Das Leben in der DDR
Nachrichtensendungen in Ost und West
Zwei Staaten, zwei Nachrichten-Sendungen: Im Westen die Sendung "Tagesschau", im Osten die "Aktuelle Kamera". Die eine um 20 Uhr, die andere um 19.30 Uhr. Beide wurden 1952 erstmals ausgestrahlt und beide prägten die politische Berichterstattung.
Von Natalie Muntermann und Christoph Teves
Unterschiedliche Darstellungen
Während sich der öffentlich-rechtliche Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR), der die "Tagesschau" anfangs produziert, nach britischem Vorbild am Ideal einer objektiven Berichterstattung orientiert, fungiert die "Aktuelle Kamera" oft als Propaganda-Instrument der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).
Vergleicht man die Berichterstattung zu einem bestimmten Ereignis, wie etwa dem Bau der Berliner Mauer 1961 oder den Flüchtlingswellen aus der DDR im Sommer 1989, meint man, es handele sich um zwei verschiedene Sachverhalte – so unterschiedlich ist die Darstellung.
Aktuelle Kamera
Die Hauptnachrichtensendung der DDR stand von Beginn an unter der Kontrolle des Staates, vor allem durch das SED-Politbüro. Für freien, unabhängigen Journalismus war in der Aktuellen Kamera kein Platz. Berichtet wurde über Zentralkomitee, die Partei und über die Erfolge des Sozialismus. Über das Fernsehen wurde der Klassenkampf für die kommunistische Idee fortgesetzt.
Die Zuschauer freilich zog die Aktuelle Kamera nicht an: Statt Quotenrenner war sie für die meisten ein Abschalter. Erst im politischen Tauwetter zum Ende der 1980er-Jahre konnte sich die Redaktion der staatlichen Kontrolle entziehen und freier berichten.
Nachrichtensprecherin Angelika Unterlauf
Tagesschau
Dass sich die Tagesschau eine andere Art des Nachrichtenjournalismus auf die Fahnen schrieb, dafür sorgten nach dem Zweiten Weltkrieg die Vorgaben der westlichen Alliierten. Der Rundfunk in der Bundesrepublik sollte unabhängig, föderal und möglichst staatsfern organisiert sein. So konnten und sollten auch die Nachrichtenmacher frei und unparteilich berichten.
Bis Ende der 1950er-Jahre bestand die Tagesschau nur aus Filmbeiträgen mit Text. Einen Sprecher, der die Nachrichten verlas, gab es damals noch nicht. Erst 1959 betrat "Mister Tagesschau" Karl-Heinz Köpcke das Nachrichtenstudio – und wurde schnell zum Markenzeichen der westdeutschen Nachrichten.
Markenzeichen der Tagesschau: Karl-Heinz Köpcke
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 11.03.2021)
Quelle: WDR