Belgien
Was hat der Orient-Express mit Belgien zu tun?
Der weltberühmte Zug wurde von einem Belgier ins Leben gerufen – wegen einer traurigen Liebesgeschichte.
Von Monika Sax
Am 4. Oktober 1883 startete der Orient-Express seine Jungfernfahrt von Paris nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. In dem Luxuszug konnten sich die betuchten Gäste verwöhnen lassen wie in einem Fünf-Sterne-Hotel und gleichzeitig auf schnellstem Weg große Entfernungen überwinden. Doch von der ersten Idee zu dieser transeuropäischen Schnellverbindung bis zu ihrer Realisation vergingen 16 lange Jahre.
Alles begann mit einer unglücklichen Liebe. Weil der belgische Ingenieur und Sohn eines Bankiers, Georges Nagelmackers, seine große Liebe nicht heiraten durfte, reiste er 1867 nach Amerika, um sich abzulenken.
Dort lernte er die Schnellzüge des amerikanischen Erfinders George Mortimer Pullman kennen. Diese Züge waren luxuriös ausgestattet, eine Fahrt in ihnen kostete etwa fünfmal so viel wie in einem normalen Zug, und die Leute liebten sie. Diese Idee nahm Nagelmackers mit zurück nach Europa.
In langjährigen Verhandlungen mit den verschiedenen europäischen Bahngesellschaften erwarb er Konzessionen für Strecken zwischen Paris, dem Balkan und dem Bosporus. Hilfreich war für ihn dabei die Protektion von König Leopold II. von Belgien, der von der Idee begeistert war und selbst in die Firma investierte.
Seine große Zeit hatte der Orient-Express dann in den 1920er- und 1930er-Jahren. Für die Oberschicht Europas war dieser luxuriöse Zug das Transportmittel der Wahl: König Leopold II. von Belgien, Papst Pius XII., die Spionin Mata Hari und Schauspielerin Marlene Dietrich gehörten zu den Fahrgästen.
Auch Krimiautorin Agatha Christie war von dem Luxuszug begeistert: "Ich liebe seinen Rhythmus... das Schütteln und Rattern in der wilden Hast". Ihre Reise im so genannten Palast auf Schienen beflügelte sie zu einem ihrer bekanntesten Krimi-Romane: dem "Mord im Orient-Express".
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 06.07.2020)
Quelle: WDR