Planwagen

Frauen im Wilden Westen

Planwagen im Wilden Westen

Die meisten Siedler im Wilden Westen hatten wenig Erfahrung mit dem Leben in der frreien Natur, sie kamen aus den belebten Städten des amerikanischen Ostens. Darum war eine gründliche Vorbereitung auf die große Reise im Planwagen wichtig.

Von Claudia Heidenfelder

Begrenzter Platz für den Hausstand

Pamela Fergus aus Minnesota machte sich 1864 allein mit ihren vier Kindern Richtung Westen auf. Sie folgte ihrem Mann James, der bereits vier Jahre zuvor abgereist war. Er hatte ihr in einem Brief mitgeteilt, dass er ein Haus in Montana gebaut habe und die Familie nun nachkommen könne. Zur Reisevorbereitung schickte James ihr eine dreiseitige Liste. Und Pamela begann mit dem Packen.

Lebensmittel waren das Wichtigste. Pamela kaufte 600 Pfund Mehl, 50 Pfund Bohnen, 100 Pfund Reis, 80 Liter Sirup, Gewürze, Trockenfisch und Tee. Auch etwas Geschirr, die Federbetten, Kleidung und einige kleinere Möbel mussten verstaut werden.

Die junge Frau wusste, wie begrenzt der Platz im Planwagen war und wie sehr überflüssiges Gewicht die Zugochsen behindern würde. Die Entscheidung, was von der Liste gestrichen werden konnte, fiel ihr nicht leicht.

Reiseratgeber für Männer

Wie Pamela ging es vielen Westfahrern. Niemand wusste genau, was auf die Reisenden zukommen würde. Man musste sich auf Berichte von anderen Siedlern verlassen.

Reißenden Absatz fanden Ratgeberbücher für Pioniere, wie der "Auswanderer-Ratgeber für Oregon und Kalifornien" ("The emigrants' guide to Oregon and California"), der zum ersten Mal 1845 veröffenlicht wurde. Diese Bücher waren voll nützlicher Tipps und Ratschläge. Allerdings waren sie weniger für Familien als für alleinreisende Männer geschrieben.

Man konnte hier lesen, wie man Lagerfeuer machte, Vieh züchtete und welche Reiserouten die besten waren. Selbst etwas Basiswissen für männliche Kochanfänger fand sich hier. Aber wie man in der Wildnis ein Bett für vier Kinder machen, eine ganze Familie täglich versorgen, mit wenig Wasser Kleider waschen und Windeln wechseln konnte – solche Tipps suchten die Frauen hier vergeblich.

SW-Bild. Familie vor Planwagen

Unterwegs mit Sack und Pack

Maßgeschneiderte Lösungen

Dafür gab es andere Hilfestellungen bei den Vorbereitungen. Ganze Industriezweige hatten sich mittlerweile auf die Bedürfnisse der Pioniere eingestellt. Zeitungsanzeigen warben für den tragbaren Reiseherd "Portable Emigrant's Stove". Leider war das gute Stück aus massivem Eisen und viel zu schwer für die Reise im Planwagen. Viele der Käufer ließen die Eisenöfen nach wenigen Tagen entnervt am Wegesrand zurück.

Andere Produkte aber waren sehr nützlich. Küchenkisten ersetzten den Geschirrschrank. Besteck, Gewürze, Becher, Dosen und sogar Tischwäsche waren hier gut zu verstauen und sofort griffbereit. Reisespiegel konnten im Wagen aufgehängt werden, so dass man sich hier rasieren oder kämmen konnte. Auch Klappbetten verkauften sich gut.

Es gab sogar schon Meilenzähler, an dem die Reisenden ablesen konnten, welche Strecke sie täglich zurücklegten. Das moderne Gerät bestand aus vier hölzernen Zahnrädern, die am Karrenrad befestigt wurden.

Um in den äußersten Westen zu kommen, brauchte man von der Ostküste aus fast ein Jahr. Viele der Siedlertrecks kamen nie an der Westküste an. Manche ließen sich bereits unterwegs in anderen Gegenden nieder.

Andere kamen um, durch Krankheiten, Unwetter oder Überfälle. Der Tod reiste immer mit. Und nur wer gut geplant und sich vorbereitet hatte, konnte hoffen ihm zu entgehen. Pamela und ihre vier Kinder schafften es: Sie kamen nach langer Reise glücklich in Montana an.

Farblitografie: Siedlertreck auf dem Weg in den Westen

Das Ziel der Reise: die fruchtbaren Täler des amerikanischen Westens

Quelle: SWR | Stand: 02.11.2020, 13:00 Uhr

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