Die Schattenseiten der fossilen Brennstoffe
Die Menschen haben den fossilen Energieträgern viel zu verdanken. Sie haben mit ihnen ihre Häuser gewärmt, ihr Essen gekocht und Licht erzeugt. Später trieben sie auch Autos und Maschinen mit Erdöl, Erdgas und Kohle an.
Die fossilen Energieträger schaden den Menschen aber auch. Wenn man sie verbrennt, entweicht das in ihnen gebundene Kohlendioxid in die Atmosphäre. Dort bildet der Stoff eine Art Schild, der verhindert, dass die Erde die Wärme wieder loswird, die die Sonne erzeugt hat. Die Folge: Die Erde heizt sich auf.
Dieser sogenannte Treibhaus-Effekt ist seit 1958 bekannt. Trotzdem blieben die fossilen Energieträger lange unangefochten. Inzwischen ist das Problembewusstsein gewachsen und es ist klar, dass es eine Energiewende geben muss, wenn die Menschen weiter auf der Erde leben wollen. Aber was muss man tun, damit Deutschland in das post-fossile Zeitalter gelangt?
Ein Stoff für viele Zwecke: Rohöl
Erneuerbare Energien als bessere Alternative
Klar ist: Was früher die fossilen Brennstoffe waren, werden in Zukunft die erneuerbaren Energien sein, zu denen vor allem Wind- und Solarenergie gehören sowie Energie aus Biomasse, Wasserkraft und Erdwärme. Schon heute kann man mit ihnen Haushalts- und Kommunikationsgeräte und viele Maschinen betreiben, Häuser wärmen und Straßen beleuchten.
Bald wird es zusätzlich E-Autos geben und möglicherweise auch elektrifizierte Oberleitungs-Lkw. Dazu kommen als weitere Energieträger Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe, die Dieselkraftstoffe bei Flugzeugen und Schiffen ersetzen sollen.
Bei der Gewinnung von CO2-freier Energie ist die Technik schon sehr weit. Die heutigen Wind-, Solar- und Biomasse-Anlagen haben einen hohen Wirkungsgrad.
Wasserstoff zu erzeugen, stellt ebenfalls kein Problem dar und an den synthetischen Kraftstoffen wird zunehmend erfolgreich geforscht.
Auch die Speichertechnologie schreitet voran. Intelligente Netze helfen, den Strom im Fluss zu halten und mögliche Wind- und Sonnen-Flauten auszugleichen.
Bürgerproteste und technische Fragen
Problematischer ist es, die regenerative Energie in ausreichender Menge zu erzeugen und dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wird. Das liegt auch an den starken regionalen Widerständen, die sich gegen neue Windkraftanlagen und Stromtrassen richten.
Während Bürger an Autobahnen, Starkstromleitungen und Braunkohlelöcher gewöhnt sind, fühlen sie sich von Windrädern und unterirdisch verlaufenden Strom- und Wasserstoffkabeln oft bedroht und gestört.
Noch mehr Windprojekte werden laut der Fachagentur Windenergie an Land allerdings durch das Militär blockiert, weil sie Tiefflugkorridore, die Radarüberwachung und die Luftverteidigung stören würden.
Auch wegen des Luftverkehrs scheiden viele Standorte aus. Hier besteht die Gefahr, dass die Windräder Funksignale von Drehfunkfeuern unterbrechen können. Allerdings gilt das nur für alte Drehfunkfeuer-Anlagen. Die neue Generation kommt mit einem geringeren Sicherheitsabstand aus.
Ein weiteres, erst in den Anfängen gelöstes Problem der Energiewende hängt mit der sogenannten Grundstoffindustrie zusammen, die für etwa 20 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland verantwortlich ist.
Die Grundstoffindustrie stellt unter anderem Stahl, Zement, Dünger, Glas und Papier her und ist bei der Produktion auf extrem hohe Temperaturen angewiesen. Weil sich eine solche Hitze nicht mit Solar-, Wind- und Biomasse-Strom erzeugen lässt, erforscht die Industrie alternative Wasserstoff-Verfahren.
