Lärm ist ungesund
Nicht umsonst gibt es berufliche Vorschriften für Lärmpausen. Auch privat sollten wir das beherzigen – auch dann, wenn Lärm mit Spaß verbunden ist, zum Beispiel bei lauter Musik. Nichts spricht gegen einen Discobesuch oder ein Rockkonzert. Nur sollten wir nicht vergessen, dass unsere Ohren bei diesen ausgelassenen Aktionen unter Dauerstress leiden.
Es kommt häufig vor, dass uns nach einem Rockkonzert "die Ohren pfeifen". Die kurzfristige Überlastung kann für eine gewisse Zeit zu einer Verschiebung der Hörschwelle führen. Wir hören vorübergehend schlechter. Umso wichtiger ist eine Auszeit für unsere Ohren, eine Ruhepause.
In unserer lauten Gesellschaft ist es nicht ganz einfach, dem Lärm zu entkommen. Den Errungenschaften der Zivilisation können wir uns kaum entziehen – nicht einmal nachts.
Die Augen können wir schließen, die Ohren nicht. Sie sind unser Alarmsystem. Unser Gehirn bewertet ständig die eintreffenden Geräusche und lässt uns bei Gefahr aufwachen.
Schon 50 Dezibel reichen aus, um wach zu werden. Das entspricht ungefähr der Lautstärke eines normalen Gespräches. Entsprechend unruhig werden die Nächte, wenn wir von Straßenlärm oder Fluglärm geplagt werden. Der Körper wird immer wieder auf Alarm, auf Flucht eingestellt.
Selbst wenn wir glauben, uns an den Lärm gewöhnt zu haben, reagiert unser Körper. Das kann über einen langen Zeitraum zu chronischen Krankheiten führen, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen, Schwächung des Immunsystems, Allergien oder Tinnitus.
Dauerhafter Lärm schadet unserem Körper
Tonqualitäten
Ob wir etwas als Lärm empfinden, hängt stark von der individuellen Bewertung ab. Die gleichen Töne sind für den einen wohltuend, zum Beispiel ein Klavierspiel, während dem anderen das Geklimper auf die Nerven geht. Die Beurteilung hängt von akustischen Merkmalen wie Lautstärke, Tonhöhe, Dauer und Art des Geräusches ab.
Tritt dieser Ton nur einmal auf oder hat er einen wiederkehrenden Rhythmus? Der tropfende Wasserhahn ist zwar nicht laut, kann einen aber zur Weißglut treiben – vor allem nachts. In der allgemeinen Stille empfinden wir Geräusche viel schneller als Lärm.
Ein sehr kurzes Geräusch wie einen Schuss empfinden wir gar nicht so laut. Der Knall ist einfach zu kurz. Unser Gehör braucht eine gewisse Zeit, bis es Lautstärke erleben kann.
Die Gefahr dabei ist, dass wir das Geräusch unterschätzen. Denn unser Gehör kann aufgrund der Lautstärke sehr wohl Schaden nehmen. Man spricht dann von einem Knalltrauma.
Wenn Kinderspielzeuge das Gehör schädigen
Was hat das Quietscheentchen mit einem Rockkonzert gemeinsam? Es kann den gleichen Lärmpegel erzeugen, auch wenn wir das so gar nicht wahrnehmen. Bei Kleinkindern kann dadurch das Gehör nachhaltig gestört werden.
Und im Kinderzimmer lauern noch mehr Krachmacher. Das hat die Arbeitsgemeinschaft Hörforschung der Universität Ulm in einer Studie herausgefunden.
Nicht immer sind nämlich hörgeschädigte Jugendliche selbst schuld an der Misere, weil sie zum Beispiel zu oft zu laute Musik hören. Oft ist die Schwerhörigkeit auf ein Knalltrauma in früher Kindheit zurückzuführen, meinen die Forscher.
Diese These belegen Messungen von Kinderspielzeugen. Viele erreichen gesundheitsgefährdende Schallpegel, wenn sie nah ans Ohr gehalten werden. So ist der Lärmpegel einer Rassel lauter als ein vorbeifahrender Zug.
Die Trillerpfeife am Ohr entwickelt eine Lautstärke, die vergleichbar ist mit dem Lärm eines vorbeifliegenden Düsenjets. Der Schuss aus einer Spielzeugpistole misst über 150 Dezibel und ist damit lauter als ein Gewehrschuss. Eine Tausendstel Sekunde reicht schon aus, um das Gehör zu schädigen.
Unterschätzte Krachmacher im Kinderzimmer
Verschiedene Geräuschpegel
Lautstärke, genauer gesagt der Schalldruck, wird in Dezibel (dB) gemessen. Da bekommen wir Tag für Tag ganz schön was auf die Ohren. Verkehrslärm, Musik, Kindergeschrei und vieles mehr.
Auf Dauer wird unser Hörvermögen bei Belastungen ab 90 dB beeinträchtigt. Dieser Wert ist schnell erreicht.
Ab 120 dB kann schon ein einmalig auftretendes Geräusch (Knalltrauma) zu einer dauerhaften Schädigung der Hörzellen im Innenohr führen.
Je höher die Lautstärke ist, umso größer ist der Druck der Schallwellen, die in unser Ohr eindringen. Dadurch werden die Haarzellen im Innenohr so stark gepresst, dass sie abbrechen und schließlich absterben. Bei den Hörnerven kommen dann keine Signale mehr an. Der Krach kann uns schwerhörig und sogar taub machen.
Einige Geräuschpegel, die tagtäglich an unser Ohr dringen:
- Hörschwelle: 0 dB
- Tropfender Wasserhahn: 20 dB
- Laufgeräusch eines Videorecorders: 33 dB
- Streichholz fällt auf den Tisch: 37 dB
- Flüstern: 37 dB
- Menschliche Stimme: 50 - 60 dB
- Angeregtes Gespräch: 65 dB
- Staubsauger: 70 dB
- PKW in der Stadt: 80 dB
- Föhn/vielbefahrene Straße: 83 dB
- Quietsch-Entchen am Ohr: 90 dB
- Kreissäge: 100 dB
- Startendes Flugzeug: 110 - 140 dB
- Laute Disco: 110 dB
- Spielzeugpistole: 150 dB
- Gewehrschuss in Mündungsnähe: 160 dB
Quelle: SWR | Stand: 24.08.2020, 10:27 Uhr