Der Kopf eines mächtigen Sibirischen Tigers, der in einem verschneiten Wald Richtung Kamera schaut.

Raubkatzen

Der Tiger

Tiger leben in den dichten Wäldern Sibiriens und durchstreifen den Dschungel in Malaysia. Doch es steht schlecht um die eleganten Raubkatzen. Obwohl der Tiger keine natürlichen Feinde hat, ist er vom Aussterben bedroht.

Von Christiane Tovar

Anspruchslose Raubkatzen

Alles, was Tiger zum Überleben brauchen, sind Wälder, Wasser und genügend Beutetiere. Die Raubkatzen sind anpassungsfähig und können problemlos große Temperaturunterschiede verkraften.

Obwohl sie im Gegensatz zu Löwen in der Regel schwerer sind, bewegen sie sich geschmeidiger und sind wendiger. Tiger fühlen sich auch im Wasser wohl und sind ausgezeichnete Schwimmer.

Tiger sind Einzelgänger, die auf der Suche nach Beute meistens nachts durch die Wälder streifen. Dann jagen sie – je nach Lebensraum – Elche, Wildschweine, aber auch Tapire, Affen oder Fische.

Erlegt wird die Beute mit einem gezielten Biss in den Nacken oder die Kehle. Pro Tag benötigt ein ausgewachsenes Tier, das in freier Wildbahn selten älter als 25 Jahre wird, bis zu neun Kilo Nahrung.

Die größte Raubkatze der Welt

Von ehemals neun Unterarten gibt es heute noch fünf Tigerarten in freier Wildbahn. Die größte von ihnen ist der Amur-Tiger. Ausgewachsene Männchen werden bis zu 300 Kilogramm schwer und kommen auf eine Körpergröße von drei Metern.

Seinen Namen hat er vom russischen Fluss Amur, der durch die sibirische Region Transbaikalien fließt. Der Lebensraum des Sibirischen Tigers, wie er auch genannt wird, erstreckte sich ursprünglich vom Baikalsee bis zum Japanischen Meer.

Sibirischer Tiger im Schnee.

Der Amur-Tiger wird auch Sibirischer Tiger genannt

In den dichten Wäldern jagten noch vor hundert Jahren Tausende von ihnen. In den 1940er Jahren gab es nur noch rund 40 Amur-Tiger. Heute hat sich der Bestand wieder etwas erholt.

Tierschützer schätzen, dass im russischen Osten und an der Grenze zu China rund 590 Amur-Tiger leben. Sie bewegen sich heute auf einer Fläche, die ungefähr halb so groß ist wie Deutschland.

Ein Tiger mit Schwimmhäuten

Der Bengal-Tiger, auch Königstiger genannt, ist fast so groß wie der Amur-Tiger und ist in Indien, Bangladesch, Nepal und Bhutan zu Hause. Einige wurden schon auf bis zu 4000 Metern Höhe im Himalaja gesichtet.

Der Königstiger ist das Wahrzeichen Indiens und steht dort seit Anfang der 1970er-Jahre unter Schutz. Gejagt wird er trotzdem. Von allen Tigerarten ist die Population des Bengal-Tigers am größten.

Ein schwimmender Sumatra-Tiger.

Sumatra-Tiger haben Schwimmhäute zwischen den Krallen

In den Wäldern von Südostasien ist der Indochinesische Tiger zu Hause. Tierschützer schätzen, dass noch rund 300 bis 400 Exemplare in freier Wildbahn leben. Typisch für den Indochinesischen Tiger ist eine relativ dunkle Zeichnung.

Weil er in unwegsamen Gebieten heimisch ist, hat er bessere Überlebenschancen als andere Arten. Allerdings weiß man deshalb auch sehr wenig über seine Lebensbedingungen.

Dem Indochinesischen Tiger sehr ähnlich ist der Malaysia-Tiger. Er wurde erst vor einigen Jahren als eigene Unterart anerkannt. Auch er gilt als stark gefährdet.

Die kleinste Unterart ist der Sumatra-Tiger. Er wird im Schnitt 140 Kilo schwer. Der Sumatra-Tiger lebt in den Regenwäldern der gleichnamigen indonesischen Insel und ist die einzige Tigerart mit Schwimmhäuten zwischen den Krallen.

Der Tiger ist in Gefahr

Vor etwas mehr als hundert Jahren lebten noch rund 100.000 Tiger in großen Teilen Asiens. Heute sind es noch etwa 3900 Tiere, ausgestorben sind der Bali-, der Kaspische und der Java-Tiger.

Der Südchinesische Tiger gilt in der freien Wildnis als ausgestorben. Experten gehen laut WWF-Artenlexikon davon aus, dass es, wenn überhaupt, nur noch ein paar vereinzelte Individuen gibt.

Ölbohrpumpen in Sibirien.

Der Lebensraum des Tigers wird immer kleiner

Die letzte Hoffnung, die Art zu erhalten, liegt daher auf den wenigen Tieren in chinesischen Zoos. Die verbliebenen fünf Arten leben nur noch in 13 Ländern Asiens. Die meisten von ihnen sind in Indien heimisch, nach Schätzungen sind es dort etwa 1700 Tiger.

Der World Wide Fund For Nature (WWF) geht davon aus, dass bezogen auf den gesamten ursprünglichen Lebensraum weniger als zehn Prozent übrig geblieben sind. Die Gründe sind vielfältig.

In einigen Regionen werden zum Beispiel Bodenschätze wie Kohle oder Öl gefördert. Auch die Abholzung des Regenwaldes ist ein großes Problem, genauso wie die Erschließung von unzugänglichen Gebieten durch Straßen.

Eine große Gefahr sind außerdem Wilderer. Sie jagen die Tiger, weil sie die Körperteile der Raubkatzen gut verkaufen können. Denn Krallen, Zähne, Gehirn und andere Teile werden in der traditionellen chinesischen Medizin zu Arzneien verarbeitet und sind sehr begehrt.

Die Jagd der Tiger als Trophäen hat vor allem im vergangenen Jahrhundert viele Tiere das Leben gekostet.

Schutzzonen und Aufklärung

Alle großen Naturschutzorganisationen haben Tigerschutzprogramme ins Leben gerufen. Auch die Staaten, in denen Tiger leben, haben sich bereit erklärt, etwas gegen das Aussterben der größten Raubkatze der Erde zu tun.

So werden etwa Schutzzonen eingerichtet und Ranger eingesetzt, die unter anderem Wilderern das Handwerk legen sollen.

Pflaster aus Tigerknochen.

Auch Pflaster aus Tigerknochen sind begehrte Arzneien

Die Umweltorganisationen versuchen aber auch politisch etwas zu bewegen. Sie setzen sich zum Beispiel dafür ein, dass Bodenschätze nachhaltiger abgebaut werden. Auch Touristen können etwas für den Artenschutz tun, indem sie keine Souvenirs oder Arzneien von Tigern kaufen.

Die Maßnahmen der großen Naturschutzorganisationen zeigen zumindest kleine Erfolge. Beim Amur-Tiger ist der Bestand stabil und auch der Indochinesische Tiger hat eine Chance zu überleben. Doch die Gefahr, dass die größte Raubkatze der Welt ausstirbt, ist noch lange nicht gebannt.

(Erstveröffentlichung: 2014. Letzte Aktualisierung: 10.11.2020)

Quelle: WDR

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