Gleiches Recht für alle
Konrad entstammte dem hochadeligen Geschlecht der Salier, das am Mittelrhein zu Hause war, zwischen Mainz, Worms und Speyer. Er wurde um 990 geboren und verlor früh seine Familie: Der Vater starb, die Mutter ließ ihn im Stich, die Verwandten betrogen ihn um sein Erbe.
Erzogen wurde er von einem Bischof namens Burchard von Worms. Dieser Burchard wollte "ein und dasselbe Gesetz für Reiche und Arme", er wollte die Schwachen schützen. Das prägte offenbar auch seinen Schützling Konrad sehr.
Offenbar entsprach Konrad überhaupt nicht den heute verbreiteten Vorstellungen vom "finsteren Mittelalter" und seinen Herrschern. Zeitgenossen und Historiker beschreiben ihn als weise, charakterfest, sachlich, stolz, streng, vor allem aber als gerecht. Offenbar war er ein uneitler und bescheidener Mann, der seine persönlichen Interessen hinter die des Reichs stellte.
Konrad gegen Konrad
Konrads Vorgänger, Kaiser Heinrich II., ein Mann aus dem sächsischen Herrscherhaus, starb im Juli 1024 – ohne Nachfahren. Also kamen die Fürsten des Landes zu einem Reichstag zusammen. Wer sollte nun König werden?
Zwei gleichnamige Vetter mit Namen Konrad, beide mit Heinrich verwandt, kamen in die engere Wahl. Lange konnten sich die Adeligen nicht entscheiden. Erst als sich Aribo, Erzbischof von Mainz, "aus übervollem Herzen und mit klarer Stimme" für den etwa 34 Jahre alten späteren König aussprach, schlossen sich ihm die anderen Herzöge und Bischöfe an. Vier Tage später wurde Konrad II. feierlich in Mainz gekrönt.
Im Dom zu Mainz wurde Konrad zum König gekrönt
Gekrönt wurde er mit der berühmten Reichskrone. Sie trägt die Inschrift "Konrad, von Gottes Gnaden erhabener Kaiser der Römer" – damit ist sehr wahrscheinlich Kaiser Konrad II. gemeint.
Die Krone wurde nach Meinung der meisten Historiker zwar schon im Jahr 962 für die Kaiserkrönung Ottos I. angefertigt. Aber den Bügel ließ wahrscheinlich erst Konrad anfertigen und anbringen. Das Kreuz über der Stirnplatte wurde erst im 11. Jahrhundert angefügt.
Fremd in seiner Zeit
Konrad war eine faszinierende Persönlichkeit, weil er in mancher Hinsicht gar nicht in seine Zeit passte: Er nahm offenbar seinen Auftrag ernst, der König aller Menschen zu sein.
Wo Feindseligkeit und Anarchie herrschten, versuchte er auf die Einhaltung von Recht und Gesetz zu pochen. Wo Grafen, Herzöge und Vögte nach Belieben mit ihren Untergebenen umsprangen, schützte er nach Möglichkeit die Schwachen.
Kirchenvertreter registrierten argwöhnisch, dass er "im Glauben nicht sonderlich fest" sei. Seine Ehe war nach Kirchenrecht eigentlich nicht zulässig. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, seine Gemahlin sei mit ihm verwandt und habe vorher mit einem seiner Verwandten in Ehe gelebt.
In einer Epoche, die durch altgermanische Magie und Aberglaube geprägt war, wirkte er seltsam nüchtern, kühl, an der Sache orientiert. Es gelang ihm immer wieder, Gegensätze zu überwinden und sich durch geschickte Schachzüge politische Vorteile zu verschaffen.
So sicherte er zum Beispiel im Jahre 1036 die Nordgrenze des Reiches, als er dem mächtigen König Knut von Dänemark und England ein kleines Gebiet im heutigen Schleswig-Holstein abtrat, dafür aber seinen Sohn Heinrich mit Knuts Tochter Gunhild verheiraten konnte. Reichsgebiet abtreten – damals ein unerhörter Vorgang, aber die Allianz hielt.
Das Reich – wichtiger als der König
Nur wenn die Interessen des Reiches geschützt werden mussten, konnte Konrad II. sich eisenhart durchsetzen. Eine Szene ist legendär geworden: Nach dem Tod des Amtsvorgängers Heinrich II. im Jahr 1024 hatten die Einwohner der italienischen Stadt Pavia die prächtige Königspfalz in der Stadt zerstört.
Ein Jahr später mussten sie sich auf dem Hoftag in Konstanz vor Konrad rechtfertigen. Spitzfindig brachten sie vor, sie hätten ja das Haus erst nach dem Tode Heinrichs zerstört, als sie niemanden mehr kränken konnten.
Hierauf antwortete König Konrad: "Ist der König tot, so bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist." Das Reich sei also wichtiger als die Personen, die es vertreten. Die Herrschaft und das Recht seien auch über den Tod des Herrschers hinaus gültig.
Konrads letzte Ruhestätte liegt im Dom zu Speyer
Mut und Milde
Auf Feldzügen kämpfte Konrad oft in erster Reihe. Eine Eigenschaft, die Heerführer schon immer populär gemacht hat. Ein Haudegen, manchmal mit dem Schwert in der Hand bis zu den Schenkeln im Morast stehend, dann wieder kühn an der Spitze des Heeres reitend.
Insgesamt war seine Regierungszeit aber vergleichsweise friedlich. Die Männer seines Hofes sahen in ihm einen würdigen Kaiser, der zu Recht die achteckige Reichskrone trug. Als er 1039 mit knapp 50 Jahren überraschend starb, trauerten vor allem jene, die seine Gerechtigkeit und Milde erfahren hatten.
(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 22.03.2020)
Quelle: WDR