17. Jahrhundert vor Christus: Santorin
Santorin, das ist Griechenland pur. Kleine weiße Häuser kleben an schroffen Hängen, darunter das tiefblaue Meer, darüber der wolkenfreie Himmel. Dieses Postkartenidyll darf in keinem Bildband über Griechenland fehlen.
Die faszinierende Landschaft von Santorin ist die Folge mehrerer Vulkanausbrüche. Der heftigste von ihnen fand im 17. Jahrhundert vor Christus statt und erschütterte den gesamten Mittelmeerraum.
Zu diesem Zeitpunkt bestand das Santorin-Archipel aus einer ringförmigen Insel, die nur einen Zugang zum Meer hatte. Die Landmassen, die aus dem Wasser schauten, waren die Wände eines großen, mit Meerwasser gefüllten Kraters. In der Mitte dieses Kraters war eine kleine Insel, die aus dem jahrtausendelang ruhenden Thera-Vulkan bestand.
Die Menschen in der Bronzezeit nahmen die Gefahr, die von ihm ausging, nicht sonderlich wahr. Umso überraschter waren sie, als die Erde eines Tages zu rumoren begann. Diese Vorzeichen eines Ausbruchs ermöglichten es ihnen aber, von dem Archipel auf benachbarte Inseln zu flüchten.
Wenige Zeit später explodierte der Thera-Vulkan mit enormer Wucht. Schätzungen zufolge stieg die Eruptionssäule bis zu 40 Kilometer in die Höhe. Ascheablagerungen des Ausbruchs finden sich noch heute im ewigen Eis auf Grönland.
Legendär wurde der Ausbruch des Thera-Vulkans vor allem, weil Archäologen im 20. Jahrhundert jahrzehntelang vehement behaupteten, er sei schuld am Untergang der minoischen Kultur auf Kreta. Riesige Flutwellen hätten die Häfen im nur 100 Kilometer entfernten Norden Kretas zerstört, mächtige Ascheregen das Leben im Osten der Insel zum Erliegen gebracht.
Heute weiß man, dass die Flutwellen nicht so zerstörerisch waren und die Aschemengen, die Kreta erreichten, vergleichsweise gering ausfielen. Doch vor allem in der Datierung gibt es dank moderner Methoden große Unterschiede. Mittlerweile ist man sich sicher, dass zwischen dem Ausbruch des Vulkans und dem Untergang von Knossos gut 200 Jahre liegen.
Santorin - entstanden durch einen gewaltigen Vulkanausbruch
79 nach Christus: Vesuv
Für Archäologen ist Pompeji ein Glücksfall. Nirgendwo sonst ist das alltägliche Leben der römischen Antike so gut dokumentiert wie in der Stadt am Golf von Kampanien. Im Jahr 79 nach Christus brach der nahe gelegene Vesuv mit verheerenden Folgen aus. Der erste Ausbruch überraschte die ahnungslosen Bewohner am frühen Morgen.
Mehrere heftige Erdstöße sprengten den Gipfel in die Luft. Eine mehr als 20 Kilometer hohe Eruptionswolke stieg empor und ließ vulkanisches Material auf die Städte hinabregnen.
Innerhalb weniger Stunden war die gesamte Umgebung unter einer sechs bis sieben Meter dicken Schicht aus Asche und Bimssteinen begraben. Doch trotz dieser gewaltigen Eruption gab es nur wenige Tote. Viele der Bewohner waren geflüchtet oder hatten sich in ihren Kellern versteckt.
Nur einen Tag später kehrten sie in ihre Stadt zurück. Doch der Vesuv sollte noch einmal zuschlagen. In der Zwischenzeit war die Eruptionssäule durch zu schweres ausgestoßenes Material zusammengebrochen. Bei ihrem Aufprall auf den Berg erzeugte sie bis zu 400 Grad heiße Druckwellen, die mit mehr als 300 Kilometern pro Stunde die Hänge hinabrasten.
Für die Bewohner gab es kein Entkommen
Für die Bewohner gab es kein Entkommen mehr. Sie wurden bei lebendigem Leib gegart und mit Asche überzogen. Mehr als 3000 Opfer wurden bis heute in der Stadt ausgegraben. Viele von ihnen liegen heute noch so, wie sie der zweite Ausbruch überrascht hat.
Mit der Zeit verwesten die Leichen unter der zu Stein gewordenen Ascheschicht. Hohlräume bildeten sich aus, in denen einmal die menschlichen Körper lagen.
Mit dem Ausbruch des Vesuvs in der Antike beginnt auch die Geschichte der Vulkanologie. Der römische Schriftsteller Plinius der Jüngere erlebte die Katastrophe aus 25 Kilometern Entfernung als Augenzeuge mit und beschrieb den Ausbruch detailgetreu in zwei Briefen an den Historiker Tacitus. Ihm zu Ehren wird die Art der Eruption, die Pompeji zerstörte, bis heute plinianische Eruption genannt.
