Replik der Reichskrone

Kronen

Die Reichskrone

Die Reichskrone war seit dem Hochmittelalter die Krone der römisch-deutschen Könige und Kaiser.

Von Claudia Kracht

Die bedeutendste und vornehmste europäische Krone ist die mittelalterliche Reichskrone. Keine andere Krone entfaltete eine so große Wirkung und Symbolkraft. Aus purem Gold, mit vielfarbigen Edelsteinen verziert, wird sie heute gemeinsam mit den Reichs-Insignien (Reichsapfel, Zepter, Schwert) schwer bewacht in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt.

Ihr materieller, ideeller und historischer Wert ist unschätzbar, ihre Entstehung geheimnisumwittert. Rund 800 Jahre lang war sie ein leuchtendes Symbol, ein Inbegriff des Reiches, das sich um 1000 aus dem Ostfrankenreich herausbildete und später bis 1806 "Heiliges Römisches Reich deutscher Nation" genannt wurde.

Dieses Reich umfasste damals große Teile des heutigen Deutschlands, die Niederlande, Belgien, Teile Ostfrankreichs, Burgund, die Schweiz, Österreich sowie fast ganz Italien.

Der Machtbereich des ostfränkischen, später deutschen Königs erstreckte sich also von der heutigen deutsch-dänischen Grenze im Norden bis nach Sizilien im Süden, von Straßburg im Westen bis nach Magdeburg im Osten.

Die Reichskrone war bei den deutschen Königskrönungen in Aachen unentbehrlich, weil in der Vorstellungswelt des Mittelalters erst sie ihren Träger zum Herrscher machte. Krone und Reich bildeten eine untrennbare Einheit. Alle ostfränkischen, dann deutschen Könige und Kaiser trugen die Reichskrone.

Der Kaiserdom in Aachen

Im Aachener Kaiserdom wurden viele Herrscher gekrönt

Neben der politischen hatte die Reichskrone auch religiöse Bedeutung: Sie ist ein Symbol für Jesus Christus als König der Könige. Die acht Platten, im Achteck angeordnet, galten im Mittelalter als Sinnbild der Vollkommenheit. Die Zahlensymbolik, Steinsetzung und Farbskala sollten vermutlich ein Abbild des himmlischen Jerusalem darstellen.

Hochbügel und Stirnkreuz wurden ihr wohl erst unter Kaiser Konrad II. (1024-1039) aufgesetzt. Von da an war die Bügelkrone der vornehmste Schmuck der römisch-deutschen Kaiser, die sich in Fragen höfischer Etikette ständig an den uralten byzantinischen Traditionen orientierten.

Sie verlor erst mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs ihre Funktion: 1806 forderte Napoleon Kaiser Franz II. auf, die Reichskrone niederzulegen. Dieser gehorchte und erklärte gleichzeitig das Heilige Römische Reich für aufgelöst, damit kein anderer Fürst Anspruch auf die Reichskrone erheben konnte.

Wegen ihrer großen politischen Bedeutung war die Reichskrone über die Jahrhunderte hinweg ein begehrtes Objekt für Erpressung, Raub, Betrug und Geschäftemacherei. Machthaber und Gegenkönige versuchten in den Besitz dieses überragenden Herrschafts-Symbols zu gelangen.

So musste die Reichskrone oft an wechselnden Orten in Sicherheit gebracht werden, bis sie schließlich in Wien ein sicheres Zuhause fand.

Holzschnitt von Leopold II., der die Reischskrone trägt

Leopold II. trägt die Reichskrone

(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 15.07.2019)

Quelle: WDR

Darstellung: