Hotelzimmer in einer Höhle in Kappadokien. Die Wände sind weiß gekalkt und schief. Überall sind kleine Lampen eingelassen. An den Wänden und auf dem Boden sind Teppiche zu sehen. Der Blick geht auf das Bett im Hintergrund und einen alten Schreibtisch mit Spiegel im Vordergrund links.

Höhlenforschung

Lebensraum Höhle

In Iran, in der Türkei, in Spanien und Frankreich – an vielen Plätzen der Welt stößt man auf Menschen, die in Höhlen leben. Diese Höhlenwohnungen sind häufig die Überreste eines Abbaus von Kalkstein oder Tuffstein.

Von Sine Maier-Bode

Höhlenmenschen

Man unterscheidet dabei zwischen Höhlenbesuchern und echten Höhlentieren. Wenn man will, kann man den sogenannten Höhlenmenschen in diesem Sinne zu den Höhlenbesuchern zählen.

Denn unsere Vorfahren waren gar keine richtigen Höhlenmenschen. Am liebsten hielten sie sich draußen auf, doch sie suchten den Schutz der Höhle, wenn es zu kalt wurde oder wenn sie ein frisch erlegtes Tier zubereiten wollten.

Aber man fand auch Spuren unserer Vorfahren, die tief in die Höhle vorgedrungen waren. In der Höhle von Niaux etwa, in den Pyrenäen, fand man 772 Meter vom Eingang entfernt einen Saal voller Bilder, die Urzeitmenschen an die Höhlenwand gemalt hatten.

Höhlenmalerei, Skelelette, Werkzeug oder Fuß- und Handabdrücke sind die deutlichsten Spuren von "Höhlenmenschen". Dass sich diese Funde im Schutz der Höhlen besonders gut erhalten haben heißt nicht, dass die Menschen immer dort lebten.

Doch die Funde helfen uns heute, Aufschlüsse über ihr Leben zu bekommen. Und über das Leben anderer Lebewesen, die ebenso wie sie die Höhlen zum Schutz aufsuchten.

Ein lebensecht nachgebildeter Neandertaler an einer Feuerstelle im Neandertal-Museum.

Schon unsere Vorfahren suchten den Schutz der Höhle

Höhlenbesucher

Viele Tiere nutzten und nutzen Höhlen nur zum Überwintern oder um ihre Jungen aufzuziehen. Ein ganzes Leben in einer Höhle wäre für sie undenkbar. Erstens fänden sie hier keine Nahrung, zweitens brauchen auch sie wie die Menschen das Licht zum Leben.

Zu den bekanntesten Höhlenbesuchern der Urzeit gehört sicherlich der Höhlenbär. Auch Spuren des Höhlenlöwen, der Höhlenhyäne und des Mammuts finden sich in Höhlen. Doch selbst die Fledermaus, ein Höhlentier heutiger Tage, lebt nicht die ganze Zeit über in Höhlen. Sie nutzt die gleichmäßig temperierten Höhlen vor allem als Winterquartier.

Die Dunkelheit macht Fledermäusen nichts aus, denn sie verfügen über ein ausgeklügeltes Ultraschallsystem, mit dem sie sich orientieren können und über ein ausgezeichnetes akustisches Gedächtnis. Doch im Sommer verlassen auch sie die Höhlen und suchen andere Quartiere auf.

Rund ein Dutzend Fledermäuse beim Winterschlaf. Dicht aneinandergedrängt hängen sie kopfüber an einer Höhlendecke in der Normandie, Frankreich.

Fledermäuse sind häufige Höhlengäste

Echte Höhlentiere

Nur wenige Tiere bezeichnen die Wissenschaftler als echte Höhlentiere. Das sind solche, die wir Höhlenbesucher kaum wahrnehmen, zum Beispiel der Höhlenflohkrebs oder die Höhlenassel.

Die Tiere haben sich im Laufe der Zeit dem Leben in Höhlen angepasst. Bei einigen von ihnen fehlt fast vollständig eine Pigmentierung, die notwendig ist, um sich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen.

Auch in ihrer Nahrung müssen sie sich sehr reduzieren, denn die Höhle hat nicht viel zu bieten: Nur einige Pilze, Bakterien oder Einzeller dringen von außen in die Höhle ein. Menschen könnten davon nicht überleben.

Eines von den echten Höhlentieren ist der Grottenolm, den man in den ausgedehnten Karstgebieten in Slowenien antreffen kann, wenn man viel Zeit und Geduld mit sich bringt, denn der Grottenolm ist äußerst lichtscheu.

Etwa 20 bis 30 Zentimeter ist er lang, hat die Form eines Aals, mit kleinen Armen und Beinen am Kopf und am Schwanzende. Er ist vollkommen bleich und ohne Augen.

Direkte Verwandte hat er nicht, am ehesten ist er noch mit dem Furchenmolch verwandt, doch seine oberirdisch lebenden Vorfahren sind alle ausgestorben. Kein Wunder also, dass dieses rätselhafte Wesen früher zur Sagenbildung führte. Ein junger Lindwurm sei es, aus dem einmal ein Drache wachsen würde, so lautet die Sage.

Ein rosafarbenes Tier mit der Körperform einer Eidechse und buschigen Auswüchsen hinter den Ohren sitzt auf Kieselsteinen.

Der Grottenolm hat sich perfekt an das Höhlenleben angepasst

Höhlenkult

Höhlen besaßen schon immer etwas Mystisches, sie bedeuteten Schutz und Gefahr zugleich. So waren sie auch seit jeher Thema der Literatur, der Märchen, Sagen und Religionsüberlieferungen. Schon die alten Griechen erzählten, dass Zeus in einer Höhle geboren worden sei.

Und möglicherweise erging es Christus nicht anders, denn zur Zeit seiner Geburt wurden Ställe recht häufig in Höhleneingängen gebaut.

Zu fast allen Zeiten und in fast allen Kulturen haben und hatten Höhlen kultische Bedeutung. Doch nicht immer sind es segensreiche Höhlen: Schließlich liegt laut der Sage auch der Hades in den dunklen Hallen der Unterwelt und im Märchen sind Drachen und andere Ungetüme oft in Höhlen zuhause.

(Erstveröffentlichung: 2003. Letzte Aktualisierung: 01.04.2020)

Quelle: WDR

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