das Herz mehr Blut durch den Körper
Blutgefäße als Leitungsbahnen
Für einen funktionierenden Blutkreislauf sind neben einem leistungsfähigen Herzen auch die Blutgefäße von großer Bedeutung. Sie erreichen eine Gesamtlänge von vielen tausend Kilometern – Berechnungen aus den 1920ern gingen von etwa 100.000 Kilometern aus, neuere Untersuchungen schätzen die Länge eher auf rund 10.000 Kilometer.
Das Herz pumpt das Blut in die Blutgefäße. Zieht sich das Herz zusammen (die sogenannte Anspannungsphase oder Systole), wird das Blut in die vom Herzen wegführenden großen Gefäße (Arterien) gedrückt. Die Arterien müssen diese direkte Druckwelle aushalten. Ihre Wand besteht aus einer kräftigen Muskelschicht, die sich zwischen der inneren und äußeren Gefäßhaut befindet.
Drückt das Herz Blut in die Arterie, wird die Gefäßwand kurz gedehnt. Sofort danach zieht sie sich wieder zusammen und treibt damit das Blut weiter. So bleibt auch in der anschließenden Erschlaffungsphase des Herzens (Diastole) der Blutfluss erhalten.
Je weiter sich das Blut auf seinem Weg durch den Körper vom Herzen entfernt, desto schwächer wird der Druck. In den kleinsten Blutgefäßen, den Kapillaren, ist der Blutdruck schließlich fast vollständig verschwunden. Der Rückfluss des Blutes zum Herzen muss also mit sehr geringem Blutdruck und zudem auch, je nach Körperregion, noch gegen die Schwerkraft erfolgen. Dies ermöglicht die sogenannte Muskelpumpe.
Die Muskelpumpe unterstützt den Bluttransport in den Venen, die großen Blutgefäße, die zum Herzen hinführen. Venen besitzen eine wesentlich dünnere Gefäßwand als die Arterien. In ihnen wird das Blut durch die Kontraktion anliegender Muskeln transportiert. Diese Muskeln drücken die Venen zusammen.
Zudem besitzen die Venen Taschenklappen, die den Rückfluss des Blutes verhindern. Funktionieren diese Klappen nicht mehr richtig, kommt es zu einer Umkehr der Strömungsrichtung des Blutes. In der Folge kommt es zu Blutanstauungen und zu Erweiterungen der Venen, die dann in abwärts hängenden Regionen des Körpers als Krampfadern sichtbar werden.
Bluttransport und Puls
Den Transport des Blutes durch unseren Körper können wir nicht, wie bei der Atmung, beobachten, spüren oder kontrollieren. Es gibt aber Messwerte, die uns über den Transport den Blutes Auskunft geben: Herzfrequenz und Blutdruck. Als Herzfrequenz bezeichnen Mediziner die Zahl der Herzschläge pro Minute.
Die Herzfrequenz kann durch Fühlen des Pulses leicht gemessen werden. Der Puls ist das rhythmische Dehnen der Arterien, wenn das Herz stoßweise Blut in die Arterien drückt. Er lässt sich leicht an der Innenseite des Unterarms, nahe dem Handgelenk, ertasten. Durchschnittlich hat ein gesunder Mensch in Ruhe eine Herzfrequenz von etwa 60 bis 100 Schlägen pro Minute.
Der Puls wird am Handgelenk gemessen
Blutdruck und Blutdruckmessung
Als Blutdruck bezeichnet man den Druck, mit dem die Arterienwand gedehnt wird. Im Jahr 1896 erfand der italienische Arzt Scipione Riva-Rocci eine einfache Methode, den Blutdruck mithilfe einer aufblasbaren Manschette und einer Quecksilbersäule zu messen.
Der Blutdruck wird dabei auch heute noch meist in Millimeter Quecksilber (mmHg) angegeben, obwohl das aktuelle Maß für Druck Kilopascal (kPa) ist. Ein Blutdruckwert von beispielsweise 120 mmHg besagt, dass der Druck ausreicht, um das Quecksilber in einer Säule 120 Millimeter in die Höhe zu treiben.
Zunächst wird die Manschette am Oberarm angelegt und so lange aufgepumpt, bis die Arterie im Oberarm kein Blut mehr durchlässt. Unterhalb der Manschette ist dann kein Puls feststellbar. Durch Ablassen der Luft kommt irgendwann der Punkt, an dem das Herz wieder stoßweise Blut in die Arterie drücken kann.
Der Druck an diesem Punkt ist der systolische Blutdruck, der durch Kontraktion des Herzens zustande kommt. Der systolische Druck ergibt den höheren der beiden Blutdruckwerte.
Die Manschette wird nach und nach weiter entlüftet, bis das Blut frei durch die Arterie fließt und die Pulsschläge unterhalb der Manschette verschwinden. Dieser Blutdruck ist der untere Blutdruck oder diastolische Wert.
Laut der Deutschen Hochdruckliga und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt der optimale Blutdruck bei einem systolischen Wert von 120 mmHg zu einem diastolischen Wert von 80 mmHg. Ab 140 mmHg zu 90 mmHg sprechen Ärzte von Bluthochdruck. Ein dauerhaft oder immer wieder mal erhöhter Blutdruck kann zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
(Erstveröffentlichung: 2009. Letzte Aktualisierung: 26.11.2024)
FACHBERATUNG
Prof. Dr. med. Holger Reinecke
Direktor der Klinik für Kardiologie I: Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Angiologie / Universitätsklinikum Münster
UNSERE QUELLEN
- Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie e.V.: "In Kürze: Blutkreislauf und Venensystem"
- Internisten im Netz: Aufbau & Funktion des Blutkreislaufs (herausgegeben vom Berufsverband Deutscher Internisten)
- Internisten im Netz: Wichtige Begriffe rund ums Herz
- Internisten im Netz: Bluthochdruck – Grenzwerte für Systole und Diastole & Einteilung der Blutdruckwerte
- Deutsche Herzstiftung: Welcher Puls ist normal?
- Gesundheitsinformation.de: Was ist der Blutdruck und wie wird er gemessen? (herausgegeben vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen)
- Hochdruckliga: "Bluthochdruck bei Erwachsenen"
- Weltgesundheitsorganisation WHO: "Hypertension" (englisch)
- Weltgesundheitsorganisation WHO: "Control your pressure, control your life" (englisch)
Quelle: WDR