Das scheint zunächst seltsam, denn wie die Erde dreht sich ja auch der Mond um seine eigene Achse. Seine Eigendrehung hat sich aber dem Umlauf um die Erde angeglichen. Das bedeutet, dass sich der Mond während eines Umlaufs um die Erde auch einmal um die eigene Achse dreht und wir deshalb immer nur eine Seite des Mondes sehen.
Der Grund dafür liegt in den Gezeitenkräften, die Erde und Mond aufeinander ausüben. Diese Kräfte verursachen in beiden Planeten eine ständige innere Reibung, ausgelöst durch permanente Deformation des Planeten-Inneren. Das bremst die Eigenrotation. Weil die Erde jedoch eine 81 mal größere Masse besitzt als der Mond, sind die Effekte der Gezeitenreibung auf dem Mond viel stärker als auf der Erde.
Zwar wird auch die Rotation der Erde um die eigene Achse gebremst, doch wächst die Tageslänge infolgedessen heute nur um zwei Hunderttausendstel Sekunden pro Jahr. Die Rotation des Mondes um die eigene Achse ist hingegen seit seiner Entstehung vor rund 4,5 Milliarden Jahren so stark abgebremst worden, dass er für einen Beobachter auf der Erde praktisch stillsteht.
(Erstveröffentlichung 2004, letzte Aktualisierung 30.03.2020)
Quelle: SWR