Asthma – eine Volkskrankheit
Wird das kindliche Immunsystem ausreichend mit Viren, Bakterien und Parasiten konfrontiert, richtet es sich auf deren Bekämpfung aus. Fehlt ihm dieses Training, reagiert es stärker auf allergieauslösende Stoffe und antwortet mit überschießenden Immunreaktionen, die in allergisches Asthma übergehen können.
Alltagsstress und vermehrte Luftverschmutzung spielen bei der rasanten Zunahme der Krankheit ebenfalls eine Rolle. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Asthma: die allergische und die nicht-allergische Form.
Allergisches Asthma
Beim allergischen Asthma sind ganz bestimmte Reizstoffe Schuld an der Atemnot. Klassische Auslöser sind Tierhaare, Hausstaub, Pflanzenpollen und Schimmelpilze.
Während Pflanzenpollen nur in einem begrenzten Zeitraum ein Problem darstellen, kommen andere Reizstoffe wie zum Beispiel Hausstaubmilben das ganze Jahr über vor.
Machen vielen Astmatikern das Leben schwer: Birkenpollen.
Sie gedeihen mit Vorliebe in unseren Betten und Matratzen, weil sie dort Feuchtigkeit, Wärme und Nahrung in Form von menschlichen Hautschuppen finden.
Im Durchschnitt leben in einem Bett etwa 10.000 Milben. Sie sind mikroskopisch klein, sodass wir sie mit bloßem Auge gar nicht sehen können. Bei etwa der Hälfte aller Kinder sind Allergien der Krankheitsauslöser.
Nicht-allergisches Asthma
Die meisten Erwachsenen haben die zweite Form des Lungenleidens, das nicht-allergische Asthma. Dieses entsteht oft als Folge von Atemwegsinfekten oder aber der Körper reagiert auf andere, unspezifische Reizstoffe wie Rauch, Abgase, feuchtkalte Luft, körperliche Anstrengung oder Virusinfektionen.
Bei körperlicher Anstrengung verbraucht der Körper mehr Sauerstoff. Dazu muss häufiger geatmet werden. Durch den verstärkten Luftstrom kühlen die Bronchien aus und werden trocken. Die Atemwege verengen sich und es kommt zu einem Asthmaanfall.
Das kann sogar noch nach einer Anstrengung passieren, wenn sich der Körper schon wieder erholt. Viele Menschen leiden aber auch an einer Mischform aus allergischem und nicht-allergischem Asthma.
Ein Asthmaanfall ist eine Überreaktion des Immunsystems und auch nach Sport möglich
Was bei einem Anfall geschieht
Der Körper antwortet auf den asthmaauslösenden Reiz, welcher Art auch immer, mit einer Überreaktion des Immunsystems. Mit der Atemluft dringen zum Beispiel Pollen in die Lunge ein und treffen in der Bronchialschleimhaut auf Zellen, die für die Immunabwehr zuständig sind.
Bei einem Asthmatiker schleudern diese sogenannten Mastzellen auf den Reiz hin explosionsartig entzündungsfördernde Stoffe aus, zum Beispiel Histamin. Als Folge verkrampfen sich die um die Bronchien herum liegenden Muskeln.
Für den Betroffenen wird es mühsam zu atmen. Außerdem entzündet sich die Schleimhaut und produziert einen zähen, festen Schleim, der kaum noch abgehustet werden kann.
Mit der Krankheit leben
Bei einer chronischen Krankheit wie Asthma sind ein gutes Verständnis für die Erkrankung und ein Gespür für den eigenen Gesundheitszustand wichtig. Wer die Signale seines Körpers richtig deuten kann, verhindert manchen Asthmaanfall und kann besser beurteilen, wann ein Arzt aufzusuchen ist.
Jeder Patient mit Asthma sollte mit einem Peak-Flow-Meter umgehen können. Das Gerät misst den stärksten aus den Lungen ausgestoßenen Luftstrom am Beginn einer starken Ausatmung.
Hohe Werte bedeuten, dass die Atemwege frei und offen sind. Fallen die Werte ab, drohen asthmatische Anfälle. Ursachen können zum Beispiel eine beginnende Infektion oder eine unregelmäßige Medikamentenanwendung sein.
Gegen Asthma gibt es heute Kortison zum Einatmen, mit dem nur die innere Oberfläche der Bronchien behandelt wird. Bei regelmäßiger Anwendung können die meisten Patienten heute nahezu beschwerdefrei leben.
Sport ist möglich
Lange Zeit wurden Kinder mit Asthma vom Schulsport befreit, weil man glaubte, Bewegung würde die Krankheit noch verschlimmern. Neuere Untersuchungen haben aber ergeben, dass ein guter Trainingszustand sich günstig auf das Asthma auswirkt.
Regelmäßiges Training verbessert die Lungenfunktion bei jedem Menschen. Auch bei Belastungsasthmatikern steigt die Reizschwelle für das Auftreten eines Asthma-Anfalls. Es gibt spezielle Lungensportgruppen, in denen Übungen zur Verringerung der Atemnot gemacht werden.
Quelle: SWR | Stand: 21.01.2021, 12:41 Uhr