Erfolgreicher Dokumentarfilmer
1956 startete Bernhard Grzimek im Hessischen Rundfunk seine Sendereihe "Ein Platz für Tiere". Innerhalb kurzer Zeit wurde die Sendung zum absoluten Erfolgsschlager und erreichte Millionen von Zuschauern. Sein Konzept "Zwei Drittel Unterhaltung, ein Drittel Aufklärung" machte diese Serie mit 175 Sendungen in 30 Jahren zu einer der weltweit erfolgreichsten Dokumentarserien.
Um das Überleben der Tiere zu sichern, warb er für die Errichtung von großflächigen Nationalparks. Zu diesem Zweck unternahm er bereits Anfang der 1950er-Jahre Reisen nach Afrika. Mit dem dabei entstandenen Dokumentarfilm "Kein Platz für wilde Tiere" gewann Grzimek 1956 den "Goldenen Bären" bei den Filmfestspielen in Berlin.
Die unerwartet hohen Einnahmen aus dem Film investierte er auf Vorschlag von Peter Molley, dem Direktor der Organisation "Tanzania National Parks", in eine großflächige Bestandsaufnahme der wandernden Tiere der Serengeti. Bei dieser Arbeit entstand der Dokumentarfilm "Serengeti darf nicht sterben", der 1960 völlig überraschend den Oscar gewann und Grzimek weltberühmt machte.
Der erste deutsche "Oscar"
Direktor des Frankfurter Zoos
Durch seine Filme wurde Grzimek weltberühmt. Doch das war nur eine Nebenbeschäftigung für den Zoologen: Seit 1945 ist der Name Grzimek eng mit der Geschichte des Frankfurter Zoos verbunden.
Gegründet 1858, als zweiter Tierpark in Deutschland, wurde der Zoo im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Grzimek war 1945 aus Furcht vor der drohenden Kriegsgefangenschaft von Berlin nach Frankfurt geflohen.
Durch seinen guten Draht zu den Amerikanern und sein Engagement für die verbliebenen Tiere des Zoos wurde er wenig später zum Direktor des zerstörten Tierparks ernannt.
Unter Grzimeks Leitung konnte der Zoo innerhalb kurzer Zeit wieder aufgebaut, erweitert und modernisiert werden. In seiner Zeit als Zoodirektor, von 1945 bis 1974, setzte sich Grzimek für eine möglichst artgerechte Haltung der Tiere ein.
Der Frankfurter Zoo wurde damit international zum Synonym für moderne Tierhaltung. Grzimek führte unter anderem ausführliche Tierbeschilderungen, Fütterungsverbot und die Idee des Kinderzoos ein, er entwickelte Freiflug-Vogelhallen und errichtete gitterlose Freigehege für Bären und Löwen.
Stets den Tieren verpflichtet
Arten- und Naturschutz als Lebensaufgabe
Der 1909 im schlesischen Neisse geborene Bernhard Grzimek studierte Veterinärmedizin und Zoologie in Leipzig und eröffnete nach dem Studium 1932 eine Tierarztpraxis. Arten- und Naturschutz waren die Lebensaufgabe Grzimeks, der beständig zu verhindern versuchte, dass einzelne Tierarten ausgerottet und Lebensräume zerstört oder zersiedelt wurden.
Neben seiner Tätigkeit als Direktor des Frankfurter Zoos war Grzimek ab 1960 als Herausgeber der Monatszeitschrift "Das Tier" sowie als Autor der bekannten Enzyklopädie "Grzimeks Tierleben" tätig.
1969 wurde er zum "Beauftragten der Bundesregierung für den Naturschutz" ernannt, von dessen Amt er jedoch 1973 wegen mangelhafter personeller und finanzieller Ausstattung seines Referats zurücktrat.
1975 gründete er zusammen mit einigen anderen Umweltschützern den "Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland", war einige Jahre Präsident des "Deutschen Naturschutzrings" und trieb maßgeblich die Einrichtung verschiedener Nationalparks in Deutschland voran.
1987 starb Grzimek während einer Zirkusvorstellung in Frankfurt. Seinem Wunsch entsprechend wurde er in Tansania beerdigt – neben seinem Sohn Michael Grzimek, der dort 1959 während der Dreharbeiten zu "Serengeti darf nicht sterben" bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war.
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 19.07.2019)
Quelle: SWR