Die Frage ist, ob geeignete Verfahren in absehbarer Zeit gefunden werden und ob sie sich für die Massenproduktion eignen.
Das Duisburger Stahlwerk Thyssen-Krupp
Die Wirtschaft zieht bei der Energiewende mit
Erfreulich ist, dass die deutsche Wirtschaft weitgehend hinter der Energiewende steht. Dahinter steckt zum einen die Sorge, international abgehängt zu werden. So soll es beispielsweise in China bald ein mit Wasserstoff betriebenes Stahlwerk geben.
Außerdem rechnen Experten damit, dass die Petro- und Kohleindustrie schrumpfen wird, weil sich die aufwändige Förderung nicht mehr lohnt, wenn die Nachfrage eine bestimmte Menge unterschreitet. Daher könnte es bei Öl, Kohle und Gas zunehmend zu Lieferengpässen kommen – bei gleichzeitig steigenden Preisen.
Schließlich bangen die Unternehmen auch um ihren Börsenwert und Kredite. Viele Pensionsfonds und Vermögensverwalter fangen an, klimaschädliche Unternehmen aus ihrem Portfolio auszusortieren.
Auch Verbraucherinnen und Verbraucher und die Beschäftigten achten zunehmend auf die Klimabilanz von Unternehmen. Der Kreuzfahrtkonzern Aida hat beispielsweise ein erstes Schiff auf emissionsärmeres Flüssig-Erdgas umgestellt, nachdem bekannt wurde, wie klimaschädlich Kreuzfahrten sind.
Die Wohnungsgenossenschaft "Spreefeld" in Berlin
Nicht nur die Energieträger müssen sich ändern
Zur Energiewende gehört außerdem, Energie zu sparen. In Unternehmen ist oft schon viel erreicht, wenn alte, überdimensionierte oder falsch eingestellte Pumpen und Geräte ersetzt beziehungsweise besser reguliert werden würden.
Bei den Gebäuden, die fast so viel Energie verbrauchen wie die Industrie, helfen moderne Fenster und eine bessere Fassadendämmung.
Energie im Verkehr spart man, indem man kürzere Wege zu Fuß oder mit dem Rad erledigt und auf den öffentlichen Nah- und Fernverkehr umsteigt. Intelligente Autos können helfen, Staus zu verhindern und den Verkehr insgesamt flüssiger und energiesparender zu machen.
Lösungen sind also da. Sie umzusetzen, erfordert allerdings eine Menge Geld und die Bereitschaft auf liebgewonnene Gewohnheiten und Bequemlichkeiten zu verzichten.
Ein Haus dämmen zu lassen, ist teuer und aufwendig. Städte fahrradfreundlicher zu machen, den ÖPNV auszubauen und E-Ladesäulen aufzustellen, führt über viele Jahre zu nervigen Baustellen. Neue Maschinen und Verfahren mindern vorübergehend den Gewinn, und mehr Wind- und Solarparks werden das Landschaftsbild definitiv verändern.
Erneuerbare Energien und Energiesparen sind die Basis der Energiewende
Besser leben nach der Energiewende
Auf der anderen Seite steht viel auf der Haben-Seite. Ist die Energiewende geschafft, wird die Luft sauberer und der Lärm lässt nach. Viele Kommunen werden sich zudem selbst mit Energie versorgen können, wie es heute schon der Rhein-Hunsrück-Kreis macht.
Auch für die Städte und die Wirtschaft werden die Energiekosten vermutlich sinken, und Dörfer und Landschaften, unter denen Kohlevorkommen schlummern, dürfen bestehen bleiben. Ganz abgesehen davon, dass die Erde für die nachfolgenden Generationen lebenswert bleibt.
Quelle: SWR | Stand: 25.02.2020, 13:00 Uhr