Geowissenschaftler gehen davon aus, dass ein neuer gewaltiger Ausbruch längst überfällig ist. Vor allem für die vor den Toren des Berges liegende Millionenstadt Neapel hätte das katastrophale Folgen.
Aus diesem Grund ist der Vesuv einer der am intensivsten überwachten Vulkane der Welt. Ein Notfallplan der italienischen Regierung sieht vor, den Großteil der gefährdeten Gebiete bei den geringsten Anzeichen einer Eruption innerhalb weniger Tage vollständig zu evakuieren.
Gefahr für Millionen von Menschen
1883: Krakatau
Über Monate hinweg deutete sich ein Ausbruch an. Die zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Bali gelegene Vulkaninsel Krakatau rumorte gewaltig. Genauer gesagt, einer der drei Vulkane, aus denen die Insel bestand.
Ende August 1883 war es so weit: Eine Spalte brach auf und Meerwasser drang direkt in die Magmakammer ein. Wenn Wasser und Magma miteinander in Berührung kommen, ergibt sich ein höchst explosives Gemisch.
Der Vulkan entlud sich in mehreren Eruptionen. Eine davon war so gewaltig, dass sie noch im 3600 Kilometer entfernten Australien wahrgenommen wurde. Als Folge dieser Eruptionen stürzten die drei Vulkane zusammen oder wurden in die Luft gesprengt. Riesige Tsunamis bildeten sich und rasten auf die Küsten von Sumatra und Bali zu. Sie brachten mehr als 36.000 Menschen den Tod.
Der Zusammenbruch des Krakatau ist nicht nur einer der größten Vulkanausbrüche aller Zeiten, er markiert auch den Beginn der modernen Vulkanforschung. Bereits einige Wochen nach der Katastrophe ließen die niederländischen Kolonialherren Indonesiens die Umgebung der Insel genau untersuchen.
Und auch die Royal Society in London beschäftigte sich wissenschaftlich mit den Folgen. Sie untersuchte die Himmelsphänomene, die sich in den darauffolgenden Jahren zeigten.
Die enormen Aschemengen, die sich in 30 Kilometern Höhe über die Erde verbreiteten, verminderten in den zwölf Monaten nach der Eruption die Sonneneinstrahlung auf der Nordhalbkugel um 25 Prozent.
Dadurch ging auch die mittlere Jahrestemperatur in den nächsten drei Jahren um fast ein Grad zurück. Einen Vulkanausbruch mit derart globalen Auswirkungen hat es seitdem nicht mehr gegeben.
Der Krakatau ist bis heute aktiv
1980: Mount St. Helens
In den 1970er-Jahren untersuchten amerikanische Geowissenschaftler den 2950 Meter hohen Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine gewaltige Eruption noch im 20. Jahrhundert bevorstehen könnte. Doch niemand ahnte, dass die Vorhersage so schnell eintreffen würde.
Am 20. März 1980 registrierte der einzige am Berg installierte Seismograf ein vulkanisches Beben. Eilig wurden weitere Seismografen und Messinstrumente zum Mount St. Helens gebracht.
In den folgenden Tagen bildete sich eine Aufwölbung an der Nordflanke des Berges aus. Die Behörden riegelten daraufhin das Gebiet weiträumig ab. Doch erst knapp zwei Monate später, am 18. Mai 1980, kam es zur großen Explosion.
Riesige Aschewolken stiegen in die Luft
Durch die Wärmeabgabe des Magmas schmolz die Eiskappe des Berges ab und Schmelzwasser gelangte ins Innere des Vulkans. Wie beim Krakatau entstand auch hier ein explosives Gemisch, das am frühen Sonntagmorgen in die Luft ging.
Die gewaltige Explosion riss die oberen 400 Meter des Berges komplett ab. Ein gewaltiger Bergsturz ergoss sich 25 Kilometer Richtung Norden. Heiße Druckwellen zerstörten fast 400 Quadratkilometer Wald.
Sowohl die hervorragende wissenschaftliche Beobachtung als auch der glückliche Umstand, dass am frühen Sonntagmorgen noch keine Ausflügler in der Gegend waren, sind die Gründe, dass nur 57 Opfer zu beklagen waren. Und nicht nur die wissenschaftliche Erforschung im Vorfeld des Ausbruchs war die umfangreichste der Geschichte.
Auch die nachträglichen Untersuchungen suchen ihresgleichen. Bereits zwei Jahre nach dem Ausbruch stellten die US-Behörden das gesamte Gebiet unter Naturschutz. Seitdem wird in hermetisch abgeriegelten Arealen besonders die Regeneration der Pflanzen- und Tierwelt nach einer solchen Katastrophe systematisch untersucht.
Heute ist der Mount St. Helens ein beliebtes Ausflugsziel
(Erstveröffentlichung 2010. Letzte Aktualisierung 21.04.2021)
Quelle: WDR