Knochenbau
Gelenke – Wunderwerke der Natur
Bewegung ist ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Gelenken, Bändern, Sehnen und Muskeln. Der Mensch kann laufen, tanzen, springen und Purzelbäume schlagen – dank über 140 Gelenken, die zum Teil eine Belastung von bis zu eineinhalb Tonnen aushalten.
Von Amanda Mock
Aufbau und Funktion von Gelenken
Die Funktion des Gelenks ist klar: Es verbindet zwei Knochen miteinander und sorgt so für Stabilität und Beweglichkeit. Der Knorpel fungiert als Schmiermittel – und hat auch eine gewisse stoßdämpfende Funktion.
Der eigentliche Stoßdämpfer in unserem Knochengerüst ist aber die Muskulatur – wer sie trainiert, schützt auch seine Gelenke.
Gelenke im engeren Sinne bestehen aus der mit Knorpel umgebenen Gelenkfläche (Kopf und Pfanne), der Gelenkhöhle und der Gelenkkapsel.
Die Kapsel ist eine bindegewebige Hülle, sie umschließt und stabilisiert das gesamte Gelenk. Die Gelenkinnenhaut kleidet die Kapsel aus und versorgt den Gelenkspalt mit Gelenkschmiere, die dem Knorpel lebenswichtige Nährstoffe zuführt.
Unser Knie ist extremen Belastungen ausgesetzt
Schlüsselrolle Gelenkknorpel
Bis heute ist es Ingenieuren nicht gelungen, eine Substanz herzustellen, die auch nur annähernd so gute Gleiteigenschaften hat wie unser Gelenkknorpel.
Knorpel besteht aus einem dichten Netzwerk aus Knorpelzellen und elastischen Kollagenfasern, die von einer Wasser bindenden Grundsubstanz umgeben sind. Das macht ihn gleichzeitig elastisch und druckfest.
Da der Knorpel nicht direkt an den Blutkreislauf angebunden ist, muss er durch die Gelenkschmiere mit Nährstoffen versorgt werden. Das kann man sich wie eine Pumpe vorstellen:
Bei jeder Bewegung wird sauerstoff- und nährstoffreiche Schmiere in den Gelenkspalt hineingeschwemmt. Wer sich zu wenig bewegt, lässt seinen Knorpel "verhungern" – oder mit anderen Worten: "Wer rastet, der rostet".
Einteilung der Gelenktypen
Gelenke werden abhängig von ihrer Beweglichkeit in verschiedene Klassen eingeteilt, unter anderem:
- Scharniergelenke (zum Beispiel Ellenbogengelenk) lassen sich nur innerhalb einer Achse bewegen – beugen und strecken.
- Dreh-Gleitgelenke (zum Beispiel Kniegelenk) funktionieren zweiachsig – beugen und strecken, bei gebeugtem Knie ist auch Innen- und Außenrotation möglich.
- Kugelgelenke (zum Beispiel Schulter und Hüfte) lassen sich in alle drei Raumachsen bewegen – beugen und strecken, abspreizen und heranziehen, Innen- und Außenrotation.
Schulter, Hüfte, Knie
Die Hüftgelenke sind unsere größten Gelenke, sie tragen zusammen mit den Knien den Großteil unseres Körpergewichts – beim Laufen halten sie sogar Belastungen bis zum Sechsfachen des Körpergewichtes aus. Deswegen bekommen wir die Quittung für Übergewicht auch hier zu spüren: Hüfte und Knie sind am häufigsten von Arthrose (Gelenkverschleiß) betroffen.
Das dritte große Gelenk ist die Schulter. Sie ist unser beweglichstes, aber deswegen auch empfindlichstes Gelenk. Der Gelenkkopf der Schulter ist größer als die Pfanne – das macht sie sehr beweglich, aber auch unstabil und kann im schlimmsten Fall zum Auskugeln (Luxation) führen.
Insbesondere für die Schulter, aber auch alle anderen Gelenke gilt: Muskulatur schützen und trainieren. Sie stabilisiert die Gelenke und federt Erschütterungen ab. "Bewegen ohne Belasten" ist das Credo.
Unsere Schulter ist ein Kugelgelenk
Quelle: SWR | Stand: 04.11.2021, 10:00 Uhr