Globaler Wandel
Ökologischer Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck ist kein echter Fußabdruck, sondern ein errechneter Wert. Er gibt an, wer von uns Menschen die Erde wie stark beansprucht. Denn wenn alle Länder so verschwenderisch leben würden wie wir Deutschen, bräuchten wir zweieinhalb Planeten.
Von Martina Frietsch, Wiebke Ziegler
Der Fußabdruck als Rechenmodell
Der "ökologische Fußabdruck" soll feststellen, wie viel Platz ein Land, eine Stadt oder ein Haushalt für den derzeitigen Lebensstandard verbraucht. 1994 entwickelten die Wissenschaftler Mathis Wackernagel und William E. Rees deshalb ein Konzept, das sich auf jedes Land und jede Person anwenden lässt – ganz gleich wo auf der Welt.
In den ökologischen Fußabdruck werden eingerechnet:
- die Flächen, die zur Produktion von Nahrung, Kleidung, Möbeln und sonstigen Gebrauchsgegenständen benötigt werden
- die Flächen für das Wohnen
- für den produzierten Müll
- für die Bereitstellung von Energie
- und für das Binden des freigesetzten Kohlendioxids.
Aus der gesamten nutzbaren Fläche der Erde und der Anzahl der Menschen, die darauf lebt, wird berechnet, wie viel Fläche jedem theoretisch zusteht. Da die Weltbevölkerung ständig wächst, wurde diese Fläche in den vergangenen Jahren immer kleiner.
Gleichzeitig steigt in vielen Ländern der Lebensstandard, so dass der ökologische Fußabdruck wächst. Die weltweit benötigte Fläche hat die verfügbare längst überschritten: 1,8 Hektar stehen durchschnittlich pro Kopf zur Verfügung, aber 2,2 Hektar würden gebraucht.
Mit in der Berechnung: der von jedem verursachte Müll
Seinen eigenen ökologischen Fußabdruck kann man sich im Internet berechnen lassen. Je nach Anbieter sind die Angaben, mit denen der Rechner gefüttert werden muss, allgemeiner oder detaillierter.
Am Ende erhält der Nutzer eine Auswertung – mal nach Teilbereichen (Essen, Verkehr, Energie), mal insgesamt. Einige Anbieter zeigen zum Vergleich auch den Durchschnittswert des Landes und verraten, wie viele Planeten der jeweilige Lebensstil erfordern würde.
Der Fußabdruck als Wirtschaftsfaktor
Auch viele Städte lassen sich ihren ökologischen Fußabdruck berechnen, denn die Wettbewerbsfähigkeit von Städten hängt auch davon ab, wie ökologisch effizient sie sind. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt stehen Städte allerdings oft schlechter da. Der ökologische Fußabdruck von Berlin zum Beispiel entspricht der 168-fachen Fläche des derzeitigen Stadtgebiets.
Die Berechnung bietet aber auch jede Menge Informationen, die für die Stadtplanung interessant sind. Er deckt Schwachstellen auf, beispielsweise beim Verkehr, beim Wohnen, bei der Energieversorgung.
Entsprechend können die Städte handeln, indem sie beispielsweise dafür sorgen, dass die Wege zur Schule, zum Supermarkt, zum Arbeitsplatz sich verkürzen oder indem sie beim Wohnungsbau auf Effizienz achten.
Im Stadtverkehr gibt es noch viele ökologische Defizite
Berlin zum Beispiel stellte fest, dass der hohe Verbrauch fossiler Energie ein Schwachpunkt ist. Wien beschloss ein umfangreiches Klimaschutzprogramm für die Stadt und bietet seinen Unternehmen ein Umwelt-Service-Paket an.
Durch die freiwilligen Maßnahmen bei Effizienz und Sparsamkeit haben zahlreiche Unternehmen ihre Betriebskosten erheblich gesenkt und sorgen gleichzeitig für eine bessere Öko-Bilanz.
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung: 28.10.2019)
Quelle: SWR/WDR