Nationalparks in Nordamerika

Planet Wissen 01:12 Min. Verfügbar bis 25.09.2029 WDR Von ZDF/Terra X/Susanne Hillmann/Iris Gesang/Spiegel TV/Maximilian Heß; https://terraxplaincommons.zdf.de

Nordamerika

Nationalparks in den USA

Die atemberaubende Schlucht des Grand Canyon, heiße Quellen im Yellowstone oder Alligatoren in den Everglades in Florida: Rund 270 Millionen Besucher jährlich strömen in die US-Nationalparks.

Von Christina Lüdeke

Zum Nutzen und Vergnügen

Der amerikanische Pulitzer-Preisträger Wallace Stegner lobte Nationalparks als "die beste Idee, die wir je hatten. Absolut amerikanisch, absolut demokratisch, spiegeln sie unsere beste Seite wider, nicht unsere schlechteste".

Das Gebiet des Yellowstone-Nationalparks war das erste, das vom US-amerikanischen Kongress im Jahr 1872 als Nationalpark ausgewiesen wurde – als erster Nationalpark, den es überhaupt auf der Welt gab. Dabei dachten die Abgeordneten jener Tage noch nicht an den Naturschutz im heutigen Sinn.

Ziel des als "Yellowstone National Park Act" verabschiedeten Gesetzes war vielmehr, die Gegend zum "Nutzen und Vergnügen der Menschen" zu bewahren, wie es damals hieß.

Zwei Expeditionstrupps hatten die unwegsame Gegend in den heutigen Bundesstaaten Wyoming, Montana und Idaho bereist und anschließend im Kongress eindrucksvoll von Geysiren, heißen Quellen und anderen Naturwundern berichtet.

Die Hayden-Expedition startet (am 11.06.1871)

WDR ZeitZeichen 11.06.2021 14:50 Min. Verfügbar bis 12.06.2099 WDR 5


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Als zweiter Nationalpark entstand 1890 der "Sequoia National Park" in Kalifornien mit seinen Mammutbäumen, von denen viele mehrere Jahrtausende alt sind. Im selben Jahr wurde außerdem der "Yosemite National Park" gegründet sowie ein weiterer, der später im Gebiet des King's Canyon aufging.

In einer kargen Landschaft steigt die Fontäne eines Geysirs hoch in den blauen Himmel.

Ausbruch des Old-Faithful-Geysirs im Yellowstone

Schlachtfelder und Freiheitsstatue

Doch nicht nur Naturwunder erschienen den US-Amerikanern des ausgehenden 19. Jahrhunderts als schützenswert, sondern auch die Stätten und Wahrzeichen ihrer noch jungen Geschichte.

So wurden 1890 die Austragungsorte bedeutsamer Schlachten aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg zu "National Military Parks" erklärt.

Ab 1906 erlaubte ein Gesetz dem amerikanischen Präsidenten, auch ohne Zustimmung des Kongresses ein Gebiet zum "National Monument" zu bestimmen.

Grand Canyon wird zum "National Monument" (am 11.01.1908)

WDR ZeitZeichen 11.01.2018 14:54 Min. Verfügbar bis 09.01.2028 WDR 5


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Ursprünglich wollte man damit vor allem kulturelles Erbe bewahren. Doch Präsident Theodore Roosevelt nutzte die Möglichkeit gleich, um den Monolithen Devils Tower in Wyoming zu schützen.

Ebenfalls 1906 erklärte Roosevelt die indianischen Felsenwohnungen von El Morro zum National Monument. Auch spätere Präsidenten ernannten mal imposante geologische Formationen zum Schutzgebiet, mal aber auch Bauwerke oder andere historische Zeugnisse. 1924 erhielt die Freiheitsstatue den Status eines nationalen Monuments.

Zu sehen ist der Oberkörper der amerikanischen Freiheitsstatue vor blauem Himmel.

Auch die Freiheitsstatue ist ein National Monument

Schützen, erhalten und erholen

Seit 1916 werden die amerikanischen Nationalparks sowie ein Großteil der anderen schützenswerten Stätten und Gebiete vom National Park Service (NPS) verwaltet. Der Service nennt als seine obersten Ziele "conservation, preservation and recreation", sinngemäß also "schützen, erhalten und erholen".

Die 63 Nationalparks (Stand 2021) nehmen dabei gegenüber den anderen Schutzgebieten nach wie vor eine besondere Rolle ein. Es sind Naturräume mit einer Vielzahl von einzigartigen geologischen oder biologischen Schätzen, in denen häufig bedrohte Tier- und Pflanzenarten ein letztes Refugium finden.

Schroffe Felsen, Wasserfälle, bizarre Gesteinsformationen oder auch ein meterdicker Baumstamm, durch den ein Tunnel führt – jeder Park hat seine ganz eigenen Attraktionen, mit denen er die Besucher begeistert.

Der National Park Service hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Besonderheiten nicht nur zu bewahren, sondern sie für den Einzelnen direkt erfahrbar und erlebbar zu machen. "Connection" nennen das die Mitarbeiter – einen persönlichen Bezug herstellen.

Nicht ohne Grund: Die Touristen in den Nationalparks sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land. Zehn Milliarden Dollar Mehreinnahmen bescheren sie den Unternehmen in Nachbarschaft der Schutzgebiete, so schätzt der National Park Service.

Ein älterer Mann in Ranger-Uniform hat sich neben einem kleinen Jungen in der Hocke niedergelassen und erklärt ihm etwas über ein Tierfell.

Im persönlichen Kontakt wird Wissen vermittelt

Unzureichender Schutz?

Die Schutzbedingungen für die Naturschätze sind allerdings offenbar nicht in allen Nationalparks optimal. So bemängelte ein Gutachten des "Environment California Research Policy Center" im Jahr 2008 beispielsweise die Situation in den acht kalifornischen Nationalparks.

Die Gutachter kritisierten Planungen für eine Mülldeponie nahe dem Joshua Tree National Park und für den Bau eines Ferienparadieses mit Golfplatz und Skihängen in der Nähe des Lassen Volcanic National Park. Beide Vorhaben könnten die empfindlichen Ökosysteme der Schutzgebiete gefährden.

Die Forscher wiesen außerdem auf die knappen Budgets der meisten Parks hin. Dadurch könnten zum Beispiel nicht genügend Programme zur Erhaltung bedrohter Arten umgesetzt werden.

Im ebenfalls in Kalifornien gelegenen "Sequoia National Park" kämpfen Naturschützer seit Jahrzehnten gegen die Holzindustrie, die mitten im Schutzgebiet Bäume fällen lässt. Sie sehen dadurch den Bestand an teilweise mehrere tausend Jahre alten Mammutbäumen als akut gefährdet an.

Zwischen grauem Steingeröll steigt weißer Dampf nach oben. Im Hintergrund ist ein Wald vor blauem Himmel zu sehen.

Schwefelquelle im Lassen Volcanic Park

(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 08.09.2021)

Quelle: WDR

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