Im späten Mittelalter landeten Straftäter entweder in den Türmen der Stadtbefestigungen oder in Gefängnissen, die unter Rathäusern und Klöstern lagen. Die Kerker unter der Erde hießen auch Lochgefängnisse. Wer ins Lochgefängnis kam, wurde "eingelocht".
Die Lochgefängnisse waren in der Regel klein und besaßen kein Fenster. Licht sahen die Häftlinge nur, wenn der Beschließer kam und ihnen Wasser und Brot brachte.
Oft mussten sich mehrere Gefangene eine Pritsche aus Holz teilen. Ihre Füße und Hände waren angekettet, in einen Stock geschraubt oder an einen Balken gefesselt, der sich kaum bewegen ließ. Eine Toilette gab es nicht. Stattdessen war in der Mitte der Pritsche ein Loch eingelassen, unter dem ein Kübel stand.
Wie viele Gefängnisse bis zum späten Mittelalter war das Lochgefängnis ein Untersuchungsgefängnis. Die Inhaftierten mussten dort so lange verharren, bis feststand, auf welche Weise sie bestraft werden sollten. Üblich warteten Todes- oder Körperstrafen auf sie.
Auch die Staatsgefängnisse im antiken Rom waren unterirdisch angelegt. Vor allem in den Mittelmeerländern benutzten die Menschen auch ausgetrocknete Brunnenschächte als Kerker. Dort mussten die Häftlinge vor sich hin vegetieren.
Ein bekanntes Lochgefängnis liegt unter dem Rathaus in Nürnberg. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden darin Menschen eingesperrt. Auch unter dem Rathaus in Regensburg sind noch zwei Lochgefängnisse zu finden. Sie können besichtigt werden.
(Erstveröffentlichung 2005. Letzte Aktualisierung 24.06.2019)
Quelle: WDR