Mann hält Regenschirm bei einem Sturm fest.

Wetterphänomene

Wenn das Wetter verrückt spielt

Schnee an Ostern, Frost im Mai und schweißtreibende Hitzerekorde: Dafür gibt es einen Zusammenhang. Typische, immer wiederkehrende Wetterlagen werden als Singularitäten bezeichnet.

Von Andrea Wieland

Wetterheilige und existenzgefährdender Frost

"Einzigartig" heißt das lateinische Wort "singularis" übersetzt, von dem sich der Begriff Singularität ableitet. Der Meteorologe August Schmauß fasste bereits in den 1920er-Jahren unter diesem Wort typische Wetterlagen zusammen.

Dazu zählen Schafskälte, Hundstage, Altweibersommer, Weihnachts-Tauwetter und Eisheilige. Letztere haben ihren Namen den Wetterheiligen wie Sophie zu verdanken.

"In den 1950er-Jahren hatten wir fast jedes Jahr Maifröste und die Gefürchtetste war die Kalte Sophie", zitiert die Zeitung Heilbronner Stimme einen Weinbauer in Rente. Weit vor seiner Zeit gingen Bauern davon aus, dass das milde Frühlingswetter erst nach Ablauf der "Kalten Sophie" kommt.

Durch eine Reform, die im 18. Jahrhundert flächendeckend in Mitteleuropa durchgeführt wurde, verschob sich der Kalender jedoch um elf Tage. Die Gedenktage der Heiligen wurden aber damals nicht angepasst. Wetterstatistisch gesehen kommen die Tage mit Kaltluft bringender Nord-/Nordostlage deshalb meist erst kurz nach dem 20. Mai.

1950er-Jahre: vermeintliche Sonnenfinsternis

In den 1950er-Jahren war um die Zeit der Eisheiligen in Heilbronn die Sicht getrübt. Mit allen möglichen Mitteln – mit Ölöfen, Briketts, sogar mit alten Autoreifen – versuchten die Winzer damals, ihre Reben vor Frostschäden zu schützen.

Dadurch qualmte und rußte es, und "es gab einen Tag, da ging in Heilbronn die Sonne nicht auf", bekennt ein ehemaliger Weinbauer. Die Menschen dachten, es handle sich um eine Sonnenfinsternis.

Staubsonne

Staubsonne

März 2013: Wintereinbruch und verschüttete Schafe

Im März 2013 führte starker Schneefall in Deutschland zu Verkehrschaos und annullierten Flügen mit aufgeschlagenen Feldbetten am Flughafen. Noch stärker traf der Märzwinter jedoch England und Irland. Hier wurden über Nacht viele Tiere eingeschneit.

Aus der hohen Schneedecke, die bis zu fünfeinhalb Meter angewachsen war, versuchte der nordirische Farmer Donald O'Reilly seine Schafe zu retten. Immer wieder grub er Löcher ins kalte Weiß, stürzte sich hinein und zog ein Schaf nach dem anderen heraus. Seine Geschichte verbreitete sich schlagartig im Netz.

Ursache für den Märzwinter – der etwa zur Monatsmitte eintritt – ist in den meisten Fällen von Nordosten eindringende sehr kalte und trockene Polarluft. Gefürchtet ist der Märzwinter hierzulande bei den Obstbauern. War es Anfang des Jahres recht warm, ist die Natur bereits im Frühlings-Modus und wird dann vom Märzwinter eiskalt erwischt.

Schnee trotz Klimawandel?

Planet Wissen 02.02.2024 02:27 Min. UT Verfügbar bis 04.03.2027 WDR

Sommer 2003: Hitzerekord und beständige Hochdruckwetterlage

Da mochte man keinen Hund vor die Tür schicken: Im Sommer 2003 purzelten reihenweise die Hitzerekorde. Der Höhepunkt der Hitze gipfelte in einer Reihe tropischer Tage in der ersten Augusthälfte. Im Süden und Südwesten Deutschlands gab es mehr als eine Woche lang Höchstwerte von 35 Grad und mehr.

Die oftmals heißeste Zeit des Jahres wiederholt sich fast jedes Jahr um die gleiche Zeit und wird im Volksmund "Hundstage" genannt. Sie haben nichts mit dem Haustier zu tun, sondern orientieren sich am Sternbild "Großer Hund", das genau in diesem Zeitraum sichtbar ist.

Von Ende Juli oder Anfang August an sorgt eine beständige Hochdruckwetterlage mit Kern über Zentraleuropa – eine sogenannte Omega-Lage – für viel Sonne.

Quelle: SWR | Stand: 30.09.2020, 15:00 Uhr

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