Stolz auf "Mainhattan"
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Frankfurt zur Stadt der Banken und dadurch in der Folge auch zur Stadt der Hochhäuser. Nachdem das Rennen um den Regierungssitz 1949 zugunsten von Bonn entschieden worden war, bekam Frankfurt gewissermaßen zum Trost den Sitz der Deutschen Bundesbank zugesprochen.
Im Laufe der nächsten Jahrzehnte ließen sich mehr als 550 Banken und Versicherungen aus dem Inland und Ausland sowie weitere 2.000 Finanzdienstleister in Frankfurt nieder. Viele von ihnen wollten ihre Bedeutung mit einem repräsentativen Hochhausbau auch nach außen hin unterstreichen – und der Platz für Büroraum in der City wurde ohnehin knapper.
Proteste gegen die Hochhäuser
So entstand ab den 1970er-Jahren das Bankenviertel in der City, zwischen Hauptwache, Alter Oper und Hauptbahnhof. Auch im Stadtteil Westend wurden zahlreiche alte Häuser abgerissen, wogegen viele Bewohner protestierten.
Frankfurts autonome und linke Gruppen organisierten schließlich mit Hausbesetzungen den "Frankfurter Häuserkampf". Er hatte nur teilweise Erfolg: Einerseits konnten viele vom Abriss bedrohte Gründerzeitvillen gerettet werden, andererseits wurde der Wohnraum durch die Umwidmung in Büros knapper.
Auch nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 blieb die Deutsche Bundesbank in Frankfurt und so setzte in den 1990er-Jahren ein zweiter Bauboom ein. 1998 wurde die Europäische Zentralbank der Europäischen Union gegründet, ebenfalls mit Sitz in Frankfurt.
In den 1970ern gab es heftige Proteste gegen das neue Bankenviertel
Wolkenkratzer-Festivals für die Öffentlichkeit
Inzwischen flanieren bei sogenannten Wolkenkratzer-Festivals jeweils mehrere Hunderttausend Menschen durch die City, um sich über die Bauten zu informieren und eventuell eine Fahrt in die oberen Etagen machen zu dürfen. Denn anders als viele Wolkenkratzer in New York City sind Frankfurts Hochhäuser normalerweise nicht öffentlich zugänglich.
Mit wenigen Ausnahmen: Der im Jahr 2000 eröffnete "Maintower" der Landesbank Hessen-Thüringen etwa bietet in 200 Metern Höhe eine Aussichtsplattform. Das 1999 eröffnete "Eurotheum" war damals das erste kombinierte Büro- und Wohnhochhaus.
Mit Frankfurts Wolkenkratzern geht es derweil weiter voran, in der Anzahl und auch in die Höhe: Im "Hochhausrahmenplan" der Stadt sind für die nächsten Jahre zahlreiche neue Bauten verzeichnet. Der Commerzbank-Tower ist mit 259 Metern Höhe Deutschlands höchstes Gebäude.
Das ambitionierteste Projekt ist der "Millennium-Tower", der 370 Meter hoch werden soll und 2030 fertig werden könnte – falls er tatsächlich gebaut wird. Die Stadt bekennt sich mittlerweile dazu, die Metropole der Wolkenkratzer zu sein: 2004 verlieh sie erstmals den Internationalen Hochhauspreis.
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 26.09.2023)
Quelle: SWR