Als 16 Männer 1963 in England den Postzug Glasgow-London überfielen und dabei die Riesensumme von 2,6 Millionen Pfund erbeuteten, gelang ihnen ein Coup, der bis heute die Fantasie vieler Menschen bewegt.
Ohne Waffen stoppten die Räuber um den Zimmermann Ronald Biggs den Zug in den frühen Morgenstunden des 8. August 1963. Sie zwangen den Lokführer, auf eine Brücke zu fahren und luden das Geld aus den Waggons auf drei unter der Brücke wartende Lastwagen um.
Die minutiös geplante Tat dauerte gerade eine Viertelstunde, der Lokführer wurde mit einer Eisenstange schwer verletzt. Man fasste die Bande nach und nach, Ronald Biggs im Jahr 1965. Er wurde zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.
Biggs' Aufsehen erregende Flucht nach 15 Monaten Haft machte den "Großen Postraub" dann endgültig zum Mythos: Biggs gelang mit einer einfachen Strickleiter die Flucht aus dem Gefängnis.
Er flüchtete über Frankreich, wo er sich sein Gesicht operieren ließ, und Panama bis nach Brasilien. Als ihn 1974 ein Fahnder in Rio de Janeiro ausfindig machte, hatte sich Biggs abgesichert: Seine brasilianische Freundin war schwanger und als künftiger Vater eines brasilianischen Kindes durfte er nicht ausgeliefert werden.
Biggs lebte über 30 Jahre lang in Brasilien in Saus und Braus. Er war Gast in zahlreichen TV-Shows, gab Parties und war der Liebling der High Society von Rio. Welchen Kultstatus der Ex-Gangster auch in Deutschland erreichte, zeigt der Besuch der Toten Hosen 1989 in Rio, die er zu dem Titel "Carnival in Rio" inspirierte. Ronnie Biggs, der Superstar!
Im Jahr 2001 überkam ihn, mittlerweile über 70 Jahre alt und schwer krank, das Heimweh. Er stellte sich den Behörden in England. Wieder war der Medienrummel groß. Zunächst saß der inzwischen teilweise gelähmte Biggs einen Teil seiner 30-jährige Haftstrafe in London ab. 2009 wurde Biggs aus Gesundheitsgründen vorzeitig entlassen. Vier Jahre später starb er im Alter von 84 Jahren in London.
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 03.01.2018)
Quelle: WDR