Wer bio kauft, schützt Fledermäuse
Zum Schutz der Fledermaus und zum Erhalt der Populationen kann jeder etwas beitragen. "Ein ganz wichtiger Faktor ist zum Beispiel der Kauf von Bioprodukten", sagt Sebastian Kolberg, Fledermausexperte beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Denn wer bio kauft, entscheidet sich bewusst gegen den Einsatz von Pestiziden auf den Feldern – das bedeutet mehr Insekten und damit mehr Nahrung für die Fledermäuse. "Vielen ist überhaupt nicht bewusst, welchen Beitrag sie durch den eigenen Konsum leisten können", sagt Kolberg.
Wer einen Garten hat, gärtnert am besten giftfrei. Viele heimische Pflanzen locken Insekten an, das freut die Fledermaus. "Noch besser ist es, wenn viele nachtblühende Arten angepflanzt werden, die ziehen nachtaktive Insekten an – ein Festmahl für Fledermäuse", sagt Kolberg.
Der Garten sollte so artenreich wie möglich gestaltet sein. Fledermausfreundliche Pflanzen sind unter anderem Schneeball, Holunder, Nachtkerze, Phlox, Weidenröschen oder Stechapfel. Auch Kräuter wie Salbei, Minze, Majoran oder Zitronenmelisse sind bestens geeignet.
Der Nabu bietet auf seiner Internetseite eine Liste mit allen geeigneten Pflanzen an.
Fledermäuse lieben Mücken, und Mücken lieben Wasser. Ein Teich oder eine Tonne mit Wasser sind daher ebenfalls eine hervorragende Idee, um den Tisch für die Fledermäuse zu decken: Bis zu 4000 Mücken pro Nacht verschlingt alleine eine Zwergfledermaus.
Fleißiger Mückenvertilger: die Zwergfledermaus
Spezielle Fledermauskästen können eine Hilfe in der Not sein
Fledermäuse, die sich an Häusern einrichten – im Gemäuer, unterm Dach, in Mauerritzen oder Rollläden – stellen keinerlei Gefahr dar.
Viele Menschen denken, dass die Tiere Schaden am Bauwerk anrichten, doch dem ist nicht so. Denn: "Die hängen da wirklich einfach nur rum", sagt Sebastian Kolberg.
Wer ein Quartier bei sich zu Hause oder in der Umgebung findet, informiert am besten die Nabu-Gruppe vor Ort. Die haben einen regionalen Fledermausbetreuer, der sich meist sehr freut über ein neues Quartier zur Beobachtung.
Gut für den Vermieter: Fledermäuse halten das Haus frei von Käfern und Insekten. Ein Nachteil sind die Unmengen Kot, die die Tiere fallen lassen. Der ist allerdings geruchsneutral und daher höchstens optisch störend.
Ungefährlicher Hausgast
Da Wohnstätten für die Fledermäuse immer mehr zur Mangelware werden, kann ein spezieller Fledermauskasten im Garten oder am Haus eine echte Hilfe in der Not sein. Diese Kästen gibt es beim Nabu, in Zoofachgeschäften oder online. Wer Muße hat, kann selbst einen bauen, im Internet finden sich zahlreiche Anleitungen.
Egal, wo der Kasten hingehängt wird: Es sollte mindestens drei Meter hoch und damit sicher vor Attacken von Katzen oder Mardern sein. Auch direkte Sonneneinstrahlung sollte man nach Möglichkeit vermeiden.
Die Tollwutgefahr ist geringer, als man denkt
Eine warme Sommernacht, das Fenster im Schlafzimmer steht offen und plötzlich kreist eine Fledermaus hektisch übers Bett: Es passiert immer wieder, dass sich die Flattertiere in menschliche Wohnräume verirren.
Die beste Technik, um sie wieder loszuwerden, erfordert etwas Geduld. Das Licht ausmachen, die Tür zu anderen Räumen schließen und das Fenster so weit wie möglich öffnen. Wenn das Wetter draußen gut ist, lockt es die Fledermaus über kurz oder lang und sie fliegt wieder los, zur Jagd.
"Wichtig ist, dass man genau dieses Fenster in den nächsten Tagen geschlossen hält, denn die Fledermaus merkt sich, wo sie unterkommen kann und versucht es dort wieder", sagt Sebastian Kolberg.
Macht es sich die Fledermaus jedoch zu gemütlich in Schlaf- oder Wohnzimmer, kann man sie auch händisch rausbringen. Dafür sollte man jedoch ein Handtuch oder dicke Handschuhe benutzen.
Eine Kleine Hufeisennase hängt in ihrem Winterquartier
"Fledermäuse sind Wildtiere und können als solche Krankheiten übertragen", sagt Kolberg, "es ist daher sinnvoll, sich vernünftig zu schützen, ohne sich gleich zu viel Sorgen zu machen."
Die oft zitierte Tollwut kann zwar tatsächlich von Fledermäusen übertragen werden, doch das geschieht sehr selten. Es handelt sich dabei um einen anderen Stamm als bei der Fuchstollwut, und der ist fast nur in der Breitflügelfledermaus zu finden.
Das Virus kann nur bei einem Biss übertragen werden, Anfassen allein genügt dafür nicht. Und auch dann muss genug in die Wunde gelangen, um eine Infektion zu ermöglichen.
Wer eine Fledermaus von Hand nach draußen bringt, sollte auch noch aus einem anderen Grund vorsichtig sein: Die Tiere sind sehr zart und zerbrechlich. Ein zu beherztes Zupacken könnte sie verletzen.
(Erstveröffentlichung 2017. Letzte Aktualisierung 24.08.2020)
Quelle: WDR