Eine Hand füttert Tauben

Tauben

Tauben und Vogelgrippe

Von Katrin Lankers

Können sich Tauben auch mit der Vogelgrippe anstecken?

Ein Tiervirus mit einem geheimnisvoll klingenden Kürzel beherrscht immer wieder die Schlagzeilen: der Vogelgrippe-Erreger H5N1. 1997 tauchte das Vogelgrippevirus erstmals in Hongkong auf. Seitdem hat sich die Variante H5N1 in Schüben immer weiter ausgebreitet. Im Februar 2006 trat das Virus erstmals in Deutschland auf. Schneller als erwartet breitete es sich aus. Mehrere hundert Fälle infizierter Vögel wurden im Jahr 2006 in Deutschland gezählt.

Die Vogelgrippe, auch als aviäre Influenza bekannt, ist eine hoch ansteckende Viruskrankheit und befällt vor allem Hühner und Puten, aber auch Wildvögel, Fasane und Perlhühner. Die besonders aggressive Variante H5N1 führt bei 80 bis 100 Prozent der erkrankten Tiere innerhalb weniger Tage zum Tod. In seltenen Fällen können sich auch Menschen anstecken.

Die meisten der bisherigen Fälle wurden in Asien festgestellt. Die Betroffenen hatten fast immer beruflich mit Geflügel zu tun. Übertragen wird die Seuche vor allem über Kot, Speichel und Tränenflüssigkeit.

Die Ausbreitung von H5N1 hat zu großer Verunsicherung geführt – und viele Gerüchte gefördert. Eines davon lautet: Tauben können sich mit der Vogelgrippe nicht infizieren. Während für Hausgeflügel entsprechend zum Schutz die Stallpflicht verhängt wurde, war die Taubenzucht davon ausgenommen. Und auch gegen die Tauben, die zu Tausenden frei in den Städten herumlaufen, wurde trotz drohender Vogelgrippe nichts unternommen. Der Grund: Nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist das Verbreitungsrisiko durch Tauben gering.

Forscher am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Ostseeinsel Riems haben herausgefunden, dass Tauben für die Vogelgrippe deutlich weniger empfänglich sind als andere Vögel. Schon 2003 untersuchte das Institut die Legende von den resistenten Tauben:

In zwei Ställen wurde eine Gruppe Tauben und eine Gruppe Hühner einer hohen Dosis des Grippevirus H7N7 ausgesetzt. Während die Hühner innerhalb von zwei Tagen starben, blieben die Tauben putzmunter. In ihrem Blut waren aber sowohl Antikörper gegen den Erreger als auch winzige Mengen des Virus nachweisbar. Wenn man Hühner zu ihnen in den Stall setzte, infizierten sich diese aber nicht – offenbar gaben die Tauben kaum ansteckende Keime weiter.

Der Versuch wurde 2006 mit dem aggressiveren Virus H5N1 wiederholt. Diesmal sah das Ergebnis etwas anders aus: Wieder starben alle Hühner innerhalb von zwei Tagen, aber auch fünf von 16 Tauben erkrankten an der Vogelgrippe. Drei der Vögel starben. Allerdings schieden offenbar auch bei diesem Versuch die erkrankten Tiere nur geringe Mengen des Virus aus und steckten keine Hühner an, mit denen sie direkten Kontakt hatten.

Es stimmt also nicht, dass Tauben sich nicht mit dem Vogelgrippevirus anstecken können. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass sie den Erreger nur in so geringen Mengen ausscheiden, dass sich andere Tiere nicht damit infizieren können. Die Gefahr für den Menschen, sich bei betroffenen Tauben anzustecken, wird als sehr gering eingestuft, da selbst Hühner, die empfindlichsten Tiere für die Ansteckung mit der Vogelgrippe, sich nicht infizierten.

Weiterführende Infos

Quelle: WDR | Stand: 25.08.2020, 09:15 Uhr

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