Das helle Licht der Straßenlaternen scheint nachtaktive Insekten magisch anzuziehen. Uns Menschen bieten die erleuchteten Städte und Straßen zwar Sicherheit, aber unzählige Käfer, Falter, Motten und Fliegen lassen jede Nacht an den Lampen ihr Leben. Sie schwirren um die heiße Lichtquelle, bis sie schließlich in ihr verglühen.
Dabei werden sie zu Opfern ihres eigenen Orientierungssinnes, denn sie halten das künstliche Licht fälschlicherweise für den Mond. Der Mond hilft vielen nachtaktiven Insekten nämlich dabei, geradeaus zu fliegen.
Dabei machen sie sich ein Phänomen zu Nutze, das viele von uns schon am eigenen Leib erfahren haben: In einer mondhellen Nacht kann man schier endlos mit dem Auto geradeaus fahren, ohne dass sich die eigene Position zum Mond im geringsten zu ändern scheint.
Stellt man sich den Mond als Mittelpunkt eines gigantischen Kreises vor, so ist die mit dem Auto zurückgelegte Strecke so gering, dass sich der Winkel zum Mond beim Fahren gar nicht ändert.
Genau dieses Prinzip nutzen auch nachtaktive Insekten: Indem sie ihren Winkel zum Mond konstant halten, fliegen sie geradeaus. Das funktioniert aber nur so lange, wie sich das Insekt auch wirklich am Mond orientiert.
Verwechselt es eine Straßenlaterne mit dem Mond, hat das fatale Folgen: Bei einer nahegelegenen Lichtquelle führt der Flug im konstanten Winkel zur Lampe nicht zu einer Geraden, sondern zu einer Spirale, die direkt in der Lampe endet.
(Erstveröffentlichung 2003, letzte Aktualisierung 17.06.2017)
Quelle: SWR