Die kurioseste Zugroute
Die Brutgebiete des Steinschmätzers reichen von ganz Europa bis nach Kanada, Grönland und Alaska. Eigentlich gäbe es für die nordamerikanischen Steinschmätzer ideale Überwinterungsbedingungen auf den pazifischen Inseln oder in Mittel- und Südamerika.
Aber die etwa amselgroßen Vögel ziehen nicht etwa südwärts in die nächstgelegenen Winterquartiere, sondern wandern quer durch Asien bis nach Südwestafrika: eine aberwitzig lange Strecke von mehr als 15.000 Kilometern.
Die Zugroute verläuft wahrscheinlich auf den gleichen Pfaden, auf denen sich die Art, die ursprünglich nur in Europa beheimatet war, ausgebreitet hat. Jahreswanderstrecke der Alaska-Steinschmätzer-Population: bis zu 35.000 Kilometer.
Der einsamste Zugvogel
Der Kuckuck sieht seine richtigen Eltern nie. Als Kuckucksei in ein fremdes Gelege geschmuggelt, lässt sich der junge Schmarotzer von seinen Gasteltern hochpäppeln, die meist um ein Vielfaches kleiner sind. Bis das Nest irgendwann zu klein wird.
Und dann geschieht etwas Erstaunliches: Ohne Flugunterricht flattert der kleine Kuckuck los und macht sich ganz alleine auf in Richtung Winterquartier. Egal, ob er von Nichtziehern wie Zaunkönigen oder Teilziehern wie Rotkehlchen großgezogen wurde. Sein Verhalten macht besonders deutlich, dass Zugzeitpunkt, -richtung und -dauer angeboren sind.
Einer der winzigsten Zugvögel
Der Rubinkehl-Kolibri ist nur wenige Zentimeter groß, vergleichbar mit einer großen Hummel. Und so hört sich das auch an, wenn er im Schwirrflug vor einer Blüte steht und Nektar nascht. Gerade mal vier Gramm schwer, schafft er es trotzdem, auf seiner Zugroute von Kanada nach Costa Rica den Golf von Mexiko im Non-Stop-Flug zu überqueren. 1000 Kilometer ohne Rast.
Physiologische Messungen haben ergeben, dass der Vogel-Winzling diese Strecke eigentlich gar nicht durchstehen kann. Des Rätsels Lösung: Die Forscher maßen den Energieverbrauch des Vögelchens beim Schwirrflug. Während des Zuges schaltet der Kolibri aber auf eine wesentlich energiesparendere Flugtechnik um, die mit deutlich weniger Flügelschlägen auskommt.
Von Kanada bis nach Costa Rica schafft es dieser Kolibri
Die weiteste Zugstrecke
Schon das "Design" verrät: Bei der Küstenseeschwalbe handelt es sich um einen ausgeprägten Langstreckenzieher. Aerodynamischer Körperbau, charakteristisch gegabelte Schwanzfedern und lange gewinkelte Flügel: windschnittig und ideal zum Segeln.
Die Küstenseeschwalbe ist der Zugvogel mit der längsten Zugstrecke. Bereits bei der Hinreise legt sie mehr als 20.000 Kilometer zurück, vom Brutgebiet an den Küsten Grönlands und Alaskas bis zum Winterquartier in die Antarktis. Inklusive Rückflug ist das eine Jahreswanderleistung von bis zu 50.000 Kilometern.
Die Küstenseeschwalbe fliegt am Weitesten
Die höchste Zughöhe
Die Kollision mit einem Vogel während des Fluges ist von allen Piloten gefürchtet. Man könnte denken, in über 11.000 Metern Höhe wäre man zumindest davor sicher. Weit gefehlt: Einem Piloten flog in sage und schreibe 11.300 Metern Höhe über der afrikanischen Westküste ein Sperbergeier ins Triebwerk. Der Geier, der allerdings kein Zugvogel ist, hatte diese Höhe bei außergewöhnlich guten Aufwinden erreicht.
Zugvögel wie Streifengänse überqueren den Himalaja immerhin in 9000 Metern Höhe. Singschwäne und Mauersegler wurden in 8000 Metern Höhe gesichtet. Störche lassen sich von Aufwinden bis in Höhen von 4800 Metern tragen.
Ein Sperbergeier schaffte es bis in 11.000 Meter Höhe
(Erstveröffentlichung 2005, letzte Aktualisierung 25.03.2020)
Quelle: SWR