Das Naturschutzgebiet Feldberg
Gegründet wurde das Naturschutzgebiet Feldberg 1937. Anfang der 1990er-Jahre wurde es noch einmal vergrößert und erstreckt sich seitdem über eine Fläche von rund 4200 Hektar. Damit ist das Naturschutzgebiet Feldberg nicht nur das höchstgelegene und älteste, sondern auch das größte Naturschutzgebiet Baden-Württembergs.
Subalpine Insel
Aufgrund seiner eiszeitlich geprägten Oberflächenformen und seines rauen Klimas im Winter wird der Feldberg auch "subalpine Insel" genannt. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei drei Grad Celsius. Außerdem fallen auf dem Feldberg pro Jahr fast 2000 Millimeter Niederschlag.
Damit bietet die Region beste Voraussetzungen für eine Flora und Fauna, die man so sonst nur in den Alpen findet. Aufmerksame Wanderer sehen auf dem Feldberg nicht nur Alpentroddelblume, Sumpfenzian, Zwerg-Glockenblume und "fleischfressenden" Sonnentau. Auch Schweizer Löwenzahn, Alpenhelm, Sonnenhut und das Traunsteiner Knabenkraut wachsen hier.
Das stachelsporige Brachsenkraut
Im kühlen, klaren Wasser des Feldbergsees, dessen halbrunde, steile Wände und die zur Talseite hin aufgehäufte Abschlussmoräne von einem mächtigen Eiszeitgletscher geschaffen wurden, wächst eine weitere Besonderheit des Feldbergs: das stachelsporige Brachsenkraut.
Äußerlich erinnert es an herkömmlichen Schnittlauch, es ist aber eine mittlerweile äußert selten gewordene Pflanze. In ganz Mitteleuropa kommt sie ausschließlich im Feldbergsee und im Titisee vor und steht unter Naturschutz.
Auerhahn und Co
Die Pflanzenvielfalt auf dem Feldberg lockt ganz unterschiedliche Tiere an: Seltene Heuschreckenarten, wie die alpine Gebirgsschrecke, wunderschöne Schmetterlinge und den größten Hühnervogel Europas, den Auerhahn. Er lebt dort wegen seiner massenhaft am Feldberg wachsenden Leibspeise, den Heidelbeeren. Im Winter stellt das Tier seine Ernährung zwangsläufig um und frisst Fichten- und Kiefernnadeln.
Etwa 600 Auerhähne sollen auf dem Feldberg leben. Zu Gesicht bekommt man die scheuen Tiere jedoch äußerst selten. Die besten Chancen, doch einmal ein Exemplar zu sichten, hat man vermutlich in der Balzzeit zwischen März und Juni. Da geben die Männchen alles, um ihre Hennen mit aufwendigen Ritualen zu beeindrucken und vergessen darüber schon mal ihre Zurückhaltung.
Immer wieder kommt es vor, dass sich ein hormongesteuerter Hahn während seines "Tanzes" in die Nähe von Menschen verirrt, da er sie fälschlicherweise für das Objekt der Begierde hält.
Der größte Hühnervogel Europas
Wo sich Biber und Luchs gute Nacht sagen
Auch "richtige" Wildtiere leben auf dem Feldberg. Neben Hirschen und Gämsen, die direkt nach der Gründung des Naturschutzgebietes ausgesetzt wurden und sich seitdem in weiten Teilen des Schwarzwaldes verbreitet haben, kann man mit ein bisschen Glück auch zwei Neuzugänge beobachten: den Biber und den Luchs.
Beim Biber sprechen Experten mittlerweile von einer Population, die bereits erste Dämme gebaut hat und Teile des Naturschutzgebietes nach ihren Vorstellungen reorganisiert. Anders ist es beim Luchs, der vermutlich aus der Schweiz eingewandert ist. Zwar wurde seine Existenz schon mit Aufnahmen von Videokameras belegt, von einer stabilen Population spricht aber noch niemand.
Neuzugang im Schwarzwald: der Luchs
Der Feldberg als Touristenattraktion
Nicht nur für Pflanzen und Tiere ist der Feldberg attraktiv. Mit der Gründung des Schwarzwaldvereins 1864 begann auch der Feldberg-Tourismus. Damals war der Zugang zum Berg noch schwierig, was sich jedoch mit der Fertigstellung der Feldbergstraße im Jahr 1885 änderte.
Mittlerweile kommen jedes Jahr mehr als eine Million Besucher auf den Feldberg, um die atemberaubende Aussicht zu genießen, zu wandern oder – im Winter – auf einer der vielen Abfahrtspisten oder Langlaufloipen Wintersport zu treiben. Außerdem werden Teile des Naturschutz(grenz)gebietes landwirtschaftlich genutzt. Daher kommt es am Feldberg auch immer wieder zu Konflikten zwischen Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft.
Feldberg-Ranger at work
Seit 1989 wird das Naturschutzgebiet Feldberg durch einen hauptamtlichen Naturschutzwart betreut. Dieser sogenannte Feldberg-Ranger sorgt dafür, dass weder die touristische noch die kommerzielle Nutzung des Feldbergs zu Lasten der Natur geht.
Gerade am Anfang war die Skepsis gegenüber dieser neuen Instanz relativ groß. Die Menschen wollten von niemandem gesagt bekommen, was sie auf "ihrem" Berg zu tun oder zu lassen haben. Mittlerweile sehen jedoch die meisten Besucher und Anwohner ein, dass das Naturerbe auf dem Feldberg geschützt werden muss. Das Zusammenspiel zwischen Naturschützern, Touristen und Einheimischen funktioniert immer besser.
Das hat auch mit der umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit zu tun, die vor Ort geleistet wird. Zum einen bieten der Feldberg-Ranger und seine Kollegen den Besuchern im "Haus der Natur" vielfältige Anregungen und Informationen rund um das Thema Naturschutz. Es gibt eine umfangreiche Dauerausstellung sowie Wechselausstellungen.
Zum anderen haben die Touristen die Möglichkeit, an verschiedenen Veranstaltungen wie Vorträgen, Seminaren oder Führungen teilzunehmen. Falls der echte Ranger für letztere gerade einmal keine Zeit hat, kann man den Feldberg seit einiger Zeit auch in Begleitung eines elektronischen "guides" erkunden, des sogenannten Hosentaschen-Rangers.
Quelle: SWR | Stand: 06.07.2020, 10:26 Uhr