Niere
Wie Urin entsteht
Wasser, Tee und alle anderen Flüssigkeiten, die wir zu uns nehmen, scheiden wir auch wieder aus – unter anderem in Form von Urin, auch Harn genannt. Gebildet wird Urin in der Niere. Von dort gelangt er in die Harnblase.
Von Christiane Tovar, Tobias Aufmkolk
Was steckt im Urin?
Am Urin kann man erkennen, ob die Nieren gut funktionieren. Blut im Urin deutet zum Beispiel auf Entzündungen hin.
Mit dem Urin werden die Abfall- und Schadstoffe ausgeschieden. Dazu wird das Blutplasma in den feinen Verästelungen der Niere gefiltert. Übrig bleibt der sogenannte Primärharn, eine Vorstufe des Urins.
Darin enthalten sind zum einen Stoffe wie Harnstoff, Kreatinin und Harnsäure. Das sind – zum Teil giftige – Abfallprodukte des Stoffwechsels. Zum anderen enthält der Primärharn wertvolle Stoffe wie Traubenzucker, Aminosäuren und Elektrolyte. Sie werden wieder in den Organismus zurückgeführt.
Deshalb bleiben von den mehr als 150 Litern Primärharn, die die Niere am Tag bildet, nur rund zwei Liter Urin übrig. Wie viel Harn über die Harnleiter in die Blase geleitet und ausgeschieden wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einer davon ist die Flüssigkeitsmenge, die aufgenommen wurde.
Aber auch die Art der Ernährung, der Blutdruck und die Körpertemperatur spielen eine Rolle. Außerdem haben bestimmte Medikamente wie Wasser ausleitende Mittel Einfluss auf die Urinmenge, die ausgeschieden wird.
Heilung durch eigenen Urin?
Manche Menschen sind der Meinung, dass das Trinken des eigenen Urins bestimmte Krankheiten heilen kann, darunter auch Multiple Sklerose, Rheuma oder Krebs. Die Befürworter der Therapie berufen sich dabei vor allem auf Traditionen und Lehren wie die indische Ayurveda-Lehre oder auf naturheilkundliche Quellen. Belegt sind allerdings weder die Wirkung noch die Herkunft der angeblich uralten Therapieform.
Die Journalisten der WDR-Wissenschaftssendung "Quarks" haben trotz intensiver Recherche keinen Anhaltspunkt dafür gefunden, dass die Eigenurin-Therapie eine Jahrtausende alte Tradition hat.
Weder in der ayurvedischen Medizin noch in der Naturheilkunde und der europäischen Klostermedizin gibt es einen einzigen schriftlichen oder mündlich überlieferten Beleg dafür, dass Menschen zu irgendeiner Zeit ihren eigenen Urin getrunken hätten. Vielmehr gehen alle modernen Ratgeber auf ein Buch des selbst ernannten englischen "Urinheilers" John W. Armstrong aus dem Jahr 1940 zurück. Armstrong behauptet darin, dass das Trinken des eigenen Urins nahezu alle Krankheiten heilen könne.
Schulmediziner hingegen warnen ausdrücklich davor, zu große Mengen des eigenen Urins zu sich zu nehmen. Dies könne im schlimmsten Fall zu einer schleichenden Vergiftung des Körpers führen.
Es gibt keinen Beleg, dass die Eigenurintherapie heilsam ist
(Erstveröffentlichung: 2012. Letzte Aktualisierung: 21.01.2021)
Quelle: WDR