Haupt-Lärmverursacher: das Militär
Einer der Haupt-Lärmverursacher sind die Militärs mit ihren Sonargeräten zur U-Boot-Ortung. Diese Schallgeräte geben in kurzen Abständen einen hohen Piepton ab. Wird der Ton reflektiert, befindet sich ein Gegenstand in der Nähe – meist ein weiteres U-Boot.
"Dieser Lärm ist für Wale unerträglich und schmerzhaft. Auf uns Menschen bezogen wäre die Geräuschquelle so laut, als würde eine Explosion in Moskau uns hier in Deutschland eine einfache Unterhaltung auf der Straße unmöglich machen", sagt Dr. Karsten Brensing, der Verhaltensforscher der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDC.
Wale hören auf die Distanz Hamburg – Neapel
Wasser ist ein ausgezeichnetes Übertragungsmedium für Schall. Das Gehör von Walen und Delfinen ist phantastisch ausgereift. Das brauchen sie auch, denn die Ozeane sind groß.
Ein Fortpflanzungspartner ist hier so schwierig zu finden wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Über eine Distanz von bis zu 2000 Kilometern können sich manche Arten verständigen – das entspricht der Entfernung von Hamburg nach Neapel.
Doch der Lärm in unseren Meeren hat in den vergangenen Jahrzehnten dermaßen zugenommen, dass die Wale sich nur noch innerhalb eines Zehntels des Areals verständigen können, also bis zu 200 Kilometer – nur eine von vielen Ursachen dafür, dass sich die Populationen nicht erholen und einige Arten vom Aussterben bedroht sind.
Schuld sind riesige Schiffsschrauben, Motorengeräusche, aber auch Bauarbeiten für Windräder und Bohrtürme und die Suche nach Erdöl und Erdgas.
Wale können nicht einfach weghören – genauso wenig wie wir Menschen. Sie können höchstens wegschwimmen. Besonders gefährdet sind Mütter mit ihren Kälbern. Sie kommen nicht schnell genug davon und ihr Gehör wird geschädigt.
Besonders gefährdet sind Walmütter mit ihren Jungen
Lärm schränkt die Kommunikation der Wale ein
Wale hören zwar in einem Radius von 360 Grad. Aber besonders die Rufe unserer einheimischen Schweinswale sind nach vorne gerichtet und können auch nur dort gehört werden. Ihre Kommunikation untereinander wird durch den Lärm unter Wasser überlagert und dadurch eingeschränkt.
Keine guten Bedingungen zu Aufzucht und Arterhaltung. "Seit Jahren ist dieses Problem bekannt, und man kann auch etwas dagegen tun – aber das geschieht erst, wenn die Politik das von der Industrie einfordert", so Verhaltensforscher Brensing.
"Statt die Pfähle für Windräder mit riesigen Hammerschlägen in den Meeresboden zu rammen – sogenanntes 'piledriving' – kann man die Säulen wie eine Riesenschraube hineinfräsen."
Doch viele große Firmen berufen sich auf ihre bereits vor Jahren abgeschlossenen Verträge, als Schallschutz noch kein Thema war – und so weit geht ihre Tierliebe dann doch nicht, sich freiwillig erhöhten Baukosten auszusetzen. Alternativ kann man schwere Betonblöcke, so groß wie Container, auf den geebneten Meeresboden herablassen.
"Aber auch als Touristen können wir mit unserem Freizeitverhalten den Walen helfen", sagt Karsten Brensing. Besonders Jet-Ski fahren ist laut – ebenso wie viele Motorjachten – und wird meist auch in den Gebieten angeboten, in denen Wale vorkommen: in der Karibik, aber auch bei uns in der Nordsee und Ostsee.
Quelle: SWR | Stand: 25.03.2020, 11:45 Uhr