Eine Bettwanze beim Blutsaugen auf menschlicher Haut

Wanzen

Bettwanzen

Ihren schlechten Ruf verdanken Wanzen vor allem der gemeinen Bettwanze. Sie ist nur so groß wie eine Heftzwecke und wartet geduldig in einem Versteck auf ihre Opfer. In Deutschland waren Bettwanzen jahrzehntelang verschwunden, doch sie sind zurück.

Von Claudia Heissenberg

Unerwünschte Mitbewohner

Schon allein der Gedanke an krabbelnde Wanzen löst bei den meisten Menschen unwillkürlich Juckreiz und Ekel aus.

"Bettwanzen lebten ursprünglich in Höhlen und haben sich dort hauptsächlich von Fledermäusen ernährt. Als dann der Mensch begann, Höhlen als Behausung zu entdecken, freuten sich die Tierchen über die neue Nahrungsquelle und zogen mit dem Wirt in Hütten und Häuser", sagt Dr. Reiner Pospischil, der als Parasitologe beruflich mit Wanzen zu tun hat – vor allem mit der Bettwanze und deren Bekämpfung.

Die kleinen Parasiten leben überall auf der Welt und sie ernähren sich von Blut. Am liebsten von Menschenblut. Angelockt von der feucht-warmen Atemluft krabbeln sie nachts hervor und laben sich am Schlafenden.

Vollgesogen – und damit doppelt so groß und viermal so schwer – kriechen sie zurück in ihren Unterschlupf und hinterlassen dabei eine Kotspur aus dunklen Pünktchen.

Juckende Quaddeln

Wanzen schätzen die Dunkelheit. Tagsüber hocken sie im Lattenrost oder hinter den Fußleisten, verbergen sich hinter Bilderrahmen oder kriechen in Matratzenritzen. Beliebte Verstecke sind auch Radiowecker oder Lampen, denn die Tiere haben es gern warm.

Fünfmal häutet sich die Wanze von der Larve bis zum Imago, so heißt das ausgewachsene Tier. Vor jeder Häutung braucht das Insekt Nahrung. Bettwanzen macht es allerdings nichts aus, über ein halbes Jahr lang zu hungern.

Der Mensch bemerkt die unerwünschten Mitbewohner nur, wenn ihn am nächsten Morgen juckende Quaddeln quälen. "Den Saugvorgang selber spürt man überhaupt nicht, und es gibt auch viele Menschen, die jahrelang mit Wanzen zusammenleben und jede Nacht gestochen werden, ohne es zu wissen", sagt Wanzenforscher Reiner Pospischil. Denn längst nicht bei jedem lösen Wanzenstiche Juckreiz aus.

Wenn es juckt, werden die Quaddeln so groß wie der Nagel des kleinen Fingers und liegen oft akkurat nebeneinander in einer Reihe, die auch Wanzenstraße genannt wird.

Obwohl der Stich nicht weh tut und auch keine Krankheiten übertragt, kann er bei empfindlichen Menschen fünf Tage und noch länger jucken. In schlimmen Fällen kann es sogar zu großflächigen Hautentzündungen und Sehstörungen bis hin zu Schockreaktionen bei empfindlichen Menschen kommen.

Blinde Passagiere

In früheren Zeiten waren die Lästlinge vor allem bei den reichen Leuten zu Gast. Denn nur die konnten es sich leisten, ihre Wohnräume zu heizen.

Ab den 1950er-Jahren hielten verbesserte Hygiene und Insektizide die kleinen Blutsauger in den Industrieländern in Schach. Gänzlich ausgerottet wurden die Tierchen allerdings nie, und seit der Jahrtausendwende nimmt die Zahl der Wanzeneinsätze bei den Kammerjägern wieder zu.

Grund dafür ist unter anderem unsere Reiselust: Geschäftsleute und Touristen, die kreuz und quer durch die Welt und in aller Herren Länder fliegen, bringen die Parasiten – ohne es zu ahnen – als blinde Passagiere mit.

Die winzigen Tierchen kriechen in die Rollenlager von Trolleykoffern, verbergen sich in den Reißverschlüssen von Reisetaschen oder schlüpfen in die Schnappschlösser der Koffer und hüpfen erst in Deutschland wieder heraus.

Wer sicher gehen möchte, dass er keine unerwünschten Reisesouvenirs im Gepäck hat, sollte sofort nach der Ankunft in die Verschlüsse hineinhauchen. Denn das Kohlendioxid im menschlichen Atem lockt die Tiere aus ihrem Versteck hervor.

Bleiben die Bettwanzen unbemerkt, vermehren sie sich schnell, da die Weibchen täglich bis zu zwölf Eier ablegen. Ein starker Befall, der sich auch am modrig-süßlichen Geruch erkennen lässt, den die Tiere absondern, ist immer ein Fall für den Schädlingsbekämpfer.

(Erstveröffentlichung 2014, letzte Aktualisierung 11.09.2018)

Quelle: SWR

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