Die Schlüsselrolle des Bibers

Planet Wissen 28.09.2023 04:30 Min. UT Verfügbar bis 16.12.2027 WDR

Wildtiere in Deutschland

Der Biber

Mehr als 150 Jahre lang galt der Biber in Deutschland als ausgestorben. Jetzt erobert er sich seinen ursprünglichen Lebensraum zurück. Mit einer Körpergröße von bis zu 130 Zentimetern und bis zu 30 Kilogramm Gewicht ist er das größte europäische Nagetier.

Von Susanne Decker

Wasser ist sein Element

Der Biber ist hervorragend an das Leben im Wasser angepasst: torpedoförmige Körperform, Schwimmhäute an den Hinterfüßen, extrem dichtes und wasserabweisendes Fell, das mit einer speziellen "Putzkralle" immer gut durchgekämmt wird. Wie beim Nilpferd liegen Nase, Augen und Ohren hoch oben am Kopf auf einer Linie, sodass beim Schwimmen nur wenige Prozent vom Biber aus dem Wasser ragen.

Der beschuppte, abgeplattete Schwanz, der auch als Fettspeicher und zur Wärmeregulation dient, wird zum Steuern verwendet. Bisweilen auch – kräftig aufs Wasser geklatscht – als Warnsirene für Artgenossen. Im Extremfall hält es der Biber bis zu 20 Minuten unter Wasser aus.

Ein Biber im Wasser

Ein Europäischer Biber frisst an einem Weidenast

Helles Köpfchen

Biber sind schlau. Sie gestalten ihren Lebensraum aktiv, bauen Burgen und Dämme, mit denen sie den Wasserstand regulieren, damit der Eingang zur Behausung immer unter Wasser bleibt. Für solche wasserbaulichen Ingenieursleistungen müssen sie man vorausschauend denken können, sozusagen "einen Plan haben".

Biber merken sofort, wenn mit dem Wasserstand etwas nicht mehr stimmt. Sie orten dann die schadhafte Stelle im Damm und dichten sie mit Schlamm und Pflanzenteilen ab. Für den Winter konstruiert der Biber aus Ästen und Zweigen Flöße für ihre Nahrung, die auch bei geschlossener Eisdecke unter Wasser vom Wohnbau aus erreicht werden können.

Eine große Biberburg spiegelt sich im Wasser eines Sees

Biber regulieren den Wasserstand mit Dämmen

Starker Biss

Baumstämme bis zum Umfallen benagen – eine typische Biberspezialität. Ein dünnes Stämmchen von zehn Zentimetern Durchmesser schafft der Biber in nur einer Nacht. Dickere Stämme bewältigt er in mehreren Etappen. Möglich ist diese Höchstleistung durch eine ausgeprägte Kiefermuskulatur und die charakteristischen, tief im Kiefer verankerten wurzellosen Schneidezähne, die ständig nachwachsen.

Die orangefarbene Vorderseite der Zähne besteht aus einer dünnen, extrem harten Schmelzschicht. Dahinter liegt eine breitere und weichere Schicht. Beim Nagen nutzen sich diese Schichten unterschiedlich schnell ab. Die Zähne schleifen sich dabei von selbst messerscharf.

Kanadischer Biber nagt Baumrinde ab

Mit ihren Zähnen können Biber große Schäden an Bäumen verursachen

Heilkräftiges Bibergeil

Bibermännchen und Biberweibchen markieren ihr Revier mit einem markanten Drüsensekret – dem Bibergeil. Es enthält Salicylsäure, eine Substanz, die schon seit Jahrhunderten für ihre fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung bekannt ist. Heute ist sie – synthetisch hergestellt – in diversen Kopfschmerzpräparaten enthalten.

Das heilkräftige Bibergeil, das früher auch als Potenz steigerndes Mittel angepriesen wurde, war mit ein Grund, weshalb der Biber gnadenlos bejagt und beinahe vollständig ausgerottet wurde. In seiner natürlichen Form findet es heute noch Anwendung in der Homöopathie und in der Parfümherstellung.

Ein Biber läuft über eine Wiese

Jahrhundertelang wurde der Biber stark bejagt

Quelle: SWR | Stand: 10.12.2020, 16:27 Uhr

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