Historische Zeichnung eines Zitteraals

Elektrizität

Elektrofische

Wir Menschen nehmen unsere Umwelt vor allem über Augen, Nase, Ohren, Tast- und Geschmackssinn wahr. Doch die Natur hat manchen Lebewesen noch weitere Sinne bereitgestellt. So besitzen viele Fische zusätzlich einen sogenannten Elektrosinn.

Von Andrea Schultens

Diese Fische können durch abgewandelte Muskelzellen (Elektrozyten) elektrische Spannungen erzeugen. Die elektrischen Organe liegen direkt unter der Haut des Fisches.

Werden sie durch spezielle Nerven erregt, so entladen sie sich und erzeugen Spannungen, die ein elektrisches Feld um den Körper des Fisches bilden. Bei den meisten Fischen ist diese elektrische Spannung eher gering: bei Neuwelt-Messerfischen, beim Elefantenrüsselfisch oder auch beim Nilhecht, der eine Spannung von wenigen Volt erzeugen kann.

Durch die Hintereinanderschaltung von vielen Elektrozyten kann die Spannung jedoch so groß werden, dass sie selbst uns Menschen gefährlich wird. Die stärksten Elektrofische – vor allem der südamerikanische Zitteraal, aber auch Zitterwels und Zitterrochen – sind in der Lage, sehr hohe Spannungen zu erzeugen. Ihre Muskelzellen sind wie bei einer Batterie in Serie geschaltet und die Stromstöße entsprechend hoch.

So erreichen die Entladungen des Zitterwels etwa 100 Volt, der Zitterrochen kann sogar Spannungen bis zu 200 Volt bei Stromstärken von bis zu 30 Ampère erzeugen, was in etwa mit 230 Volt Spannung aus der bei uns üblichen Steckdose vergleichbar ist.

Und der Zitteraal schafft sogar bis zu 600 Volt. Er besitzt bis zu 6000 Elektrozyten, von denen jede einzelne nur niedrige Impulse abgibt, insgesamt jedoch kann der bis zu 2,50 Meter lange Zitteraal so die stärkste Spannung aller Elektrofische abgeben.

Ein Ziterrochen im Mittelmeer

Der Zitterrochen kann 200 Volt erzeugen

Mit Hilfe dieser Stromstöße können elektrische Fische Beutetiere oder gefährliche Gegner betäuben, fluchtunfähig machen oder sogar töten. Entdeckt etwa der Zitterrochen einen Beutefisch am Boden, so nähert er sich diesem und versetzt ihm einen Stromschlag.

In der Haut der Fische befinden sich Rezeptororgane, mit denen sie sich an den Magnetfeldlinien der Erde orientieren sowie Beute und Räuber erkennen können. Das unsere Erde umgebende Erdmagnetfeld mit seinen Feldlinien nehmen Fische über diesen Elektrosinn genauestens wahr.

Das elektrische Feld ermöglicht es ihnen, sich zu orientieren und über elektrische Signale mit ihren Artgenossen zu kommunizieren – was dadurch an Bedeutung gewinnt, dass viele Elektrofische nachtaktiv sind, in schlammigen Gewässern leben und keine oder verkümmerte Augen haben.

Durch diese Rezeptoren können sie selbst in geringen Bereichen von etwa 0,1 Mikrovolt Veränderungen des elektrischen Feldes wahrnehmen. So bekommen Fische sogar im Dunkeln ein genaues räumliches Bild von ihrer Umgebung. Das gilt auch für Haie, die jedoch nur elektrische Signale empfangen können. Sie können selbst keine Signale aussenden, aber Beutetiere über deren elektrische Felder finden.

(Erstveröffentlichung: 2007. Letzte Aktualisierung: 14.07.2020)

Quelle: WDR

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