Tiergarten statt Jagdbraten
Vor etwa 10.000 Jahren begann der Mensch, Tiere in Gefangenschaft zu halten. Die ersten Formen der Tierhaltung dienten jedoch vorwiegend der Ernährung. Im dritten Jahrtausend vor Christus änderte sich das: Die Sumerer und Inder fingen an, Antilopen und Elefanten nicht nur als potenzielle Mahlzeit, sondern aus kultisch-religiösen Gründen zu halten.
Die ersten Tiere in Gefangenschaft waren Nutztiere
Der erste Tiergarten im weiteren Sinne soll um 2000 vor Christus in China gebaut worden sein. Er entstand am Hof eines chinesischen Kaisers aus der Xia-Dynastie und wurde auch "Park der Intelligenz" genannt. Darin, so die Überlieferung, gab es weder Zäune noch Käfige.
Auch die frühen Hochkulturen Ägyptens errichteten Tiergärten als Zeichen ihrer Macht. Im Zoo der altägyptischen Pharaonin Hatschepsut lebten größere Herden von Wasserböcken, Gazellen und Straußen. Als Tribute und Zeichen ihrer Anerkennung bekam die Herrscherin Elefanten aus Indien, Affen, eine Giraffe sowie viele Vogelarten aus Ostafrika von ihren Untertanen geschenkt.
Bei den Griechen spielten Tiergärten zwar keine große Rolle, doch die Naturphilosophen begannen damals, die Tierwelt in Kategorien zu ordnen – allen voran Aristoteles. Er erhielt für seine Forschung Zugang zu den Tiersammlungen Alexanders des Großen, welcher seine Tiergärten immer wieder mit Tieren aus dem Orient ergänzte. Hierbei handelte es sich schon um eine Art Sammlung, die als Zeichen von Macht gehalten und immer wieder erweitert wurde.
Aristoteles ordnete die Tierwelt in Kategorien
Prunk mit Pranken
Die Römer brachten von ihren Feldzügen nicht nur Gefangene mit zurück nach Italien, sondern auch viele exotische Tiere. Die Tiere dienten vor allem den Kämpfen in Zirkusmanegen und Arenen. Oft wurden beispielsweise Tiger bei Gladiatorenkämpfen in den großen Arenen eingesetzt. Andere Exoten galten als kulinarische Delikatesse oder befriedigten die Prunksucht ihrer Besitzer.
Im Mittelalter gelangten exotische Tiere durch die Kreuzzüge und Eroberungsreisen nach Europa und bildeten die Basis für die so genannten "Menagerien" von Kaisern und Königen. Eine der ersten Menagerien befand sich 1235 im Tower von London. König Heinrich III. von England hielt sich dort exotische Tiere, darunter auch Elefanten.
Im "Tower of London" gab es auch einen Privatzoo des englischen Königs
Solche Menagerien sind die Vorläufer der heutigen Zoologischen Gärten. Sie waren an den Hof des Herrschers angegliedert und symbolisierten Macht und Einfluss.
Außerdem boten sie der Gesellschaft bei Hof die Möglichkeit, sich zu zerstreuen und Unterhaltungen etwas abseits der Gesellschaft zu führen. Wie selbstverständlich gehörten Tiere in die künstlich angelegten Gartenlandschaften.
Das Sammeln seltener und wilder Tiere war beim Hochadel in Mode gekommen. Das Volk durfte die Tiergärten höchstens an Feiertagen betreten, wenn überhaupt.
Exoten zur Unterhaltung
Von der Menagerie zum Zoo
Ihren Höhepunkt fanden Menagerien und Zwinger in der Renaissance und im Barock. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ sich auf Schloss Versailles einen ganzen Gebäudekomplex für die Haltung von Tieren bauen. Die Käfige waren extrem eng. Über artgerechte Tierhaltung dachte man kaum nach.
Dennoch hatte diese Menagerie einiges mit den modernen zoologischen Gärten gemeinsam: die Idee einer Käfiglandschaft mit Tieren, die man im Alltag kaum zu sehen bekommt.
Für die Menagerien wurden viele wilde Tiere herbeigeschafft
Der älteste heute noch existierende Zoo ist der Tiergarten Schönbrunn in Wien, der 1752 von Kaiser Franz Stephan I. und Maria Theresia erbaut wurde. Im 19. Jahrhundert folgten weltweit zahlreiche weitere Gründungen von zoologischen Gärten. In Deutschland eröffnete 1844 in Berlin der erste zoologische Garten.
Mittlerweile finden sich Tiergärten auf jedem Kontinent der Erde. Die Gesamtzahl der Zoos wird weltweit auf mehr als 10.000 geschätzt.
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 19.07.2019)
Quelle: SWR/WDR