Ein aufregender Stil
Coco Chanel wird am 19. August 1883 als Gabrielle Chasnel im südfranzösischen Städtchen Saumur als zweite Tochter eines Straßenhändlers und Hausierers geboren.
Das "s" im Nachnamen ist ein Schreibfehler des Beigeordneten des Bürgermeisters und wird auch bei der Taufe nicht richtig gestellt, denn Gabrielles Mutter Jeanne ist zu dieser Zeit noch nicht mit dem Vater verheiratet. Die Mutter stirbt früh. Der Vater kümmert sich nicht sonderlich um seine Töchter.
So wachsen beide unter schlechten Bedingungen auf und kommen schließlich in ein Waisenhaus: das Kloster von Aubazine im Department Corrèze, das von den strengen Nonnen der Kongregation vom Heiligen Herzen Mariä geführt wird. Dort lernt Gabrielle zu schneidern.
Mit 16 verlässt sie das Kloster und beginnt, sich als Näherin durchzuschlagen. Über Moulins kommt das Mädchen nach Paris. Schon in Moulins singt Gabrielle in Konzertcafés. Eines ihrer Lieblingslieder heißt "Qui qu'a vu Coco" und bringt ihr den Spitznamen Coco ein, der sie von nun an ihr ganzes Leben lang begleiten wird.
Coco Chanel als junges Mädchen
Ihre ersten Erfolge feiert Coco Chanel allerdings nicht mit ihrem Gesang, sondern mit den von ihr entworfenen und hergestellten Hüten. Ein Verehrer, Etienne Balsan, überschreibt ihr 1910 eine Parterrewohnung in Paris, aus der sie ein Modeatelier macht.
Ihre Hutkreationen sind schon bald sehr gefragt und ihre Kundinnen, anfangs vor allem Freundinnen aus der besseren Gesellschaft von Paris, bestellen erste Kleider bei ihr.
Sie entwickelt schnell einen aufregenden, nie da gewesenen Stil. Ihre Entwürfe basieren auf schlichten Linien ohne überbordende Verzierungen. Coco Chanel befreit die Frauen von den bisherigen schweren Stoffen. Luftigkeit und kühle Eleganz werden ihr Markenzeichen und ein Inbegriff für die neue Lebensart und Mode.
Das von ihr entworfene "kleine Schwarze" ist bis heute nicht aus den Kleiderschränken eleganter Frauen wegzudenken.
Ihren internationalen Durchbruch schafft Coco Chanel jedoch nicht mit einem Kleid, sondern mit einem Parfüm: "Chanel No. 5" wird ihr größter Erfolg. Noch heute wird das Parfüm hergestellt und auf der ganzen Welt vertrieben.
Befreiung von schweren Stoffen
Das erste Parfüm mit künstlichen Aromen
Anfang der 1920er-Jahre beschließt Coco Chanel, dass es Zeit ist für einen neuen Duft, so wie es Zeit ist für ihre neue Mode. Mit dem Satz "Ich möchte ein Parfüm für Frauen, das wie eine Frau riecht!" beauftragt sie den Parfümeur Ernest Beaux, verschiedene Duftkompositionen zu entwickeln.
1921 präsentiert er ihr mehrere Parfüms. Die fünfte Flasche ist Coco Chanels Favorit. Waren bis dahin florale Düfte vorherrschend, so wirft Chanel No. 5 alles über den Haufen.
Es riecht nicht nach Veilchen, Jasmin oder Rosen, sondern einzigartig. Und es ist das erste Parfüm der Welt, das außer natürlichen Grundsubstanzen, wie sie bis dahin für die Parfümherstellung ausschließlich benutzt wurden, künstliche Aromen enthält.
Es riecht einfach nach Chanel
Bis zum Zweiten Weltkrieg ist Coco Chanel die führende Modedesignerin, dann zieht sie sich in die Schweiz zurück. Man unterstellt ihr, mit den Deutschen zu sympathisieren. Es ist auch von einer Liebschaft mit einem Deutschen die Rede.
Erst 1954, nachdem sich Christian Dior mit seinem "New Look" an die Spitze der Modewelt katapultiert hat, fasst Coco Chanel den Entschluss, wieder nach Paris zurückzukehren.
Mit über 70 Jahren schafft sie das Unglaubliche: Ihre Mode wird erneut gefeiert. Das "kleine Kostüm" mit den großen Schmuckknöpfen stammt aus dieser Zeit, die wuchtigen Gliedergoldketten, die gesteppten Umhängetaschen und die Spangenschuhe mit der schwarzen Kappe, die den Fuß kleiner wirken lassen.
All diese Klassiker schuf diese einzigartige Frau. Am 10. Januar 1971 stirbt Coco Chanel während der Vorbereitungen für eine neue Kollektion – mit 87 Jahren.
Quelle: SWR | Stand: 11.05.2020, 12:08 Uhr