Im 17. Jahrhundert zog es alle, die Rang und Namen hatten, an den Hof des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. Rund 10.000 Personen, darunter Hunderte aus dem französischen Adel und Hochadel, hielten sich im Versailler Schloss auf und stritten um die Aufmerksamkeit des Königs.
Um den Adel zu beschäftigen und bei Laune zu halten, wurde jede noch so kleine Handlung des Königs zur Zeremonie gemacht. Aufstehen, Schlafengehen, Abendessen, Kirchgang oder Spaziergang: Es war genau geregelt, wer woran teilnehmen durfte und welchen Abstand zum König er einzuhalten hatte.
Am Hof von Ludwig XIV war alles genauestens geregelt
Selbst den Gang auf die Toilette verrichtete Ludwig XIV. in Anwesenheit seiner Mätresse Madame Maintenon sowie der Würdenträger, Fürstinnen und Fürsten von Geblüt und Minister.
Eifersüchtig wachten die Adeligen am Hof über solche Privilegien. Man stritt darüber, ob ein bestimmter Fürst beim Aufstehen der Majestät dessen Hand berühren durfte oder ob ein bestimmter Adeliger tatsächlich so nah an der königlichen Tafelrunde speisen konnte.
Durch die Vielzahl der Adeligen kam es immer wieder zu Verwechslungen, die für böses Blut sorgten. Um dies in Zukunft zu verhindern, heftete man den Höflingen Zettel an die Kleidung, auf denen ihr Rang verzeichnet war.
Diese Zettel – auf Französisch: "étiquette" – sind der Grund, warum wir heutzutage noch bei gutem Benehmen von "Etikette" sprechen.
(Erstveröffentlichung 2004. Letzte Aktualisierung 22.07.2019)
Quelle: WDR