Zwei sitzende Weißkopfseeadler

Vögel

Greifvögel

In den 1970er-Jahren waren Greifvögel in Deutschland fast ausgestorben. Mittlerweile sieht man sie wieder in allen Bundesländern, wo sie ihrer Jagdbeute nicht nur in Wäldern und auf Feldern auflauern, sondern auch in den Großstädten.

Von Günter Wagner

Greifvögel als Zeichen der Macht

Greifvögel kommen weltweit vor und sind für den Menschen seit Urzeiten beeindruckend und geheimnisvoll. In vielen Kulturen dienten Greife als mythologische Symbole oder als Wappentiere.

Der Adler wird wegen seiner Größe als König der Lüfte angesehen und gilt als Zeichen für Macht, Kraft und Überlegenheit. In Deutschland ist er als Bundesadler ein Symbol für die Stärke und Souveränität des Staates.

Die deutsche Flagge mit Bundesadler

Der Bundesadler ziert die deutsche Flagge

Raubvogel oder Greifvogel?

Lange Zeit wurden die Greifvögel als "Raubvögel" bezeichnet und gejagt und getötet, da ihnen viele negative Eigenschaften angedichtet wurden. Bei manchen Menschen lösen sie Unbehagen aus.

Das hängt vielleicht damit zusammen, dass sie sich fast lautlos fortbewegen, aber auch damit, dass sie lebende Beute erjagen und auch gelegentlich tote Tiere (Aas) fressen.

Dabei sind das alles positive Eigenschaften, denn Greifvögel halten den Bestand vieler Schädlinge – wie Wühlmäuse und Insekten – klein. Zudem erbeuten sie oft kranke oder schwächliche Tiere, beseitigen Tierleichen und tragen so zum biologischen Gleichgewicht bei.

Heute sind Greifvögel in Deutschland nicht mehr vom Aussterben bedroht, wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Denn inzwischen genießen alle hier vorkommenden Arten ganzjährig Schonzeit, sie dürfen also nicht mehr gejagt werden.

Ein Greifvogel sitzt bei Sinnersdorf im Sonnenschein

Der Bestand der meisten Arten hat sich erholt

Biologische Fakten

Die Ordnung der Greifvögel (auch Falconiformes genannt) zeichnet sich dadurch aus, dass die Tiere sich vorwiegend von fleischlicher Nahrung ernähren und ihre Beute aus dem Flug mit ihren Krallen ergreifen.

Da die früher geläufige Bezeichnung "Raubvögel" auch auf viele andere Vögel zutrifft, wird sie als Ordnungsname nicht mehr verwendet.

Die meisten Greifvögel gehen tagsüber auf Jagd. Einige Merkmale sind für alle Arten bezeichnend: ihr sehr gutes Sehvermögen, der nach unten gebogene Hakenschnabel, kräftige Beine und die mit scharfen Krallen ausgestatteten Füße.

Schwarzmilan im Flug mit geöffnetem Hakenschnabel.

Der Hakenschnabel ist typisch für Greifvögel

Häufig sind die Weibchen größer als die Männchen, wahrscheinlich um sich beim aggressiven Balzverhalten der Männchen besser wehren zu können. Die Körperlänge von Greifvögeln reicht von 14 bis 115 Zentimetern.

Die Vögel nisten gerne auf Bäumen oder Felsen, aber manche errichten auch im Röhricht oder auf dem Boden ihren Horst, wie man das Nest der Greifvögel nennt.

Einige Arten, zum Beispiel viele Falken, übernehmen leer stehende Nester anderer Vögel oder benutzen schon vorhandene feste Unterlagen. Die Gelege bestehen aus mehreren Eiern, einige Arten ziehen jedoch nur ein Junges groß.

Die geschlüpften Jungen sind Nesthocker und werden zunächst von den Eltern versorgt. Sind sie flügge, müssen sie die Jagd erst erlernen. Dabei fangen sie zunächst mit leicht zu fangender Beute an.

Der Lebensraum vieler Greifvögel gliedert sich in das Horstfeld und das Beutefeld, denn in der Umgebung des Nestes wird nicht gejagt. Die Größe des Jagdgebietes richtet sich nach der Beuteleistung.

Falkenartige und habichtartige Greifvögel

In Mitteleuropa unterscheidet man die Familie der Habichtartigen – mit etwa 24 sehr verschiedenen Arten, weltweit etwa 235 – und die der Falkenartigen – mit acht Falkenarten, weltweit etwa 52.

Zur Familie der Habichtartigen gehören unter anderem Adler, Habicht, Bussard, Milan, Weihe und Geier. Eule und Uhu werden übrigens nicht zu den Greifvögeln gerechnet, sie bilden eine eigene Ordnung.

Ein Sperbergeier sitzt mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Ast.

Geier gehören zu den habichtartigen Greifvögeln

Der Fischadler – ein erfolgreicher Jäger

Beachtenswert ist die Jagdtechnik des Fischadlers im Wasser. Hat er beim Beuteflug in bis zu 50 Metern Höhe einen Fisch gesichtet, setzt er aus dem Flug mit weit vorgestreckten Greiffüßen und angewinkelten Flügeln zum Tauchen an. In zwei Hundertstel-Sekunden schließen sich die mit langen Stacheln versehenen Krallen um die Beute.

Doch jetzt kommt Schwerstarbeit auf den Vogel zu, denn um sich und die Beute aus dem Wasser zu ziehen, muss er enorme Kräfte aufbringen. Mit Hilfe seines Schwanzes stößt er sich nach dem Auftauchen von der Wasseroberfläche ab, deshalb heißt seine Technik auch Stoßtauchen.

Ist der Fisch zu schwer, muss er ihn loslassen. Bis zu einen Meter tief können Fischadler tauchen. Ihr Gefieder ist durch Fett vor der Nässe geschützt.

Die bei uns lebenden Fischadler überwintern im Mittelmeerraum, in Südwestasien und Afrika. Beim Durchzug im Herbst und Frühjahr sind sie deshalb in ganz Deutschland jagend an größeren Seen und Flüssen zu beobachten.

Ein Fischadler mit ausgebreiteten Schwingen

Fischadler haben ihre Jagdtechnik perfektioniert

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 25.03.2020)

Quelle: WDR

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