Ein Pinselohrschwein.

Haustiere

Schweine

Ob Pinselohr-, Warzen-, Hängebauch- oder Busch-Schwein, sie alle gehören zu ein und derselben Familie. Ihr ältester Vorfahre, das "Urschwein", lebte schon vor 25 Millionen Jahren auf unserem Planeten.

Von Pia Grzesiak

Vom Wildschwein zum Hausschwein

Schweine gehören zu den ältesten Haustieren des Menschen. In Ostasien zähmten die Steinzeitmenschen schon 10.000 vor Christus Wildschweine und hielten sie als Fleischlieferanten. In Europa wurde Sus scrofa scrofa, das europäische Wildschwein, erst um 8000 vor Christus domestiziert.

Das asiatische und das europäische Wildschwein, Sus scrofa vitattus und Sus scrofa scrofa, sind die Urväter aller unserer Hausschweine. Aus ihnen züchteten die Menschen unzählige Rassen, so unterschiedlich wie das "Angler Sattelschwein" und das Hängebauchschwein.

Die Vielzahl dieser Schweinerassen brach in den 1950er-Jahren jäh zusammen, als das "fettarme Fleisch-Schwein" als alleiniges Zuchtziel ausgegeben wurde.

Das Wohlstandsschwein: viel Fleisch, wenig Kalorien

Nachdem der Hunger der Nachkriegsjahre überstanden war, kam fettes Fleisch aus der Mode. Viel Fleisch, aber wenig Kalorien sollte das ideale Schwein liefern.

Dieser Zuchtwettbewerb endete mit der Geburtsstunde des veredelten Landschweins, das seine urwüchsigere Verwandtschaft fast vollständig aus den Schweineställen verdrängte. Einige alte Rassen wie das Bayerische Landschwein sind seither ausgestorben.

Andere Rassen, wie das "Schwäbisch-Hällische", das "Bunte Bentheimer" oder das "Angler Sattelschwein" wurden in den 1980er-Jahren wiederentdeckt und vor dem Aussterben bewahrt.

Auf dem Fleischmarkt spielen sie aber keine nennenswerte Rolle mehr. Den beherrscht nach wie vor das veredelte Landschwein. Schließlich kann es mit dem zusätzlich angezüchteten Rippenpaar auch zwei bis vier Koteletts mehr auf den Teller bringen.

Die Sau Agathe von der Rasse Bunte Bentheimer Schweine säugt 15 Ferkel

Spielt in der Fleischproduktion kaum noch eine Rolle: das Bunte Bentheimer

Feldzug der Wildschweine

Während die Hausschweinrassen entweder verdrängt oder auf Hochleistung getrimmt werden, gedeiht das urwüchsige Wildschwein in unserer Kulturlandschaft prächtig. Die milder werdenden Winter, der vermehrte Maisanbau und ein Überfluss an Eicheln und Bucheckern im Wald erleichtern den wilden Schweinen das Leben.

Seit den 1980er-Jahren hat sich die Zahl der Wildschweine in Deutschland vervielfacht. Schätzungen gehen von mehreren Millionen Tieren in den deutschen Wäldern aus.

Für viele Bauern, Förster und auch Jäger sind die "Schwarzkittel" mittlerweile zum Problem geworden. Sie zerstören über Nacht ganze Mais- und Getreideäcker und machen auch vor dem Gemüsebeet nicht halt.

Eine Wildschweinfamilie

Der Bestand muss reduziert werden

Wildschweine erobern Berlin

Die Wildschweine haben mittlerweile sogar unsere Hauptstadt für sich entdeckt. Zu Tausenden leben sie in den Stadtwäldern Berlins. Durch unüberlegtes Füttern haben die schlauen Schweine gelernt, dass sich in den Plastiktüten von Berliner Badeseebesuchern so manche Leckerei verbirgt.

Aus dem geladenen Gast ist für viele mittlerweile ein unerwünschter Dieb geworden, der sich die Badetasche unaufgefordert schnappt.

Dank ihrer feinen Nase erschnüffeln die Borstenviecher eine ergiebige Mülltonne oder leckeres Gartengemüse schon von weitem. Die Gärten vieler Stadtbewohner haben sich so schon über Nacht in ein matschig braunes Schlachtfeld verwandelt.

Unerwartete Begegnungen mit einem wilden Schwein sind auch nicht ganz ungefährlich, denn eine "leitende Bache", das heißt ein Muttertier mit Jungen, kann äußerst aggressiv werden, wenn sie sich oder ihren Nachwuchs bedroht sieht.

(Erstveröffentlichung 2006, letzte Aktualisierung 22.06.2020)

Quelle: SWR

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